Der Verein Garnisonsschützenhaus arbeitet weiter daran, das Gebäudeensemble für die Menschen zu öffnen. Derzeit stagniert das Projekt aber etwas. Die Sanierung des denkmalgeschützten Haupthauses ist aufwendig.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Der Schuppen hinter dem Garnisonsschützenhaus soll noch in diesem Jahr restauriert werden. 170 Jahre alt ist das Gebäude, eine umfangreiche Sanierung sei des nötig. „Den Charme wollen wir aber erhalten“, sagt Reinhard Schmidhäuser, Vorsitzender des Vereins Garnisonsschützenhaus. Gemeinsam mit der Stadt plant der Verein den Schuppen und das historische Gebäudeensemble am Dornhaldenfriedhof wieder herzurichten. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten am Schuppen beginnen, sagt Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart.

 

Die Sanierung von Garnisonsschützenhaus und Wohnhaus verschiebt sich auf nächstes Jahr

Das eigentliche Vorhaben, nämlich das denkmalgeschützte, rote Backsteingebäude mit den grünen Fensterläden und das dazugehörige Wohnhaus zu restaurieren und für die Menschen zugänglich zu machen, stagniere hingehen etwas, beklagt Schmidhäuser. Bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Tag des Denkmals habe man knapp 350 Leute „durchgeschleust“. „Das Feedback war auf unsere Pläne war sehr positiv.“ Aus dem Rathaus heißt es aber: „Das geht alles nicht so schnell wie gewünscht“, sagt Matis. Der Schadensgutachter und der Statiker sind schon am Werk. Aber: „Dieses Jahr können wir wohl nicht mehr mit der Sanierung starten“, sagt Matis.

Im Jahr 2014 hatte eine Gruppe von Künstlern, Kreativen und Historikern das leer stehende Gebäude nahe des Friedhofs entdeckt und in einem offenen Brief die Stadt und die Lokalpolitik darauf aufmerksam gemacht. Die Idee der Gruppe war, einen öffentlichen Ort daraus zu machen. Der Arbeitstitel war damals: „Haus der Stille.“ Mit der Gründung des Vereins haben die Mitglieder dies in „Raum für Stille“ umbenannt. Denn eines war ihnen schnell klar: eine öffentliche Nutzung sollte unter dem Aspekt erfolgen, die Umgebung des Gebäudes aufzugreifen, nämlich die Friedhofsnähe, aber auch die Lage mitten im Landschaftsschutzgebiet.

Die Stadt wollte das Gebäude ursprünglich verkaufen

Das denkmalgeschützte Objekt ist im Besitz der Landeshauptstadt. Lange stand es auf der Liste derjenigen Objekte, welche man gerne veräußert hätte. Nachdem die letzten Mieter ausgezogen waren, – das ist etwa zehn Jahre her – verfiel das Gebäude zusehends, bis die Initiative im Frühjahr 2014 auf das rote Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden aufmerksam wurde. Der Gemeinderat räumte der Gruppe trotz Bedenken der Verwaltung damals eine zeitlich befristete Chance ein, das Projekt zu stemmen. Im Jahr 2016 haben einige engagierte Ehrenamtliche dann einen Verein gegründet.

Einiges ist seitdem passiert an dem abgelegenen Objekt. Neben dem Schuppen haben die Vereinsmitglieder inzwischen auch den kleinen Garten hübsch gerichtet. Auch der Naturschutzbund (Nabu) habe sich beteiligt, sagt Schmidhäuser. „Wir kooperieren viel mit anderen Vereinen.“ Zwei Ausstellungen haben sie bereits dort auf die Beine gestellt, eine zum Thema Trauer und eine über Insektenschutz. Derzeit läuft noch bis zum 30. Juni die erweiterte Naturausstellung „Von Bäumen und Bienen“.

Der Verein hat auch die Geschichte aufgearbeitet

Besucher, die sich für die Geschichte des Gebäudes interessieren, finden ebenfalls in dem Schuppen interessante Neuigkeiten. Bertram Maurer, Historiker und Vereinsmitglied, hat sich dazu deutschlandweit auf Spurensuche begeben und dann das Buch „Die Geschichte der Dornhalde. Vom Schießplatz zum Friedhof“ geschrieben.

Wichtig ist den Vereinsmitgliedern aber – inzwischen sind sie knapp 70 Leute – dass sich viele Stuttgarter an der Gestaltung und Bespielung des Ortes beteiligen. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung hat deshalb im Februar eine Klausurtagung stattgefunden. „Wir wollen das Engagement weiter ausbauen“, sagt Schmidhäuser. Ihre weiteren Pläne? Das Garnisonsschützenhaus denkmalgerecht sanieren, um es langfristig zu erhalten. Danach will der Verein es für die Bürger öffnen, ein kleines Café soll unbedingt dabei sein, aber auch Wohnraum.

Insgesamt, so Schmidhäuser, soll es eine Mischung aus Veranstaltungs- und Gedenkort sein. Zudem soll es ein Ort für Trauergesellschaften sein ebenso wie für Kindertagesstätten und Schulen, die ihren Kindern die Natur näher bringen wollen. „Klar ist aber auch: es soll hier kein Dauerlärm entstehen“, sagt Schmidhäuser. „Wir wollen keinen florierenden Betrieb.“ Es soll eine Erholungsort sein, der im Kontrast zum Dauerlärm der Stadt stehe. Und, der Verein richte das alles nur her. „Wir bereiten etwas vor, andere gestalten etwas und wieder andere nutzen es“, ergänzt Johanna Moltmann-Hermann, die zweite Vorsitzende des Vereins.