Am Standort Stadtmitte der Hochschule werden gerade mehrere teils provisorische Fluchtwege gebaut. Sie werden das Stadtbild eine ganze Zeit lang prägen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Seit Kurzem sieht die Maillekreuzung, das Eingangstor zur Esslinger Altstadt, ein wenig anders aus. Denn dort, wo man bisher durch einen als Feuerwehrgasse ausgewiesenen Weg auf den Campus und die architektonisch eindrucksvolle Mensa der Esslinger Hochschule schauen konnte, versperrt nun ein überdimensionaler Treppenturm die Sicht – und auch die Durchfahrt.

 

Die Treppe ist die erste von insgesamt sechs solchen oder ähnlichen Bauwerken, die in den kommenden Wochen an Gebäuden der Hochschule Esslingen angebracht werden müssen. „Es hat im Frühjahr 2017 eine Routinebegehung am Hochschulstandort Stadtmitte gegeben, bei der es um den Brandschutz ging“, erzählt Christiane Rathmann, die Pressesprecherin der Esslinger Hochschule.

Manchmal fehlen zweite Fluchtwege

Teilgenommen an der Begehung hatten Vertreter der Hochschule, des Esslinger Baurechtsamts, des Amts für Vermögen und Bau Ludwigsburg (VBV), der Feuerwehr sowie ein Brandschutzgutachter. Das VBV betreut die Liegenschaften des Landes und kümmert sich um ihre Instandhaltung. Die Hochschule ist also quasi nur Mieter der Gebäude in Esslingen.

„Bei dem Rundgang wurde festgestellt, dass Verbesserungen am baulichen Brandschutz verschiedener Gebäude notwendig sind“, sagt Andreas Hölting, der Leiter des VBV. In mehreren Häusern der weitläufig am Rand der östlichen Altstadt verteilten Hochschule fehlten zweite Fluchttüren und Notausstiege. In manchen suchten die Teilnehmer der Begehung sogar vergeblich nach zweiten Fluchtwegen. Betroffen sind Häuser an der Obertor-, der Mühl- und der Neckarstraße. Sie stammen teilweise bereits aus den 50er- Jahren, zwei jedoch von 1996 und 2001.

Abhilfe schafft das Amt in vier der sechs Fälle durch den Bau von Treppen als zweitem Fluchtweg, die Erweiterung der bestehenden Brandmeldeanlagen und den Einbau von Brandschutztüren. In den Gebäuden in der Kanalstraße 10, an der Maillekreuzung und in der Neckarstraße 63 werden umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt, um den Bestimmungen des Brandschutzes Rechnung tragen zu können.

Die Arbeiten werden wohl 15 Monate dauern

Diese wiederum werden einige Zeit in Anspruch nehmen, in der – hätte das VBV nichts unternommen – die in der Kanalstraße 10 beheimateten Maschinenbauer, angewandten Naturwissenschaftler und Fahrzeugtechniker das Gebäude nur noch sehr eingeschränkt hätten nutzen können. Deshalb ist nun die monumental anmutende Treppe als Provisorium gebaut worden. Sie soll nach Abschluss der Umbauarbeiten wieder verschwinden. Allerdings rechnet die Hochschule damit, dass es mindestens 15 Monate dauern wird, bis ein mittlerweile beauftragtes Architekturbüro die Arbeiten abgeschlossen hat.

Allein in die Errichtung der Treppen und der Brandschutztüren muss das Land 600 000 Euro investieren. Die gesperrte Feuerwehrzufahrt an der Maillekreuzung sei indes, so betont Andreas Hölting, kein Problem. Weil das Areal auch von der Kanalstraße her anzufahren sei, habe der Vertreter der Feuerwehr dem Provisorium zugestimmt.

Noch offen ist, ob auch am Standort Flandernstraße – dort residieren die Sozialwissenschaften – noch notwendig sind. Die Flandernstraße wird voraussichtlich nur noch wenige Jahre bis zum Umzug der Hochschule in die Neue Weststadt benötigt. Auch an der Flandernstraße hat es im vergangenen Jahr eine Brandverhütungsschau gegeben. In welchem Umfang hier für die Restlaufzeit noch Handlungsbedarf bestehe, werde, so Andreas Hölting, aktuell noch abgestimmt.