Es muss ein traumatisches Erlebnis gewesen sein. Heck ohne Fernsehen, das war wie ein Auto ohne Rad. Dem Schnellsprecher eilt der Ruf voraus, er bringe das Alte Testament in einem Anderthalbminüter unter. Schon in jungen Jahren hatte ihm seine Mutter geraten: "Erst denken, dann reden." Es war ein weiser Tipp, doch er verhallte ungehört. Oder wie soll man Hecks jüngsten Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse interpretieren?

 

Im Alter von 75 Jahren hat er das getan, was, pardon, wider Willen verrentete Rampensäue gerne tun, um sich wieder in die Schlagzeilen zu katapultieren: Er hat seine Autobiografie ausgeheckt. Sie heißt "Meine Lebensbeichte", und man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, sie enthält kaum etwas, was der Mann mit der Energie von 99 Duracell-Hasen nicht schon verbreitet hatte, als das noch all die Schlagerfreunde interessierte, die keine Aufzeichnung seiner ZDF-Hitparade verpassten.

Carl-Dieter Heckscher, wie der Showmaster mit bürgerlichem Namen hieß, war nach der Schule bei einem Gebrauchtwagenhändler in die Lehre gegangen. Damals jonglierte er mit PS-Stärken. Als Showmaster und Sänger ging er auch mit seinem Privatleben hausieren. Verkaufen konnte er. Was, war egal.

Die Angst vor dem Sprechen aber blieb

Schon x-mal verkauft hat er die Anekdote, die eine Antwort auf die Frage gab, warum Dieter Thomas Heck noch als Twen stotterte - einer der Schlüssel für seinen unstillbaren Hunger nach Anerkennung. Als Sechsjähriger wurde er 1943 bei einem Fliegerangriff in einem Luftschutzbunker unter seinem Elternhaus in Hamburg verschüttet. Eine ganze Nacht lang harrte er alleine eingeklemmt unter Gesteinsbrocken aus. Als er befreit wurde, bekam er kaum noch einen geraden Satz heraus.

Zum ersten Mal erlebte ihn das Publikum von einer völlig neuen Seite. Dieter Thomas Heck weinte. Neben ihm stand seine Frau "Hildchen", gezeichnet von den Folgen einer Krebserkrankung. Doch seine Tränen galten nicht nur ihr. Heck, der nimmermüde Workaholic, weinte auch um sich. Es galt als offenes Geheimnis, dass er nicht freiwillig ging. Die Mainzelmänner hatten ihn in den siebziger Jahren ins Licht der Öffentlichkeit katapultiert. Als Moderator der ZDF-Hitparade wurde er zur Legende. Doch das war lange her.

Der deutsche Schlager, er war schon längst durchs Klofenster gesprungen, wie eine Zeitung nach dem tödlichen Fenstersturz des Sängers Rex Gildo süffisant bemerkt hatte. Versuche, mit Melodien Millionen zu erreichen, lockten immer weniger Zuschauer vor den Bildschirm. Ende 2007 drehte ihm das ZDF den Strom ab. Schluss. Aus. Vorbei.

Er hat seine Autobiografie ausgeheckt

Es muss ein traumatisches Erlebnis gewesen sein. Heck ohne Fernsehen, das war wie ein Auto ohne Rad. Dem Schnellsprecher eilt der Ruf voraus, er bringe das Alte Testament in einem Anderthalbminüter unter. Schon in jungen Jahren hatte ihm seine Mutter geraten: "Erst denken, dann reden." Es war ein weiser Tipp, doch er verhallte ungehört. Oder wie soll man Hecks jüngsten Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse interpretieren?

Im Alter von 75 Jahren hat er das getan, was, pardon, wider Willen verrentete Rampensäue gerne tun, um sich wieder in die Schlagzeilen zu katapultieren: Er hat seine Autobiografie ausgeheckt. Sie heißt "Meine Lebensbeichte", und man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, sie enthält kaum etwas, was der Mann mit der Energie von 99 Duracell-Hasen nicht schon verbreitet hatte, als das noch all die Schlagerfreunde interessierte, die keine Aufzeichnung seiner ZDF-Hitparade verpassten.

Carl-Dieter Heckscher, wie der Showmaster mit bürgerlichem Namen hieß, war nach der Schule bei einem Gebrauchtwagenhändler in die Lehre gegangen. Damals jonglierte er mit PS-Stärken. Als Showmaster und Sänger ging er auch mit seinem Privatleben hausieren. Verkaufen konnte er. Was, war egal.

Die Angst vor dem Sprechen aber blieb

Schon x-mal verkauft hat er die Anekdote, die eine Antwort auf die Frage gab, warum Dieter Thomas Heck noch als Twen stotterte - einer der Schlüssel für seinen unstillbaren Hunger nach Anerkennung. Als Sechsjähriger wurde er 1943 bei einem Fliegerangriff in einem Luftschutzbunker unter seinem Elternhaus in Hamburg verschüttet. Eine ganze Nacht lang harrte er alleine eingeklemmt unter Gesteinsbrocken aus. Als er befreit wurde, bekam er kaum noch einen geraden Satz heraus.

Dieter Thomas Heck überwand später das Stottern, indem er Gesangsunterricht nahm. Schon als Jugendlicher tingelte er von Talentshow zu Talentshow. Die Angst vor dem Sprechen aber blieb. Was erklärt, warum sein Duktus entfernt an das Rattern eines Maschinengewehrs erinnert. Es wurde zu seinem Markenzeichen - erst als Rundfunk-, später als TV-Moderator.

Wie sieht es in einem aus, der als älterer Herr seine eher müden Memoiren mit einer Anekdote würzt, die ihn in den siebziger Jahren die Karriere gekostet hätte? Sein Innerstes nach außen stülpen, ist im Zeitalter von Facebook beinahe zum Trendsport geworden, insbesondere für weniger gefragte Prominente, die nur auf eine Gelegenheit lauern, wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zurückzukehren.

Der Drang zur Selbstentblößung

Die Komikerin Gaby Köster und die ehemalige Viva-Moderatorin Charlotte Roche haben es gerade vorgemacht: Wer eine schwere Krankheit oder Kindheit überwinden musste, geht damit als Autor hausieren. Wer nicht selbst schreiben kann, rekrutiert einen Ghostwriter. Was Dichtung und was Wahrheit ist, muss die Leser nicht interessieren. Je prominenter der Autor, desto gewaltiger das Medienecho und desto größer die Nachfrage.

So gesehen befindet sich Dieter Thomas Heck in bester Gesellschaft. Mit seiner Autobiografie hat er Peter Lanz beauftragt, einen Münchener Journalisten und Autor, der mit seiner "Full Service PR-Agentur" schon 2007 den in Vergessenheit geratenen Sänger Falco mit einer Biografie wiederbelebt hat. Dass er jetzt aus dem Keller von Dieter Thomas Heck eine sprichwörtliche Beinaheleiche ans Tageslicht befördert hat, setzt andere Autoren unter Zugzwang.

Der Drang zur Selbstentblößung hat eine neue Dimension erreicht. Wer Hecks Geständnis noch toppen will, muss jetzt eine echte Leiche vorweisen - wenn möglich, mit seinen Fingerabdrücken. Mit entsprechenden Beweisen kann Dieter Thomas Heck nicht dienen. Bei seinem Verlag Edel heißt es, die Verantwortung für die Autobiografie trage er selber. Angst vor einem juristischen Nachspiel hat man hier nicht. Kein Wunder: Hecks erste Ehefrau kann ihrer Darstellung als Alkoholikerin und Rabenmutter nicht widersprechen. Sie ist seit elf Jahren tot.

Peter Lanz: Dieter Thomas Heck - Die Biografie, Edel: Vita, 19,95 Euro.

Der Mann von der Hitparade

Sprungbrett Dieter Thomas Heck ist mit der Moderation der ZDF-"Hitparade" bekannt geworden. Die Musiksendung wurde 31 Jahre lang vom ZDF produziert. Heck präsentierte das auf Schlager ausgerichtete Format von 1969 bis 1984.

Sendungen Heck moderierte für das ZDF auch die Sendungen "4 gegen 4", "Die Pyramide", "Schwarz auf Weiß", "Ihr Einsatz bitte - Made in Germany", "Das ist ihr Leben", "Das große Los", "Showpalast", sowie "Melodien für Millionen", die Gala für die Deutsche Krebshilfe.