Ein ehemals prächtiger Stadtbaum verschwindet: Die tote Blutbuche neben dem Stadtpalais ist am Donnerstag entfernt worden.

Stuttgart - Die Mitteilung der Stadt klang ähnlich dürr wie der Baum, von dem sie handelt: „Beim Stadtpalais ist eine Blutbuche aufgrund klimatischer Bedingungen und einem aggressiven Pilzbefall abgestorben und soll im Laufe der Woche entfernt werden. Bis zum Herbst wird in diesem Bereich eine Linde nachgepflanzt.“ Am Donnerstagmorgen war es dann soweit – der Baum wurde gefällt.

 

Das war’s dann mit dem Prachtbaum, dessen Anfänge in der Zeit liegen dürften, als der letzte württembergische König Wilhelm II. aus seinem Wohnsitz, dem Wilhelmspalais, vertrieben wurde, also 1918. Ein Leser hatte unsere Redaktion darauf aufmerksam gemacht, dass es mit der altehrwürdigen Blutbuche zu Ende geht. „Der prächtige Baum stellt nur noch ein trauriges Gerippe dar“, schrieb er Anfang Juni.

Laut Gartenamt hat die Hitze 2018 der Blutbuche geschadet

Das zuständige Garten-, Friedhofs- und Forstamt wässerte den Baum am Tag der Veröffentlichung dieser kritischen Leserstimme – um die Bemühungen um den Baum anschließend einzustellen. Die Hitzeperiode 2018 sei der Buche, wie auch anderen Stadtbäumen, zum Verhängnis geworden, ließen die städtischen Gärtner verlauten: „Der Baum hat es im Herbst nicht mehr geschafft, die Belaubung abzuschließen und abzuwerfen.“ Bei dem Leser stößt diese Äußerung auf Unverständnis: „Blutbuchen behalten einen Teil ihres braunen Laubes über den Winter und werfen es erst, wenn die jungen Blätter im Frühling sprießen, an einer Sollbruchstelle ab.“ Vermutungen, die Blutbuche könne auch durch die Bauarbeiten rund um das Stadtpalais in Mitleidenschaft gezogen worden sein, wies die Stadtverwaltung zurück. Bei der Fällung am Donnerstag zeigte sich: die Holzbeschaffenheit war einwandfrei. Die Pilze an der Rinde des Stammes hatten sich offenbar erst angesiedelt, nachdem der Baum abgestorben und die Rinde rissig geworden war.