Der Wissenschaftsrat verweigert der privaten dualen Hochschule International University of Cooperative Education in Freiburg das Zertifikat.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg -  Die erst 2009 in Betrieb genommene private duale Hochschule International University of Cooperative Education (IUCE) in Freiburg hat vom Deutschen Wissenschaftsrat keine Akkreditierung bekommen. Das Konzept entspreche nicht den wissenschaftlichen Maßstäben einer Hochschule, heißt es in der Entscheidung des Rates. Der IUCE fehle "Sensibilität im Bereich der akademischen Selbstverwaltung", Berufungsverfahren für Professoren seien nicht hochschuladäquat geführt worden, es fehle an externen Fachvertretern in der Berufungskommission und insgesamt an der akademischen Ausrichtung der Hochschule. Das akademische Personal verfüge "durch die Grundordnung in entscheidenden Fragen nicht über ausreichend Einfluss auf die Leitungs- und Entscheidungsprozesse", die akademische Freiheit sei damit nicht gewährleistet. Außerdem sei die Solvenz des Unternehmens nur bis 2013 gesichert, "angesichts des nahezu aufgebrauchten Eigenkapitals" bestünden "erhebliche Risiken".

 

Das fehlende Zertifikat des Wissenschaftsrates zieht automatisch die Verweigerung der staatlichen Anerkennung der Hochschule nach sich. Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg macht die staatliche Anerkennung von einer positiven Zertifizierung des Wissenschaftsrates abhängig, so hat es die Landesregierung 2002 beschlossen. Damit werden die ersten rund 30 Absolventen, die im Herbst ihr Studium nach sechs Semestern beenden, wohl keine anerkannten Abschlüsse als Bachelor of Arts (B.A.) in International Business Management bekommen. Auch nicht vorläufig, wie die Hochschulleitung immer noch hofft. "Wir waren durch die Ablehnung überrascht und sehen das Land in der Pflicht gegenüber den Studierenden", sagte der IUCE-Kanzler Robert Wetterauer der StZ. Der Studienbetrieb gehe weiter, im Herbst soll die Zahl der Studierenden nahezu doppelt so hoch sein. "Wir lassen uns nicht entmutigen", so Wetterauer. "Die Rechtslage ist eindeutig, derzeit kann es keine Anerkennung geben", betont hingegen Arnd Oschmann vom Wissenschaftsministerium.

An der IUCE sind derzeit 220 Studierende eingeschrieben, die Privathochschule orientiert sich am Prinzip der früheren Berufsakademien, die jetzt Duale Hochschulen genannt werden. Studierende müssen zugleich einen Ausbildungsvertrag nachweisen und studieren phasenweise im Blockunterricht. Angeboten werden Bachelorstudiengänge mit den Schwerpunkten Hotelmanagement, Immobilienwirtschaft, Marketing und Sportmanagement. Für Studierende müssen deren Ausbildungsbetriebe 500 Euro pro Monat entrichten. Das IUCE hat den Studienbetrieb ohne Zertifizierung aufgenommen, nach Angaben von Wetterauer mit Genehmigung des Wissenschaftsministeriums. Die jetzt erfolgte Abfertigung durch den Wissenschaftsrat ist auch eine Ohrfeige für das hochkarätig besetzte Kuratorium der Einrichtung. Ihm steht der ehemalige Rektor der Freiburger Exzellenzuniversität, Wolfgang Jäger, vor. Ebenfalls im Gremium sitzen OB Dieter Salomon (Grüne), die früheren CDU-Landtagsabgeordneten Gundolf Fleischer und Klaus Schüle, Hotelier Roland Burtsche und Europapark-Chef Roland Mack. Die Eigentümer der Schule sind neben Kanzler Robert Wetterauer seine Mutter Antoinette Klute-Wetterauer und sein Onkel Friedrich Klute. Mutter und Sohn betreiben auch die Angell-Gruppe, zu der private Schulen in Freiburg gehören. Die IUCE will nun erneut einen Antrag beim Wissenschaftsrat stellen. Doch weist Rebecca Taubach vom Referat Hochschulinvestitionen und Akkreditierungen des Wissenschaftsrats darauf hin, dass eine Prüfung normalerweise mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nimmt.