Und was ist mit dem Göckele?
Das kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufs Volksfest. Der Göckelesmaier war der Erste, der das im großen Stil angeboten hat. Früher gab’s Sauerkraut mit Rauchfleisch, Metzelsuppe, Steckerlfisch, Siedfleisch und Kässpätzle. Sowie Deien.
Bitte was?
Jetzt bin ich aber enttäuscht. Sie kennen das nicht? Das ist der schwäbische Flammkuchen. Und den wird es natürlich beim historischen Volksfest geben.
Und Sie lassen wieder Bären tanzen?
Nur auf Bildern. Wir haben aber auch Tiere, alte württembergische Rassen zum Bestaunen und Streicheln. Aber natürlich alles im Einklang mit dem Tierschutz. Und wir haben einen Flohzirkus.
Das gibt’s tatsächlich?
Ein einziges Geschäft gibt es noch in Deutschland. Der Schausteller kommt aus Franken, und seine Familie macht das seit Jahrhunderten. Es sind lebende Flöhen, die Fußball spielen und Kutschen ziehen.
Wie haben Sie die historischen Geschäfte und Karussells aufgetrieben?
Ich war hier nur Ideengeber. Die Veranstaltungsgesellschaft in. Stuttgart als durchführende und organisierende Institution des historischen Volksfests auf dem Schlossplatz kümmert sich auch um die Schaustellerattraktionen von damals. Fahrgeschäfte gibt es noch einige. Aber das Interesse an der Historie wächst. Nehmen Sie nur die Oide Wiesn in München beim Oktoberfest, wo man die Nostalgie feiert. Deshalb war es wichtig, das wir rechtzeitig planen können. Ansonsten sind die Schausteller ja alle ausgebucht.
Dann planen Sie also eine Kopie der Oiden Wiesn?
Nein, auf keinen Fall. Wir bekommen das liebevoller hin. Und bei uns ist der Eintritt frei. Und wir wollen nicht nur unterhalten, sondern auch Wissen vermitteln. Wir bemühen uns darum, das authentische Flair des Rummels zu vermitteln. So wird es ein ehemaliges Karussellzelt geben, in dem die Geschichte der Feste in bewegten Bildern zu sehen sein wird. Und im Festzelt gibt es traditionelle schwäbische Musik aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Keine Helene Fischer?
Nein, aber Amalie von Stubenrauch.
Bitte wer?
Das war eine Schauspielerin, die Vertraute von König Wilhelm I. und die wichtigste Frau in seinem Leben. Sie pflegte ihn bis zum Tod. Ihr kann man auf dem historischen Volksfest begegnen, sie wird aus ihrem Leben erzählen. Ebenso wie verschiedene Bauern, der König höchstselbst – und neben anderen auch Buffalo Bill.
Buffalo Bill?
Ja, der war 1890 auf dem Wasen mit einer Wildwestshow. Angeblich mit 200 Cowboys, Indianern, 175 Ponys, Pferden und Büffeln.
Da hat man also auch schon gefeiert, bis die Kavallerie kam.
Nicht nur auf dem Wasen, auch auf dem historischen Volksfest braucht es wache Augen des Gesetzes. Aber bei uns muss der Büttel nur zum Schein eingreifen – ansonsten erzählt er von seiner Arbeit und seiner Epoche.