Riesen-Spektakel am ersten Volksfestwochenende: der historische Umzug mit rund 4500 Teilnehmern begeisterte 160 000 Zuschauer in Cannstatt. Und Wilhelm I. war auch dabei. Samt Ehefrau Katharina.

Stuttgart - Wenn der Cannstatter Volksfestverein zum Umzug bittet, strahlt die Sonne. Das hat Tradition. Auch jetzt beim Historischen Volksfestumzug, der am Sonntag unter besten äußeren Bedingungen durch Cannstatt zog als Teil der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des Festes. Vorausschauend wie vor 200 Jahren, als König Wilhelm I. und seine Frau Katharina das Volksfest ins Leben riefen, verhielt sich das Königspaar auch beim Umzug. Es reiste mit der Stadtbahn an und wieder ab. „Das geht am schnellsten“, sagte der König. Schließlich waren er und seine Frau auch auf dem Schlossplatz beim Historischen Volksfest gefragt, wo sie den Besuchern die Beweggründe für ihre wegweisende Handlungen näherbrachten.

 

„Es ist schön, dass wir solche tollen Persönlichkeiten darstellen dürfen“, sagt Stefan Müller-Doriat im Königs-Outfit. Vanessa Lebenführ hat sichtlich Spaß als Katharina. Sie mimt perfekt den russischen Akzent nach. In ihrer Kutsche winken sie dem Volk majestätisch zu; der Volksfestverein sprach von 200 000 Besuchern entlang der 4,2 Kilometer langen Strecke.

Die zwölf historischen Festwagen kosteten 100 000 Euro

Die weiteste Anreise hatte der Volksfestverein aus Philadelphia/USA hinter sich. Bereits 1873 feierte er in Übersee das erste Volksfest. 52 der knapp 1000 Mitglieder waren angereist, um hier mitzuwirken. „Das gehört sich so“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Jauss in bestem Schwäbisch.

Der Ulmer Schifferverein ist nur in seiner Heimat aktiv. Doch zum Volksfestjubiläum wurde eine Ausnahme gemacht. „Da wir schon 1841 beim Umzug dabeiwaren, hat der Vorstand beschlossen, wieder mitzumachen“, sagt die Vereinsvorsitzende Susanne Grimmeiß. „Es ist uns eine Ehre.“ Mit einer Abordnung von 46 Personen, alle Nachfahren der alten Zunft, begleitet von der Stadtkapelle Jungingen in der Tracht der Reichsstadtgrenadiere und einer Zille, der Prunkstück der Ulmer Schifferfrauen, bereicherten sie den Umzug, der im Wesentlichen eine Replik des historischen Festzuges von 1841 zum 25-jährigen Thronjubiläum von Wilhelm I. darstellte. Zwölf Festwagen waren mit einem Aufwand von 100 000 Euro dem historischen Vorbild nachempfunden.

Mehr als zweieinhalb Stunden hatten die Besucher ihre wahre Freude. „Supertoll“, „absolut sehenswert“, „beeindruckend“ lauteten die Kommentare. Organisator Wulf Wager hatte ein gutes Händchen bei der Zusammenstellung bewiesen. Rundum zufrieden war auch Robert Kauderer, der Vereinsvorsitzende. „Die Mühen haben sich gelohnt, es war großartig.“