Sie arbeiten ja mit einzelnen Kooperativen zusammen. Sind das immer die gleichen Partner? Schauen Sie sich auch an, was diese machen, oder wollen Sie einfach nur Kaffee?

 

Bei den Partnern gibt es keinen Wechsel. Ich habe nie erlebt, dass mir mal ein schlechter Kaffee geschickt wurde. Wir müssen deshalb auch nicht extra eine Qualitätskontrolle machen. Aber wir müssen auch in harten Zeiten zusammenstehen. Und deshalb müssen wir auch mehr zahlen. Wir zahlen jetzt ungefähr das Doppelte im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Bauern haben verschiedene Projekte, und die schaue ich auch an. Ich fahre alle zwei Jahre nach Mittelamerika. Costa Rica engagiert sich stark im Umweltschutz. Und die Partner sind dort Vorreiter. Die haben schon früh Wasseraufbereitung gemacht oder eine spezielle organische Düngung. Die wirtschaften nachhaltig.

Wenn Sie mehr zahlen müssen und die Preise nur moderat erhöhen können, kommen Sie in die Klemme. Was machen Sie da?

Sparen. Wir haben sämtliche Projekte runtergefahren und geben nur noch Geld aus, wo es absolut nötig ist. Wir sparen beim Marketing, es wird auch keine neuen Filialen geben. Ich möchte auf jeden Fall niemand entlassen, um Gottes willen, da ist nicht dran zu denken. Die Kunden wissen, was sie an uns haben, auch wenn Hochland nicht pausenlos in der Werbung präsent ist. Aber wir müssen eben schon sparen. Ich kann es meinen Kunden ja nicht zumuten, dass sie jetzt drei Euro mehr zahlen. Und das möchte ich auch nicht. Wir müssen jetzt einfach mal sehen, wie es weitergeht. Auf lange Sicht müssen die Kunden aber die höheren Preise bezahlen. Lebensmittel können einfach nicht immer so billig verkauft werden, wie wir das gewöhnt sind. Da muss ein Wandel stattfinden.

Wie müsste das gehen?

Über eine längere Periode betrachtet sind die Kaffeepreise ja nicht hoch. Nimmt man reale Preise, war der Kaffee vor 30 Jahren genauso teuer wie heute.

Genau. Aber das Schlimme ist, dass der Kaffee wie andere Lebensmittel einfach zu einem Konsumgut verkommen ist. Und dafür wollen die Verbraucher eben möglichst wenig bezahlen. Ich begrüße die hohen Preise natürlich nicht. Aber ich finde, es ist eine natürliche Entwicklung, dass der Kaffee einfach wieder kostbarer wird.

Und die Kaffeebauern freuen sich sicher?

Es ist absolut richtig, dass die Bauern mehr Geld bekommen. Nur dann können sie sich auch entsprechend um ihre Plantagen kümmern. Als der Preis vor Jahren bei 90 Dollar lag, wurden auch Plantagen aufgegeben. Nur kamen die höheren Preise jetzt eben recht schnell. Das geschah alles innerhalb eines Jahres. Da jetzt hinterherzukommen ist schwierig für uns. Und für die Verbraucher ist das auch eine gewaltige Erhöhung.

Die haben sich ja auch an die niedrigen Preise gewöhnt.

Ja. Das findet man ja auch als Verbraucher immer charmant. Das kann ich absolut verstehen. Aber bei Lebensmitteln ist das Billigste aber eben nicht immer das Richtige.

Sind die Preise eigentlich gestiegen, weil Kaffee knapp ist, oder gibt es andere Gründe?

Für die höheren Preise gibt es verschiedene Ursachen. Zum einen ist der Kaffee tatsächlich knapper geworden. In vielen Länden wird inzwischen viel mehr getrunken, so etwa in Brasilien, Indien, China oder Japan. Und es wird jetzt auch mehr hochwertiger Kaffee getrunken. Brasilien hat seinen besten Kaffee früher exportiert. Außerdem gab es 2010/2011 in einigen Gebieten geringere Ernten. Und dann haben wir noch die Spekulanten. Da steht ja nicht der wirkliche physische Kaffee dahinter. Da wird eine Tonne achtmal gehandelt. Solche Spekulationen lassen die Preise unkontrolliert in die Höhe schießen.

Die Kunden sind sehr treu

Macht zunehmender Konsum den Kaffee für Spekulanten interessanter?

Ich habe leider keine Glaskugel, mit der ich nachschauen kann, was in den nächsten Jahren passiert. Aber ich denke schon, dass der Preis auf dem jetzigen Niveau bleibt.

Die Marktwirtschaft funktioniert ja auch ohne Spekulation. Wenn die Preise steigen, wird wohl auch wieder mehr Kaffee angebaut, so wie in der Vergangenheit in Vietnam. Das könnte die Preise doch dämpfen.

Nur schmeckt der vietnamesische Kaffee leider nicht. Also meinen Hochland-Kunden würde ich diesen Kaffee nie anbieten (lacht). Es gibt zwei wichtige Sorten von Kaffeepflanzen. Das eine ist die Arabicabohne und das andere ist die Robustabohne. Der Arabica ist wie ein leichtfüßiger, tänzelnder Araberhengst. Und der Robustakaffee, der auch in Vietnam angebaut wird, ist wie ein Ackergaul. Die Vietnamesen bauen nur Robusta an. Wenn Sie gerne schwarzen Kaffee trinken und Ihnen gelüstet nach Milch und Zucker, haben Sie wahrscheinlich einen Robusta vor sich. Arabica wird ab 800 Meter Höhe angebaut. Ich bin meinem Opa sehr dankbar, dass er uns "Hochland" getauft hat. Damit zeigen wir, dass unser Kaffee auch wirklich aus dem Hochland kommt.

Könnte die Produktion ausgeweitet werden?

In 87 Ländern wird Kaffee angebaut. Hochland verarbeitet hauptsächlich Kaffee aus Costa Rica, Guatemala, Brasilien und Kenia. Kaffee wird in Australien angebaut, auf Madagaskar, in Afrika, in Zentralamerika und in Indien. Das Thema einer Produktionsausweitung ist ausgereizt. Das gilt eigentlich für alle Sorten.

Wird wegen der gestiegenen Preise weniger Hochland-Kaffee getrunken?

Die Kunden sind uns sehr treu. Das Geschäft ist, Gott sei Dank, stabil.

Wie verhalten Sie sich denn beim Einkauf? Profitieren Sie davon, dass Sie in der Vergangenheit auch schon einen höheren Preis bezahlt haben als auf dem Weltmarkt üblich?

Es ist klar, dass die Kaffeebauern jetzt die Möglichkeit haben, einmal richtig Geld zu verdienen. Und das sei ihnen von Herzen gegönnt.

Wie viel von dem, was im Laden bezahlt wird, bekommen denn die Kaffeebauern?

Das kann ich nicht so einfach sagen. Wir arbeiten mit Bauerngemeinschaften zusammen. Es hängt von vielen Faktoren ab, wie viel ein Bauer bekommt. Dabei geht es um verschiedene Projekte, Investitionen in gemeinsame Produktionsanlagen und Ähnliches. Aber was er bekommt, wird von den bäuerlichen Gemeinschaften immer so beschlossen, dass es auskömmlich ist.

Kaffee ist nun cool

Sie arbeiten ja mit einzelnen Kooperativen zusammen. Sind das immer die gleichen Partner? Schauen Sie sich auch an, was diese machen, oder wollen Sie einfach nur Kaffee?

Bei den Partnern gibt es keinen Wechsel. Ich habe nie erlebt, dass mir mal ein schlechter Kaffee geschickt wurde. Wir müssen deshalb auch nicht extra eine Qualitätskontrolle machen. Aber wir müssen auch in harten Zeiten zusammenstehen. Und deshalb müssen wir auch mehr zahlen. Wir zahlen jetzt ungefähr das Doppelte im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Bauern haben verschiedene Projekte, und die schaue ich auch an. Ich fahre alle zwei Jahre nach Mittelamerika. Costa Rica engagiert sich stark im Umweltschutz. Und die Partner sind dort Vorreiter. Die haben schon früh Wasseraufbereitung gemacht oder eine spezielle organische Düngung. Die wirtschaften nachhaltig.

Wenn Sie mehr zahlen müssen und die Preise nur moderat erhöhen können, kommen Sie in die Klemme. Was machen Sie da?

Sparen. Wir haben sämtliche Projekte runtergefahren und geben nur noch Geld aus, wo es absolut nötig ist. Wir sparen beim Marketing, es wird auch keine neuen Filialen geben. Ich möchte auf jeden Fall niemand entlassen, um Gottes willen, da ist nicht dran zu denken. Die Kunden wissen, was sie an uns haben, auch wenn Hochland nicht pausenlos in der Werbung präsent ist. Aber wir müssen eben schon sparen. Ich kann es meinen Kunden ja nicht zumuten, dass sie jetzt drei Euro mehr zahlen. Und das möchte ich auch nicht. Wir müssen jetzt einfach mal sehen, wie es weitergeht. Auf lange Sicht müssen die Kunden aber die höheren Preise bezahlen. Lebensmittel können einfach nicht immer so billig verkauft werden, wie wir das gewöhnt sind. Da muss ein Wandel stattfinden.

Wie müsste das gehen?

Ich habe auch für diese Frage keine Glaskugel. Aber wenn die Spekulanten am Kaffee keinen Gefallen mehr finden, dann stürzt der Preis wieder ab. Dann könnten wir nächstes Jahr wieder bei 150 Dollar pro Lot - das sind 46 Kilogramm - liegen. Wir rechnen mit Lots so wie die Ölhändler mit ihren Barrels. Jetzt liegen wir bei 300 Dollar. Letztes Jahr lag der Preis noch bei 150 Dollar. 1987 haben wir aber auch schon Kaffee für 800 Dollar pro Lot gekauft.

Kann man Kaffee mischen, wenn bestimmte Sorten besonders teuer sind?

Mischen im Sinne von strecken oder etwas hineinmogeln tun wir nie. Wir haben aber traditionell immer schon Kaffeemischungen, um die besten Geschmacksrichtungen und Aromen herauszuarbeiten. Und wenn ich mir sonst was einfallen lassen muss: von meinen Qualitätsstandards würde ich niemals runtergehen. Das wäre fatal. Da zahlen wir dann lieber etwas mehr. Und ich glaube, dass auch unsere Kunden dazu bereit sind. Wenn man bedenkt, dass man aus einem Kilo Kaffee 140 Tassen machen kann, ist das doch wirklich nicht viel, wenn es jetzt etwas teurer wird.

Würde Ihnen ein Fair-Trade-Etikett nützen?

Nach Fair Trade werden wir sehr oft gefragt. Wir waren da ja ein Vorreiter. Vor 45 Jahren gab es ja diese Idee noch gar nicht. Wir brauchen also nicht unbedingt ein "Bepperle", um es mal schwäbisch zu sagen. Außerdem wollen unsere Partner das auch nicht unbedingt. Sonst müssten sie sich nämlich zertifizieren lassen. Und das kostet zusätzlich Geld, das ihnen dann nicht zur Verfügung steht. Und da die Partner das nicht wollen und wir das nicht wollen und ich sowieso kein Fan von Zertifizierungen bin, lassen wir das. Die Idee des fairen Handels finde ich genial. Aber wir brauchen kein solches Etikett.

Kaffee galt ja als etwas für Kaffeeetanten, aber nicht als ein Getränk für die Jugend. Inzwischen hat der Kaffee aber eine Renaissance erlebt. An jeder Ecke gibt es Espresso, Latte macchiato, Cappuccino und so weiter.

Es war eine Revolution. Die Kaffeebars sind eine riesige Sensationsstory. Kaffee war ja nicht cool. Und plötzlich ist das interessant. Latte macchiato ist eben etwas anderes als Filterkaffee. Der Kaffee hat ein ganz anderes Flair bekommen. Ich selbst bin aber ein riesiger Fan von Filterkaffee. Das ist einfach unsere Kultur bei Hochland. Ich bin sozusagen die Jean d'Arc des Filterkaffees. Das Schöne an den Bars ist, dass sich dort auch junge Leute aufhalten können, ohne Alkohol trinken zu müssen. Wir haben ja auch unsere Kaffeebars aufgemacht, einfach, weil wir gefragt wurden, ob man bei uns denn keinen Kaffee trinken kann. Ich bin aber nicht so ein wahnsinniger Freund einer Expansion. Wir sind hier in Stuttgart, und ich habe überhaupt kein Interesse, eine Kaffeebar in Frankfurt aufzumachen oder unseren Wiederverkäufern, also etwa den Bäckern in der Umgebung, Konkurrenz zu machen.

Das Unternehmen Hochland

Geschichte: Gegründet wurde Hochland 1930 in Stuttgart. Der Kaffeehändler Gustav Hunzelmann und seine Gattin Antonie waren in den deutschen Süden gezogen, weil sei eine eigene Rösterei aufmachen, aber ihren Kunden in Norddeutschland keine Konkurrenz machen wollten. Schon drei Jahre später starb Gustav Hunzelmann - am Sterbebett versprach ihm seine Gattin, die Firma weiterzuführen.

Gegenwart: 1997 übernahm die heutige Chefin Martina Hunzelmann die Anteile ihres Onkels, 2009, nach dessen Tod, auch die Anteile ihres Vaters. Heute führt sie ein Unternehmen mit einem Umsatz von 11 Millionen Euro und 85 Stammmitarbeitern, nach eigenen Angaben die größte deutsche Kaffeemanufaktur.