Sie misst, blinkt und sieht stylish aus: Forscher der Hochschule für Technik haben eine CO2-Ampel gebaut und die Bastelanleitung ins Netz gestellt.

Stuttgart - Lüften hat viel mit Psychologie zu tun – auch in Zeiten von Corona. Diese Erkenntnis hat Gabriel Erhart gewonnen, der Technische Geschäftsführer des Instituts für angewandte Forschung an der Stuttgarter Hochschule für Technik (HFT). „Wir forschen seit mehreren Jahren auf dem Gebiet der Lüftung“, berichtet er. „Viele Leute lüften falsch – oder zu wenig.“ Ein Grund dafür sei: „Der Mensch hat keinen Sensor für CO2.“ Das sei an der HFT nicht anders. Weil zuverlässige, kostengünstige Messgeräte am Markt kaum verfügbar seien, habe man selber welche gebaut – mit verfügbaren Komponenten. 25 solcher Geräte habe das Team bereits zusammengebaut und auf verschiedene Räume der HFT verteilt.

 

Forscher: Unsere Ampel wirkt wie eine Richterinstanz

„CO2 ist ein guter Indikator“, sagt Erhart. Auch für eine mögliche Virenlast, die sich im Mief schlecht gelüfteter Räume befinden kann. „Unsere Ampel fängt an zu blinken, wenn der CO2-Grenzwert erreicht ist.“ Das helfe auch, wenn Lüftungsmuffel zugegen seien. „Unsere Ampel wirkt da wie eine Richterinstanz“, sagt Erhart. An der HFT werte man über WLAN die Daten dieser Ampeln für jeden einzelnen Raum aus. Dabei gehe es neben der Raumlufthygiene auch um thermischen Komfort und potenzielle Energieeinsparungen. Eine intelligent angetriebene automatische Fensteröffnung haben die HFT-Forscher bereits entwickelt.

Für Schulen könnte zumindest die Basisversion solcher CO2-Ampeln interessant sein. Verkaufen könne die Hochschule die Geräte allerdings nicht, räumt Erhart ein. Aber die Bauanleitung können sich interessierte Bastler – Schulen, Unternehmen, Privatleute – über die Hochschul-Homepage einfach vom Netz abrufen, samt einer Liste der benötigten Bauteile. Die Materialkosten pro Ampel schätzt Erhart auf 60 Euro. „So ein Ding ist in einer Stunde zusammengebaut“, behauptet er. Lohnenswert sei das, denn: „Man kann eine gute Raumhygiene damit hinkriegen.“ Der Hochschulmann räumt aber ein: „Es würde wohl auch eine Eieruhr reichen.“ Das sei besser, als das Lüften zu vergessen. „Da muss man manchmal auch ein bisschen Widerstand brechen.“