Die Klinkermühle in Filderstadt war einst die Anlaufstelle für Bauern, um ihr Getreide zu Mehl verarbeiten zu lassen. Der heutige Eigentümer Walter Goll erinnert sich an längst vergangene Tage.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Gottlob Straub fuhr einst durch Bernhausen, Sielmingen und Harthausen, holte bei den Bauern deren Getreide ab und mahlte es in der Klinkermühle. Nach einer Woche bekamen die Bauern ihr Mehl. Das war Gottlob Straubs Alltag. Er war der letzte Müller der Klinkermühle, die im Tal zwischen den Filderstädter Ortsteilen Bernhausen und Sielmingen liegt. 1990 ist er gestorben.

 

„Als Kind bin ich immer mitgefahren“, erzählt Straubs Neffe Walter Goll, der mittlerweile im Besitz der Klinkermühle ist. „Die Mühle war mir wichtiger als alles andere.“ Auch wenn er selbst kein Müller geworden sei. Nach der Schule habe er seinem Onkel immer geholfen. Unter anderem kletterte er in die Mischmaschinen, um diese zu säubern. „Da musste ein Kind rein“, sagt Goll, Erwachsene waren schlicht zu groß. Lange Zeit wurde die Klinkermühle durch das Wasser des Fleinsbachs und ein fünf Meter hohes Mühlrad angetrieben. Allerdings sei der Bach „ein schlechter Energielieferant“ gewesen, erinnert sich Goll. Häufig habe er zu wenig Wasser geführt.

Nach einem Brand im Jahr 1928 wurde das Wasserrad schließlich nicht mehr neu errichtet, da bereits 16 Jahre zuvor Elektrik als neue Energiequelle hinzugekommen worden war. Von 1959 an war die Klinkermühle dann eine vollautomatische Mühle.

Der Bach ist ein schlechter Energielieferant gewesen

Die damals eingebauten Mahlwerke finden sich noch heute in der Klinkermühle, aber mittlerweile stehen dort auch Tische, Stühle sowie weitere Sitzgelegenheiten. „Es ist alles wie früher, wir haben nur Möbel dazugestellt“, sagt Monika Staudinger, die die Klinkermühle gemeinsam mit ihrem Mann Benjamin seit 2016 gepachtet hat und dort nun eine Bio-Bäckerei samt Café betreibt. Die Mahlwerke funktionieren noch. Die Familie hat sich aber gegen eine Nutzung als Mühle entschieden. „Das hätten wir nicht realisieren können. Wir sind keine Müller, sondern Bäcker“, sagt die 54-Jährige. Sie und ihr Mann haben sich auf Urgetreide spezialisiert und verkaufen ausschließlich Bio-Backwaren.

Die älteste namentliche Nennung der Klinkermühle stammt aus dem Jahr 1772, aber bereits mehr als zwei Jahrhunderte früher wurde 1565 von der „Glenckenmühle“ berichtet, was als erste bekannte Nennung der Klinkermühle gilt. Als frühestes historisches Datum wurde eine Inschrift aus dem Jahr 1449 festgehalten, welche jedoch beim Abbruch des Gebäudes 1925 verloren ging. Über die Gründung wurden bislang keine Daten gefunden. „Ich suche schon einige Zeit nach Quellen über die Anfänge“, sagt der Stadtarchivar Nikolaus Back, der mit der Spurensuche nicht aufhören möchte.