Felix Bosch, der Linksaußen des TV Plochingen II, hatte die Idee zu diesem Spaß- und Protestsong zum Thema Harzverbot, der für eine überwältigende Resonanz sorgt. Der Initiator erklärt im Interview, wie es dazu kam.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - In einem Exklusivinterview mit unserer Zeitung hatte Hassan Moustafa, der Präsident des Handball-Weltverbandes, seinen revolutionären Plan verkündet: Die Abschaffung des Harzes im Handball. Die Empörung darüber war riesig. Die Bezirksklassen-Handballer des TV Plochingen II haben mit einer originellen Idee darauf reagiert: Mit einem Protest- und Spaßsong.

 

Mit ihrem mit Musik unterlegten, professionellen Video „Harzbefehl – ich und mein Harz“ haben die Hobbysportler einen vollen Erfolg gelandet. Schon 300 000 Menschen haben es angeschaut. „Mit der überwältigenden Resonanz haben wir nicht gerechnet. Dieses Video geht um die Welt“, sagt Felix Bosch (31). Der Linksaußen des TVP II hatte die Idee zu dem Projekt.

Herr Bosch, wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, diesen Video-Dreh anzugehen?
Zunächst einmal waren wir, wie alle anderen Handballfreunde auch, ziemlich geschockt über diese Schnapsidee des Weltverbands-Präsidenten. Dann stand im Rahmen unseres Trainingslagers ein Teambuilding-Abend auf dem Programm. Und da ich Musikwart unserer Mannschaft bin, hatte ich die Idee zu einer Parodie des Radio- und Youtube-Hits „Holz“ der Hip-Hopper „257ers“. Meine Mitspieler waren sofort davon begeistert.
Auffallend ist die professionelle Art und Weise Ihres Video. Wie kam diese zustande?
Ich bin zwar hauptberuflich im Vertrieb eines Energieversorgers tätig, nebenbei jobbe ich aber bei einer Filmproduktionsfirma. Dadurch ergab sich dann auch der Kontakt zu einem Tonstudio.
Auch die Sänger-Qualitäten sind beachtlich.
Vielen Dank! Mein Cousin Mathis und ich singen gerne. Vielleicht hängen wir jetzt unser Handballschuhe an den Nagel (lacht). Im Ernst: Zwei weiter Teamkameraden stellten sich als Hintergrundsänger zur Verfügung. Dann ging’s los. Abmischen, Drehbuch schreiben, bei den fünfstündigen Videoaufnahmen war dann die komplette Mannschaft dabei. Dazu kamen noch ein paar klärende Gespräche mit möglichen Sponsoren. Im Hinterkopf hatten wir immer den Zeitdruck.
Warum?
Na ja, zum einen flacht der Hit der „257ers“ in der Charts langsam ab, zum anderen ist das Thema Harzverbot aktuell auf dem Markt, das wird in der Handballszene rauf und runter diskutiert. Und die Botschaft steht natürlich über allem: Jeder Handballer ist für den Erhalt des Harzes.
Das zeigt die Resonanz auf Ihr Video?
Absolut. Es gibt überragende Rückmeldungen. Nationalspieler wie Patrick Groetzki, Jannik Kohlbacher oder Manuel Späth von Frisch Auf Göppingen haben es gelikt, geteilt oder mit positiven Kommentaren versehen. Dieses Handball-Video geht um die Welt.
Um die Welt?
In Schweden, in Frankreich und in der Türkei wurde auf Handball-Seiten darüber berichtet. Chinesen haben es runtergeladen, um Klicks zu bekommen. Und vor kurzem saß eine Freundin von mir im Flugzeug von Singapur nach Sidney und hörte unser Lied. Da stand einer hinter ihr auf – und sagte: Das kenn ich auch.
Wie erklären Sie sich den Riesenerfolg?
Zum einen haben wir ein Thema getroffen, das alle in der Szene bewegt. Außerdem gibt es doch sonst nur einen anderen Handball-Song – den Hit von den „Höhner“ aus dem Jahr 2007 , „Wenn nicht jetzt wann dann“. Ich glaube, die Handball-Gemeinde ist stolz, dass es über unser Lied wieder eine gewisse Verbundenheit unter uns Handballern gibt.
Wie geht’s jetzt weiter?
Am 19. Oktober berichtet der Fernsehsender Sport 1 vor der Liverübertragung der Bundesligapartie TVB 1898 Stuttgart – Rhein-Neckar Löwen in der Scharrena über unseren Videodreh. Darüber freuen wir uns auch sehr.
Und wie läuft es für Ihre Mannschaft weiter?
Zunächst mit dem Bezirksklassen-Spitzenspiel gegen den TSV Neckartenzlingen an diesem Samstag um 18 Uhr. Wir hoffen, dass wir in unserer Schafhausäckerhalle die 40-Zuschauer-Marke diesmal knacken werden.