Die Hochschule Esslingen nimmt an einem EU-Projekt teil, bei dem Studenten aus verschiedenen Ländern mitwirken. Sie sollen praxisnah üben, was es heißt, länderübergreifend zu arbeiten und mit Problemen fertig zu werden.

Esslingen - Für viele zukünftige Mitarbeiter von Unternehmen wird die internationale Aufgabenlösung im Kollegenkreis Normalität sein. An der Esslinger Hochschule können Studenten das schon mal praxisnah üben. Im Rahmen eines EU-Projekts ist während der laufenden Woche eine Gruppe finnischer Studenten zu Gast in Esslingen. Das internationale Studententeam arbeitet an der Verbesserung einer Maschine der Nürtinger Firma Heller. In zehn Wochen reisen dann Esslinger Studenten nach Finnland.

 

Die Kooperation ist Teil eines EU-Projekts mit dem Namen „HEIBus“. Dabei entwickeln 108 Studenten von fünf europäischen Hochschulen, darunter 22 Studenten aus Esslingen, in den nächsten drei Jahren Lösungen für jeweils ein Unternehmen aus Deutschland, Finnland und Spanien sowie jeweils zwei Unternehmen aus Ungarn und Rumänien. „HEIBus“ steht für “Higher Education Institutions Business collaboration for skills and competitiveness”.

Herausforderungen sind praxisnah

Bei der Zusammenarbeit sollen unterschiedliche Wege gegangen werden. Während sich einige Studentengruppen persönlich treffen, um zusammen zu arbeiten, arbeiten andere Gruppen rein virtuell an Aufgabenstellungen wie der Optimierung eines Supermarktes oder der Verbesserung einer Fräsmaschine. Den Unternehmen werden die verschiedenen Ergebnisse der Gruppen angeboten, sie können sich dann für eine der Lösungen entscheiden. Insgesamt stellt die EU knapp eine Million Euro für das Projekt zur Verfügung, wovon rund 140000 Euro nach Esslingen fließen.

Neben den technischen Fragen seien es vor allem sprachliche Hindernisse und die räumliche Distanz, die herausfordernd seien, erklärt der 22-jährige Student der Technischen Betriebswirtschaftslehre aus Esslingen, Duc Nam Vu. Laut dem Professor der Fakultät Maschinenbau an der Hochschule Esslingen, Anton Haberkern, ist dies jedoch ein Vorteil, denn dank der Zusammenarbeit sammeln die Studenten Erfahrungen mit Kommilitonen aus dem Ausland und knüpfen Kontakte zu Unternehmen. „Wir verfolgen damit unsere ureigensten Ziele“, sagt Haberkern, der an der Hochschule Esslingen für die Begleitung des EU-Projekts zuständig ist.

Nicht nur Sprachbarrieren

Zudem sind die Gruppen interdisziplinär gemischt. Laut Haberkern bedeute dies, dass sich die Studenten bei der Problemlösung nicht allein mit den Herausforderungen ihrer Fachrichtung herumschlagen müssten. Der angehende Ingenieur muss beispielsweise plötzlich auch betriebswirtschaftliche Aspekte und Marketingstandpunkte berücksichtigen – wie im wahren Leben. Dadurch könne der Praxisschock, den einige Studenten nach dem Verlassen der Hochschule im Arbeitsleben erlitten, abgemildert werden, erklärt der Professor.

Eine internationale Zusammenarbeit mithilfe des Internets hat für Unternehmen große Vorteile. So müssen sie ihre Mitarbeiter nicht mehr um die halbe Erde schicken. Deshalb werden einige der Studentengruppen ausschließlich auf dieser Basis an den ihnen gestellten Aufgaben arbeiten. Ob das so gut wie das nicht-virtuelle Arbeiten funktionieren wird, müsse sich laut Haberkern noch zeigen. „Ich habe das Gefühl, ich kann nur mit jemandem zusammenarbeiten, wenn ich mit ihm mindestens einmal zusammen am Tisch gesessen habe“, sagt er. Aber vielleicht empfinden das die Studenten anders. Die jüngeren Studenten seien schließlich Digital Natives. Sie sind damit aufgewachsen, dass das Internet immer und überall ist. Länderübergreifende Kommunikation im virtuellen Raum ist für sie selbstverständlich. „Die gehen ganz anders mit den Geräten um“, sagt Haberkern.