Hochdorfer Breitwiesenschule Schuljahr startet ohne feste Leitung

Regina Bönisch an der Stundentafel Foto: eis/Katja Eisenhardt

Die Konrektorin der Hochdorfer Breitwiesenschule ist im Ruhestand, die Rektorin fehlt schon länger krankheitsbedingt. Regina Bönisch, Schulleiterin der Wendlinger Ludwig-Uhland-Schule ist jetzt kommissarisch eingesprungen.

„Wir planen jetzt mal bis zu den Herbstferien, dann sieht man weiter“, sagt Regina Bönisch. Seit Schuljahresbeginn ist die Wendlinger Schulleiterin einer Gemeinschaftsschule mit Grundschule montags an der Hochdorfer Grundschule im Einsatz. Dort ist das Rektorat derzeit unbesetzt. Dass beide Führungskräfte fehlen, ist ein Einzelfall im Landkreis. „Für mich ist das machbar, da ich in Wendlingen ein funktionierendes Leitungsteam mit zwei Konrektorinnen sowie Abteilungsleitern habe und weil ich selbst in Hochdorf wohne und die Strukturen und Leute vor Ort kenne“, sagt Regina Bönisch, der zudem ihre langjährige Erfahrung als Schulleiterin zugute kommt. Das alles erleichtere die aktuelle Doppelbelastung enorm.

 

Die ausgeschriebene Konrektorenstelle soll rasch besetzt werden

Auch in Hochdorf habe sie ein sehr engagiertes Kollegium um sich. 185 Kinder besuchen die Breitwiesenschule, an ihrer Wendlinger Stammschule seien es 650, erklärt die 57-Jährige. „Es ist auf jeden Fall wichtig, dass in Hochdorf jemand für die Verwaltung da ist, der Stabilität reinbringt, die Termine im Blick hat und die Abläufe koordiniert“, so Bönisch. Wenn sie nicht vor Ort ist, ist sie vom Wendlinger Rektorat aus für das Hochdorfer Kollegium erreichbar und auch mal zusätzlich zu den Montagen da, wenn Bedarf besteht. „Zum Schuljahresbeginn standen etwa die Elternabende an. Klar bedeutet die Leitung von zwei Schulen Mehrarbeit, aber noch ist sie leistbar“, so Regina Bönisch.

Eine Situation wie derzeit an der Hochdorfer Breitwiesenschule komme zum Glück selten vor, sagt die Nürtinger Schulamtsdirektorin, Corina Schimitzek: „Das war jetzt natürlich unpraktisch, dass zusätzlich zum anhaltenden krankheitsbedingten Ausfall der Schulleiterin der Ruhestand der Konrektorin anstand.“ Dramatisch sei die Lage dank guter Leute vor Ort sowie der aktuellen Unterstützung durch Regina Bönisch aber nicht, so Schimitzek. „Natürlich hoffe ich, dass wir die ausgeschriebene Konrektorenstelle in Hochdorf zeitnah besetzen können. Die Rektorenstelle bleibt so lange mit der aktuellen Schulleiterin besetzt, bis klar ist, ob sie wieder an die Schule zurückkehren kann oder nicht“, sagt die Schulamtsdirektorin.

An drei weiteren Schulen im Landkreis seien derzeit ebenso kommissarische Führungskräfte im Einsatz: Die Konrektorin der Gemeinschaftsschule Frickenhausen ist als solche zudem an der Grundschule in Kohlberg, die Konrektorin der Grund- und Gemeinschaftsschule in Filderstadt-Bernhausen in selbiger Funktion an der Grundschule in Aichtal-Grötzingen sowie die Konrektorin der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule Ostfildern zusätzlich als kommissarische Rektorin an einer Grundschule in Ostfildern. Die dortige Rektorin ist in Elternzeit.

Gerade an Grundschulen gibt es viele Teilzeitkräfte

Die meisten unbesetzten Funktionsstellen – 14 Konrektoren- und sechs Rektorenstellen – gebe es im Kreis aktuell an Grundschulen, so Corina Schimitzek. Vereinzelt zudem an den Grund- und Werkrealschulen, den Realschulen und an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Bei den weiterführenden Schulen sei die Situation unkritisch und mit Bewerbern zeitnah zu rechnen. Manche Schulen seien zudem so klein, dass nicht zwingend beide Funktionsstellen besetzt sein müssten. Die höhere Zahl an unbesetzten Stellen im Grundschulbereich hänge mit den vor ein paar Jahren zahlreichen zusätzlich geschaffenen Konrektorenstellen zusammen und mit der Tatsache, dass an den Grundschulen vor allem weibliche, junge Lehrkräfte tätig seien, die häufig aufgrund der eigenen Familie mit kleinen Kindern noch keine Funktionsstellen übernehmen können oder wollen. „Bei den Lehrkräften gibt es aus diesem Grund zahlreiche Teilzeitkräfte, weshalb die Stunden (Deputate) für die Schulen teils zu gering sind“, erläutert Schimitzek: „Im Lehrerberuf kann man mit nur sieben Stunden wieder einsteigen.“ Da könne es in einem Kollegium von der Stundenanzahl her schon mal knapp werden, wie allgemein in den erzieherischen Berufen zu beobachten sei.

Für die Funktionsstellen gebe es die Option eines Jobsharings mit je 50 Prozent: „Das Modell ist aber nur begrenzt sinnvoll und wenig nachgefragt. Eine auf zwei Personen aufgeteilte Stelle erfordert deutlich mehr Absprachen, eine klare Linie wird schwieriger“, weiß Corina Schimitzek. Am Gehalt könne es eher nicht liegen, dass zu viele Leitungsstellen unbesetzt seien, denn das sei an allen Schularten gut. Vergleichbar mit einer Kommunalverwaltung, bei der die Einwohnerzahl der Gemeinde über die Besoldungsstufe entscheide, sei diese an den Schulen von der Schüleranzahl abhängig. „Eine Grundschulleitung hat so die Gehaltsstufe A13 oder A14, jene an einer Gemeinschaftsschule mit einer Oberstufe A 16“, erklärt die Schulamtsdirektorin. Vielleicht wäre es sinnvoll, bereits während des Lehramtsstudiums eine Pflichtveranstaltung zum Thema Führungskräfte einzuführen, um bereits die angehenden Lehrkräfte dafür zu sensibilisieren, später mehr Verantwortung zu übernehmen. Dazu gebe es für Lehrkräfte entsprechende Qualifizierungsangebote, ergänzt Schimitzek.

Unbesetzte Funktionsstellen an den Schulen im Kreis

Vakant
 Derzeit sind im Zuständigkeitsbereich des Staatlichen Schulamts Nürtingen kreisweit 14 Konrektoren- und sechs Rektorenstellen an Grundschulen unbesetzt. Dazu kommen eine offene Rektorenstelle an einer Grund- und Werkrealschule, eine Rektoren- und eine Konrektorenstelle im Realschulbereich sowie jeweils vier unbesetzte Rektoren- und Konrektorenstellen an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren.

Stellenschaffung
 Früher wurde ab einer Schülerzahl von 180 an den Schulen zusätzlich eine Konrektorenstelle geschaffen. Heute ist das ab 100 Schülern der Fall, weshalb in den letzten vier Jahren rund 30 bis 35 Konrektorenstellen im Landkreis Esslingen neu dazukamen, für die allerdings das Personal fehlt.

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