Alle sind angehalten, Wasser zu sparen. Wie kann es da sein, dass ein Rasen-Sportplatz in Filderstadt in der Mittagshitze über Stunden bewässert wird? Und darf man eigentlich aus Brunnen, Flüssen und Seen Wasser schöpfen? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Ein höchst irritierender Anblick in diesem trockenen und viel zu heißen Sommer: Mitten in der Mittagshitze und bei recht starkem Wind wird der Rasen-Sportplatz in Filderstadt bewässert. Über drei Stunden hinweg; von 14 bis 17 Uhr. Viele Liter Wasser aus dem Rasensprenger können gar nicht in der Erde ankommen, weil sie im Wind verfliegen und verdunsten.

 

Wie kann das sein? Schließlich hört und liest man derzeit überall von Wasserknappheit und wie man ein paar Liter einsparen kann. Menschen werden angehalten, sich wassersparende Duschköpfe zuzulegen, keine Pools zu bauen, ihre Pflanzen nur noch frühmorgens oder spätabends zu gießen. Und dann wird für die Bewässerung eines Sportplatzes so viel Wasser verschwendet?

Wie werden Sportplätze bewässert?

Für die Bewässerung von Sportplätzen ist in Filderstadt der städtische Bauhof zuständig. Dessen Mitarbeiter waren es auch, die vergangene Woche in der Mittagshitze und bei Wind den Rasenplatz am Fleinsbachstadion bewässert hatten. Doch das sei eine Ausnahme gewesen, sagt Silke Köhler, eine Sprecherin der Stadt. Der Sportplatz in Bernhausen sei nur deshalb tagsüber bewässert worden, weil der Rasen zuvor gedüngt worden sei. „Ohne anschließende Bewässerung wäre der Rasen ‚verbrannt’, und die Düngung hätte nicht hinreichend in den Boden eindringen können“, erläutert Köhler. Im Regelfall würden die Rasenflächen zwei Mal pro Woche in den Morgenstunden bewässert werden – falls dies überhaupt notwendig wäre. Pro Bewässerung seien bis zu 10 Kubikmeter Wasser nötig – also 10 000 Liter.

Doch die Stadt habe die Bewässerung der Rasenplätze bereits auf ein Minimum reduziert, sagt Silke Köhler. „Eine weitere Reduzierung hätte zur Folge, dass der Rasen abstirbt, ein hoher finanzieller Schaden entsteht und die Sportanlagen eine Saison lang nicht mehr bespielbar wären.“

Darf man sich aus Brunnen und Gewässern bedienen?

Auch das ist dieser Tage zu beobachten: Menschen, die mit Eimern oder Gießkannen aus Brunnen, Bächen oder Seen Wasser schöpfen. Dies ist nicht überall erlaubt: In Stuttgart etwa darf aus oberirdischen Gewässern sowie Brunnen, die aus natürlichen Quellen gespeist werden, Wasser im Rahmen des sogenannten Gemeingebrauchs entnommen werden. Das bedeutet: Man darf Wasser in geringen Mengen mit Handgefäßen wie Eimern oder Gießkannen entnehmen. Nicht erlaubt sind Pumpen oder das Aufstauen der Gewässer. Aus Trinkbrunnen darf Wasser „nur für den unmittelbaren persönlichen Gebrauch“ abgefüllt werden, also etwa in Trinkflaschen oder Becher.

Verstöße kämen im Durchschnitt vier bis fünf Mal pro Jahr vor, sagt Oliver Hillinger, ein Pressesprecher der Stadt Stuttgart. Einmal hatte eine Gärtnerei in großem Stil Wasser abgepumpt. Das kann in Stuttgart bis zu 50 000 Euro Strafe kosten. Die wenigen „uneinsichtigen Stuttgarter Bürger“ seien aber nicht die Verursacher von niedrigen Wasserständen oder Trockenfallen, betont Oliver Hillinger. „Es sind die Folgen des Klimawandels, welche wir zu spüren bekommen.“

Mancherorts sind auch kleine Entnahmen verboten

Rund um Stuttgart sind die Regeln teils noch strenger. In den Landkreisen Esslingen und Göppingen wurde Ende Juli verfügt, dass sämtliche Wasserentnahmen aus Bächen, Seen und Flüssen verboten werden – vorerst bis Ende August. Untersagt ist dort also auch das Schöpfen von geringen Wassermengen mit Eimern oder Gießkannen. Einige kleinere Gewässer seien bereits ausgetrocknet; etwa Zuflüsse zur Fils, heißt es zur Erklärung. Und sämtliche Gewässer hätten Niedrigwasser. Schon jetzt litten Fische, kleinere Lebewesen und Pflanzen.

Im Kreis Böblingen gilt bereits seit Anfang Juni und noch bis Ende September ein Entnahmeverbot aus Gewässern. Das war auch schon in den Vorjahren so, weil Bäche ausgetrocknet waren. Eine Ausnahme gilt nur für von Gemeinden genehmigte Entnahmestellen, eine solche gibt es aber nur an der Ammer in Herrenberg-Gültstein. Dort wird bei ausreichend hohem Pegel an Landwirte und Kleingärtner Wasser abgegeben. Zudem ist die Entnahme mit Eimern oder Gießkannen noch unterhalb des Schwippezuflusses bei Schafhausen erlaubt, da dort genügend Wasser vorhanden ist.

Darf man sich in Flüssen abkühlen?

In den meisten Flüssen in Baden-Württemberg gilt kein generelles Badeverbot, aber die Gesundheitsämter warnen davor – und zwar gerade dann, wenn es am verlockendsten wäre, nämlich wenn es lange heiß und trocken ist.

Das Göppinger Landratsamt weist darauf hin, dass die Kläranlagen auch in solchen Trockenphasen konstante Mengen gereinigtes Abwasser in die Gewässer einleiten. Und durch das geringe natürliche Wasser könnten diese Abwässer häufig nicht mehr ausreichend verdünnt werden. Der Abwasseranteil in den Gewässern und die Belastungen durch coliforme Keime könnten damit stark ansteigen. Deshalb solle weder in Flüssen gebadet werden noch dieses Wasser zum Gießen von Gemüse oder Obst genutzt werden, heißt es.

Ist der Wasserhahn auf Friedhöfen für alle nutzbar?

Es ist verführerisch: Wer in der Nähe eines Friedhofs wohnt, kann seine eigenen Wasserkosten in Grenzen halten, wenn man die Gießkanne am dortigen Wasserhahn füllt. Erlaubt ist das nicht. Das Wasser auf Friedhöfen dient ausschließlich zur Bewirtschaftung der Gräber. Allerdings könne ein Missbrauch „bei der großen Anzahl von berechtigten Nutzern nicht ausgeschlossen werden“, gibt der Stuttgarter Sprecher Oliver Hillinger zu.

Müssen Privatleute ihre Pflanzen vertrocknen lassen?

Nein. Trinkwasser aus der Leitung sollte man aber auch nicht verwenden, um Pflanzen sowie den Rasen zu wässern. Der BUND empfiehlt, Ruhe zu bewahren, wenn der Rasen braun wird. Nach wenigen Regentagen werde dieser wieder grün. Statt unnötigem Rasensprengen solle man im Hochsommer lieber seltener Rasen mähen, heißt es. Denn je kürzer der Rasen geschoren wird, desto schneller vertrocknet er. Für Pflanzen, die gegossen werden müssen, rät der BUND, eine Zisterne zu bauen oder eine Regentonne aufzustellen – und das gesammelte Wasser zum Gießen zu verwenden. Und natürlich sollte man lieber morgens oder abends Rasen und Pflanzen bewässern. Daran will man sich auch in Filderstadt halten.