Rainer Franke, wiedergewählter Chef der Hochschule für Technik, kämpft weiter um eine verbesserte Infrastruktur und mehr Sichtbarkeit. In seiner zweiten Amtszeit warten zahlreiche Aufgaben auf ihn.

Stuttgart - Ein bisschen überrascht“ hat Rainer Franke seine einstimmige Wiederwahl und Bestätigung als Rektor der Hochschule für Technik (HFT) schon. Dass der Professor für Baugeschichte und Baukonstruktion die Geschicke der HFT vom 1. September an für diesmal sieben weitere Jahre lenkt, passt ihm, aber auch dem Aufsichtsrat und dem Senat offensichtlich bestens. Denn Franke, Jahrgang 1954, will noch ein paar Dinge aufs Gleis setzen, bevor er 2020 in den Ruhestand geht. Auf den Punkt bringen könnte man dies mit den Begriffen Qualität halten, Studiensystem ausbauen, Räume schaffen, sichtbarer werden. Und eine wichtige Voraussetzung dafür sieht er als gegeben an, nämlich „eine gute Mannschaft – die hab ich“.

 

„Wenn Sie in der Hochschulpolitik was bewegen wollen, ist eine langfristige Perspektive schon besser “, sagt der Rektor. Und es gebe da durchaus noch ein paar unerledigte Sachen. Zwar sei die HFT in den vergangenen sechs Jahren von 2500 auf knapp 3800 Studierende gewachsen, aber nun müssten auch das zweistufige Studiensystem sowie die Infrastruktur noch weiter ausgebaut werden. So müssten beispielsweise Anschlussperspektiven für die Bachelorstudenten der Informationslogistik, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftspsychologie geschaffen werden. Das Zauberwort heißt Master. Denn nur Masterabsolventen könnten promovieren oder in den höheren Dienst.

Auch für die Architekturstudenten würde er sich eine Aufstockung der Masterplätze von derzeit 30 auf mindestens 50 Prozent der Bachelorabsolventen wünschen. Denn gerade in diesem Bereich sei der Bachelor nur sehr eingeschränkt berufsqualifizierend, da dessen Absolventen nicht Mitglied in der Architektenkammer werden dürften und somit weder ein Planvorlagerecht hätten noch ein Architekturbüro eröffnen dürften.

Die größte Herausforderung sieht Franke jedoch darin, „in dieser Hochphase an Studierenden das Qualitätsniveau zu halten“. Denn deren Spektrum werde „immer breiter – was sie mitbringen, klafft immer weiter auseinander“. Seit 2010 versucht die HFT dies über Förderprogramme aufzufangen. Doch die laufen 2015 aus. „Um die Fortführung werde ich mich in den nächsten Jahren kümmern müssen“, so Franke.

Eine weitere große Herausforderung bestehe darin, den langjährigen räumlichen Engpass zu beenden. „Wir durften für den Ausbau nicht bauen“, stellt Franke klar. Der Neubau, der derzeit an der Breitscheidstraße entsteht, diene nur der Beseitigung des Altmangels. „Die Grundauslastung muss sich räumlich niederschlagen“, fordert der Rektor. „Deshalb brauchen wir eine Perspektive über 2017 hinaus.“

Ähnlich sieht er es bei der angewandten Forschung, die inzwischen zu den offiziellen Dienstaufgaben der früheren Fachhochschulen gehört. 3,5 Millionen Euro an Drittmitteln habe die HFT im vergangenen Jahr dadurch eingeworben. 50 Mitarbeiter würden aus diesem Topf bezahlt. „Aber diese Leute kann man ja nicht einfach in den Stadtpark setzen“, meint Franke. „Wir brauchen dafür eine gewisse Infrastruktur.“ Sechs Forschungsschwerpunkte habe die HFT definiert und in einem Institut gebündelt: Nachhaltige Energietechnik, Akustische und Thermische Bauphysik, Nachhaltige Stadtentwicklung, Integrale Architektur, Geodäsie und Geoinformatik sowie Industrielle Anwendungen in der Mathematik und Informatik. Doch Forschen sei zeitaufwendig. Und so müsse auch das Problem der gedeckelten Deputatsreduzierung noch gelöst werden.

Auch der Hochschulstandort selbst sei ein Zukunftsthema, so Franke. Damit meint er nicht nur die städtebauliche und räumliche Abrundung des Campus am Stadtgarten, sondern auch die Wahrnehmbarkeit der gesamten Hochschulregion Stuttgart – national und international. „Wir haben hier eine Riesenvielfalt an Hochschulen und Unis, aber die ist bundesweit nicht präsent.“ Franke hofft, dass dies sich auch durch OB Fritz Kuhn ändert. Zumindest sei der Hochschulbereich in Kuhns Antrittsrede ein Thema gewesen.

„Mit mehr als 60 000 Studierenden in der Region sind wir ja auch ein Wirtschaftsfaktor“, argumentiert Franke. Doch auch diese könnten stärker wahrgenommen werden. Der Rektor wünscht sich deshalb, dass an der Willkommenskultur für die Studenten gefeilt werde, nachdem die Stadt die Welcome Week gestrichen habe. „Es gehören auch Begrüßungsgeschenke dazu – das kann sich die Stadt doch leisten.“