Der Sprecher des Weißen Hauses will über den Horror des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs in Syrien sprechen. Dabei sagt Spicer, dass nicht einmal Hitler Chemiewaffen eingesetzt habe - später kommt eine Entschuldigung.

Washington - Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, hat in Frage gestellt, dass Adolf Hitler Chemiewaffen einsetzte. Der Diktator Hitler sei nicht so weit gegangen, solche Waffen zu verwenden, erklärte Spicer am Dienstag bei einem Pressebriefing. Hitler ließ während des Holocaust Juden in Gaskammern ermorden. Später entschuldigte sich Spicer zwar für seinen Verweis, doch die Empörung blieb.

 

Bei der Pressekonferenz hatte er versucht, über den Horror des mutmaßlichen Chemiewaffenangriffs in Syrien in der vergangenen Woche zu sprechen. Für diesen macht die Regierung von US-Präsident Donald Trump den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verantwortlich. „Wir benutzten keine Chemiewaffen im Zweiten Weltkrieg“, sagte Spicer. Er fügte hinzu: „Jemand so verachtenswert wie Hitler ... sank nicht einmal zum Einsatz von Chemiewaffen herab.“

Entschuldigung im Fernseh-Interview

Minuten später verteidigte Spicer seine Aussagen. Er versuchte, zwischen Hitlers Vorgehen und dem mutmaßlichen Giftgasangriff auf syrische Zivilisten in der vergangenen Woche zu differenzieren. Bei dem Angriff in Nordsyrien kamen mehr als 80 Menschen um Leben. Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministers Recep Akdag zeigten Tests, dass der Kampfstoff Sarin eingesetzt wurde.

Spicer sagte: „Er (Hitler) hat Gas nicht auf dieselbe Art und Weise gegen sein eigenes Volk eingesetzt, wie es Assad tut. (...) Er hat es in die Holocaust-Zentren gebracht, das ist mir klar. Aber was ich zum Ausdruck bringen will, ist die Art, wie Assad es eingesetzt hat, indem er in die Städte geht und es über den Stadtzentren abwirft.“

In einem Fernsehinterview mit CNN entschuldigte Spicer sich später für seinen „unsensiblen“ und „unangemessenen“ Vergleich. „Es war ein Fehler das zu tun, es war mein Fehler“, sagte er.

Schon nach dem Pressebriefing hatte Spicer eine Stellungnahme an Reporter geschickt. Darin hieß es: „In keiner Weise hatte ich versucht, das schreckliche Wesen des Holocaust abzuschwächen ... Jeder Angriff auf unschuldige Menschen ist verwerflich und unverzeihlich.“

Kritik aus der jüdischen Gemeinde

Nach Angaben des Holocaust-Gedenkmuseums der USA hatten die Nazis Ende 1939 bei der Ermordung von Geisteskranken mit Giftgas experimentiert. Dies wurde als „Euthanasie“ bezeichnet. Später wurden Gaskammern verwendet. Allein im Vernichtungslager Auschwitz wurden täglich bis zu 6000 Juden vergast.

Spicers Aussagen über Hitler riefen in der jüdischen Gemeinde Kritik hervor. Das in New York ansässige Anne-Frank-Zentrum für Gegenseitigen Respekt forderte Trump auf, Spicer zu entlassen. Spicer habe bestritten, dass Hitler Juden während des Holocaust vergaste. Der Sprecher habe „Holocaust-Leugnung“ betrieben, „die beleidigendste Form von Fake News vorstellbar“, erklärte der Exekutivdirektor des Zentrums, Steven Goldstein, in einer Stellungnahme.

Die Chefin der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, sagte, Spicer habe den Horror des Holocaust heruntergespielt. Er müsse entlassen werden. Der demokratische Senator Ben Cardin twitterte, jemand müsse Spicer einen Kurs in Geschichte geben, damit dessen Wissen aufgefrischt werde.