Man muss nicht an einer Universität studiert haben, um den Doktortitel zu machen. Wie Absolventen von Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu akademischen Weihen kommen.

Exzellente Absolventen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) sollen akademische Karriere machen können. Das Wissenschaftsministerium will sie auf dem Weg zu Doktortitel unterstützen. Dazu werden zehn neue kooperative Promotionskollegs zwischen Universitäten und HAW finanziert. Drei Projekte sind der Klimaforschung gewidmet.

 

Die Universität Hohenheim will beispielsweise zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft Nürtingen-Geislingen erforschen, wie eine Trendwende für den fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt in Agrarlandschaften erreicht werden kann.

Auf der Suche nach der Trendwende

In den Kollegs arbeiten Universitäten und HAW zusammen. „Die Kooperation bedeutet uns sehr viel“, sagt Gerhard Schmücker, der Sprecher der HAW Nürtingen-Geislingen. „Die Experten aus beiden Hochschularten zusammenzubringen, ergibt eine Win-Win-Situation für beide Hochschulen, für die Promovierenden und für Baden-Württemberg.“ Zwölf Promovierende werden jeweils von einem Professor der Uni und der Hochschule betreut.

Andreas Frey, der Rektor der HAW Nürtingen-Geislingen, unterstreicht, die Universität Hohenheim bringe hohe wissenschaftliche Exzellenz ein, die HAW ihre anwendungsorientierte Sichtweise. So könne durch die Forschungsarbeiten in dem Kolleg möglicherweise ein Hebel gefunden werden, wie sich die Biodiversität in Agrarlandschaften steigern lasse. „Damit hat das Promotionskolleg das Potenzial, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten“, hofft der Rektor. Erfahrungen mit gemeinsamen Promotionskollegs hat die Hochschule bereits, aber nicht innerhalb Baden-Württembergs. Seit 2016 erforschen die Nürtinger gemeinsam mit der TU München Mobilitätskulturen.

Grüner Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft

In den Bereich der Klimaforschung fällt außerdem ein Kolleg zwischen der Universität Stuttgart und der Hochschule Esslingen sowie eines zwischen dem KIT und der Hochschule Pforzheim.

Die Universität Stuttgart und die Hochschule Esslingen beschäftigen sich mit dem Thema „CO2-neutrale Antriebstechnologien für die Mobilität von morgen“. Auf der Suche nach ganzheitlichen Mobilitätskonzepten werden die Forscher in dem Kolleg insbesondere grünen Wasserstoff als Energieträger unter die Lupe nehmen.

Das KIT und die Hochschule Pforzheim bieten 15 Doktorandinnen und Doktoranden Stipendien für drei Jahre an, die sich mit interdisziplinärer Forschung zu Klimaschutz, schonendem Umgang mit Ressourcen und Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen.

Plätze für 120 Doktoranden

Das Programm läuft viereinhalb Jahre bis Ende März 2027. Es hat nach Auskunft der Sprecherin der Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) einen Umfang von 8,7 Millionen Euro. Für die einzelnen Kollegs stehen demnach jeweils 870 000 Euro zur Verfügung. Das Land will jeweils zehn Doktorandinnen und Doktoranden fördern und erwartet, dass die Hochschulen selbst jeweils mindestens zwei weitere Promovierende finanzieren. So würden durch das Programm mindestens 120 Doktorandenplätze für Universitäten und Hochschulen geschaffen.