Für viele Menschen gehören strahlender Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke zum Sommer dazu. Die Hitze bringt jedoch häufig auch Trockenheit und andere Probleme mit sich.

Verdorrte Felder, Brandgefahr, sinkende Grundwasserpegel und ausgetrocknete Flussbetten und Seen: Der Regenmangel und die hohen Temperaturen haben viele Regionen in Deutschland derzeit fest im Griff. Wir haben einige negative Folgen der Hitze zusammengefasst, die sich auch schon im Kreis Esslingen bemerkbar gemacht haben.

 

Gesundheitliche Gefahren: Strahlender Sonnenschein und schweißtreibende Temperaturen gehören zum Sommer dazu. Doch sie sind nach Angaben des Umweltbundesamtes für die Gesundheit nicht unbedenklich. Denn bei Hitze könne das körpereigene Kühlsystem überlastet werden. Die Folgen: Sonnenbrände und Kreislaufprobleme, die mit Kopfschmerzen, Erschöpfung, Benommenheit oder gar Ohnmacht einhergehen. Vor allem Menschen ab 60 Jahren, Pflegebedürftige, Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge sowie übergewichtige Personen seien stark gefährdet. Und der Kreis Esslingen ist laut einer Statistik der AOK der Hotspot bei Hitze-Notfällen in der Region. 404 hitzebedingte Behandlungen verzeichnete die Krankenkasse 2019 vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die rekordverdächtigen Temperaturen der vergangenen Wochen lassen für die Entwicklung der Behandlungszahlen „nichts Gutes für 2022 ahnen“, sagt Sebastian Scheible, der Leiter Kommunikation bei der AOK Stuttgart-Böblingen.

Wassermangel: Wenn die Temperaturen auf dem Thermometer immer höher klettern, ist das nicht nur ein Stresstest für Menschen. Der durch die Trockenheit gesunkene Grundwasserspiegel lässt Pflanzen und Felder vertrocknen: Bäume und Sträucher lassen ihre Blätter hängen und die Wiesen- und Rasenflächen strahlen nicht mehr in saftigem Grün. Im Kreis Esslingen ist der Pegel in Seen, Weihern und Flüssen sogar inzwischen in einem so kritischen Bereich angekommen, dass der Landkreis die Wasser-Notbremse ziehen musste: Seit Mitte Juli darf weder mit Hilfe einer Pumpe, noch per Hand mit Eimer oder Gießkanne Wasser zum Gießen aus Bächen, Seen, Weihern oder Flüssen entnommen werden. Dies gilt zunächst bis Ende August. Wer gegen das Verbot verstößt, riskiert laut Landratsamt ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro. Denn vor allem für Fische sei der Wasserpegel ein großes Problem und auch die Pflanzenwelt sei bedroht.

Landwirtschaft: Auch Landwirte stehen durch Hitze und Dürre vor Herausforderungen. Auch wenn Betriebe, die Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse anbauen, ihre Pflanzen weiter bewässern dürfen, wie Andrea Wangner, die Sprecherin des Landratsamtes im Juli gegenüber unserer Zeitung bestätigte. Wassertropfen können durch eine Art Brennglaseffekt die Sonnenstrahlen noch verstärken und Pflanzen zusätzlich schaden. Der Filderlandwirt Helmut Kizele aus Echterdingen im Kreis Esslingen gießt seine Felder daher wie einige Kollegen auch bei Nacht. „Das kostet enorm Kraft“, sagt er. Dafür kann er mit dieser Methode aber Wasser sparen, da in der Hitze, die tagsüber herrscht das Nass sehr schnell verdunstet und die Pflanzen so weniger aufnehmen könnten.

Wetterextreme: Erst Anfang der Woche hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) für den Kreis Esslingen eine Unwetterwarnung der zweithöchsten Stufe ausgegeben. Und auch am Wochenende kann es in Teilen Baden-Württembergs laut Meteorologe Kai-Uwe Nerding von der Station des DWD auf dem Stuttgarter Schnarrenberg wieder zu Unwettern kommen, auch in der Region. „Für Gewitter gibt es prinzipiell zwei Grundvoraussetzungen: Wärme und Feuchte“, sagt der Experte.

Wenn die heiße Luft in Bodennähe durch Auf- und Abwinde auf kühlere Luft aus höheren Regionen trifft, kann es knallen. „Dieses Jahr beobachten wir eher trockene, heiße Luft“, sagt Nerding. Daher seien die Gewitter im Vergleich zum vergangenen Jahr eher von kurzer Dauer gewesen. Gerade in Mitteleuropa gehe Hitze jedoch häufig mit einem höheren Gewitterrisiko einher, so der Meteorologe. Eine Karte mit allen deutschlandweit geltenden Warnungen vor extremem Wetter gibt es online unter www.wettergefahren.de.

Brandgefahr: Enorme Hitze, Trockenheit und Wind sind eine gefährliche Kombination, die schnell zu Wald- und Flächenbränden führen kann. Eine der Schattenseiten des Sommers für die Feuerwehrleute. Auch im Kreis Esslingen mussten die Einsatzkräfte in der Vergangenheit wegen solcher Brände beispielsweise nach Unterensingen oder Kohlberg ausrücken. Doch nicht nur Flächen und Wälder sind von der Wärme betroffen: In Reichenbach erhitzte sich Anfang des Monats eine Gasflasche beim Grillen so sehr, dass sie Feuer fing. Der Landkreis hat deshalb bereits Konsequenzen gezogen und unter anderem punktuell Grillstellen geschlossen.

Tierwelt: Neben anderen Faktoren wie dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist auch die Klimakrise ein entscheidender Faktor beim Insektensterben. In Hochdorf im Kreis Esslingen setzten sich deshalb Schüler und Landwirte in diesem Jahr gemeinsam ein Zeichen und bauten eine „Insektenvilla“.

Um sich bei Hitze abkühlen zu können, benötigen viele Insekten jedoch auch Wasser – etwa Wespen. Da sie sich nicht selbst abkühlen können, benetzen sich die Tiere mit Wasser. So kühlen sie ihren Körper mit Verdunstungskälte, wie der Mensch wenn er schwitzt. Auch ihr Nest können Wespen laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) demnach mit Wasser abkühlen und so eine Temperatur von konstant 30 Grad aufrechterhalten.

Vögel dagegen baden gerne in der Sonne, um Parasiten in ihrem Gefieder zu bekämpfen, wie Stefan Bosch, Vogelexperte des NABU-Landesverbandes Baden-Württemberg erklärt. Diese Sonnenbäder dauern jedoch nur wenige Sekunden und darüber hinaus benötigen auch Vögel schattige Rückzugsorte. Ihren Körper können Vögel – ähnlich wie Hunde beim Hecheln – über ihre Atmung oder durch ein Wasserbad abkühlen. Wer Vögeln und Insekten also helfen möchte, die Hitze zu überstehen, kann einfache Trink- und Bademöglichkeiten aus flachen Blumentopfuntersetzern mit einem Stein als Landestelle im eigenen Garten aufstellen, rät der NABU.