Historisches aus Marbach Die schwäbischen Wurzeln von Queen Elisabeth II.

Auf du und du mit dem Dichter: Königin Elisabeth II. vor Johann Heinrich Danneckers Schillerbüste bei ihrem Marbach-Besuch. Foto: dpa

Abertausende Menschen säumten die Straßen, als die englische Königin Queen Elizabeth II. im Mai 1965 Marbach besuchte. Damals entstand eine Legende.

„ Where are the horses?“ Es ist eine Legende, dass Queen Elizabeth II. nach den Pferden gefragt haben soll, als sie am 24. Mai 1965 Marbach am Neckar besuchte. Dennoch wird diese Anekdote immer wieder gerne erzählt. Freilich wusste die Pferdenärrin, dass sie nicht das berühmte Gestüt gleichen Namens auf der Schwäbischen Alb besuchte, sondern die Geburtsstadt des Dichters Friedrich Schillers. Recherchen zeigen, dass das Zitat wahrscheinlich von der Berliner „B.Z.“ vom 25. Mai 1965 der Queen in den Mund gelegt wurde.

 

Dort ist auch von „Schwabenstreichen“ die Rede angesichts des Besuchsprogramms der Königin. Der Pleidelsheimer Otto Thumm, der beim Besuch der Queen dabei war und filmte, berichtete gegenüber dem SWR, dass die Reporter anschließend in fröhlichem Umtrunk in einem der guten Lokale gewesen hätten. „In Wirklichkeit war längst schon genau abgesprochen, was die Königin sieht und dass sie in Marbach also keine Pferde trifft, sondern die Daten von Schiller und Maria Stuart und so weiter.“ Unterlagen zum Besuch befinden sich auch im Staatsarchiv Stuttgart, im Stadtarchiv Marbach Presseberichte und Fotos, darunter ein Fotoalbum aus dem Nachlass von Bürgermeister Hermann Zanker.

30 Minuten soll Elizabeth II. im Schiller-Nationalmuseum geweilt haben, wo eigens eine neue Ausstellung für sie konzipiert worden war über Schiller und Englands Einfluss. Auch die Aussicht auf den Neckar und hinüber nach Benningen habe sie goutiert. Danach ging es 15 Minuten in das Geburtshaus des Dichters. Darüber war in der „Marbacher Zeitung“ zu lesen, dass die Königin interessiert Schillers Handschriften sowie das bescheidene Milieu und die Küche begutachtet habe. An ihrer Seite an diesem Tag: Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger, mit dem sie in einem Mercedes-Cabrio fuhr – Prinz Philip saß im Auto dahinter – durch die Straßen, die gesäumt waren von unzähligen Menschen. Im Schritttempo bewegte sich der Konvoi vorwärts mit geöffnetem Autodach. Das sollte laut Protokoll eigentlich geschlossen bleiben nach dem Geburtshaus-Besuch. Aber weil die Menschen die Queen sehen wollten, ließen es die Organisatoren wieder öffnen.

War doch die 39-jährige Queen erstmals offiziell in Deutschland. Elf Tage bereiste sie es kreuz und quer mit ihrem Ehemann Prinz Philip. Das Paar erwartete neben der Bundesregierung acht Länderregierungen, acht Parlamentspräsidenten, 15 Stadtoberhäupter und 14 kalte Buffets. Empfänge morgens, mittags und abends sowie Goldene Bücher in 18 Städten. Die Tour war der lang erwartete Gegenbesuch zu jenem von Bundespräsident Theodor Heuss, der 1958 nach England gereist war. Die Königin erklärte denn auch in ihrer Rede im weißen Saal des Neuen Schlosses Stuttgart: „Ich bedauere nur zutiefst, dass Bundespräsident Heuss nicht mehr unter uns ist und mir seine Heimat zeigen kann, von der er mir in London bei seinem Besuch erzählt hat. Und er hatte mich daran erinnert, dass schwäbisches Blut in meinen Adern fließt.“ Hieß doch Elizabeths II. Großmutter väterlicherseits Mary von Teck, die 1893 König George V. heiratete. Der Großvater von Mary von Teck wiederum war Alexander von Württemberg, der die württembergische Nebenlinie der Herzöge von Teck begründete.

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