Rudolf Yelin der Ältere war vor allem als Glasmaler bedeutend. Er gestaltete zahlreiche Kirchen in ganz Deutschland mit – auch die evangelische Lukaskirche in Kirchberg an der Murr.
Jesus sprach sie am Ufer des Sees Genezareth auf einem Hügel: die Bergpredigt. Sie enthält in konzentrierter Form seine geläufigsten ethischen Lehren. Das Vaterunser, die Seligpreisungen, das Gebot der Feindesliebe, die „Goldene Regel“: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Nach Theologen legt Jesus für die Jünger, die ihm auf den Berg gefolgt sind, den Willen Gottes in der Tora neu aus, den zentralen jüdischen Schriften. Kaum verwunderlich, dass sie auch in der Kunst, insbesondere der Kirchenkunst eine Rolle spielt. Rudolf Yelin der Ältere malte diese biblische Szene immer wieder, etwa für die evangelische Lukaskirche in Kirchberg an der Murr. Sein Tafelbild des predigenden Jesus prangt dort über der Kanzel der Saalkirche. Die besteht aus einem Langhaus von 1779, das nach Westen verlängert wurde, und einem östlichen Chorturm. Den Innenraum, wie er heute ist, entwarf der Architekt Heinrich Dolmetsch im Jahr 1905.
Da war Rudolf Yelin d. Ä. bereits ein gefragter Kirchenmaler. Am 14. August 1864 in Reutlingen geboren, besuchte der Sohn eines Guano-Fabrikanten, also Düngerherstellers, zunächst das Kloster Schöntal und studierte am Tübinger Stift Theologie, um Pfarrer zu werden. Er folgte so dem Wunsch seiner Eltern, beide Pfarrerskinder. Doch noch vor seinem 20. Geburtstag brach er das Studium ab und wandte sich der Kunst zu. Yelin d. Ä. zog in die damalige deutsche „Kunsthauptstadt“, in das „leuchtende“ München, um Maler zu werden. Auch am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main nahm er Unterricht.
Kanzel in der Kapelle des Stuttgarter Diakonissenstifts gestaltet
Sechs Jahre danach startete er seine Karriere als selbstständiger Künstler. Wobei ihm seine theologische Ausbildung zugute kam für seine Sakralkunst. Zu seinen ersten Arbeiten gehörten Bücherillustrationen oder die Gestaltung der Kanzel in der Kapelle des Stuttgarter Diakonissenstifts. Größere Aufträge folgten, etwa Wandgemälde für die Friedhofskapelle in Reutlingen – von Heinrich Dolmetsch erbaut – oder Wandmalereien der Stiftskirche in Stuttgart.
In der heutigen Landeshauptstadt ließ sich Yelin denn auch nieder. Dort erblickten die Söhne Ernst und Rudolf das Licht der Welt. Die beiden sollten sich auch einen Namen machen als Bildhauer respektive Glasmaler. Ihr Vater Yelin d. Ä. wurde in den Gefilden der Glasmalerei eher zufällig renommiert: Er übernahm und stellte die Fenster für die Stuttgarter Garnisonskirche fertig.
Sogar in Irland gearbeitet
Von 1895 an wurde er mit Glasmalereien in ganz Deutschland beauftragt. War es damals üblich, dass Glasfenster von zwei Personen hergestellt wurden – vom entwerfenden Maler und dem das Design umsetzenden Glasmaler –, trug Yelin selbst auf das farbige Glas das Schwarzlot auf, eine Farbe mit Mineralpigmenten verteilt in einer Glasmasse. Das war in den Werkstätten möglich, mit denen er kooperierte, wie mit der Stuttgarter Firma Saile. „In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges schuf Rudolf Yelin mehr als 100 meist großformatige Entwürfe für Fensterbilder in Kirchen in vielen Teilen Deutschlands“, heißt es auf den Seiten der Evangelischen Kirche in Württemberg.
Sogar in Irland sind Beispiele seines Schaffens zu sehen. Naturnah kommen seine Werke auch dort daher; seinem Stil blieb Yelin, der 1940 in Stuttgart starb, sein künstlerisches Leben lang treu.