Bund und Länder wollen mit mehr als einer halben Milliarde Euro Fördermitteln jährlich die Exzellenzinitiative zur Dauereinrichtung machen. Den Abschied vom Prinzip Gießkanne leitet die Neuausrichtung des Programms nicht ein.

Berlin/Stuttgart - Bund und Länder wollen die Spitzenforschung an deutschen Hochschulen künftig mit 533 Millionen Euro jährlich unterstützen und damit die seit elf Jahren laufende Exzellenzinitiative verstetigen. Mit der Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftsministerkonferenz (GWK), die im Juni noch von den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin bestätigt werden muss, wird nach Aussage von Bundeswissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) der Tatsache Rechnung getragen, dass die Förderung der Spitzenforschung an deutschen Hochschulen eine Daueraufgabe ist. Auch die Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) als Vertreterin der Länder gab sich überzeugt, dass die Exzellenzinitiative geeignet ist, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen weiter zu stärken.

 

Acht bis elf Universitäten sollen künftig das Spitzenprädikat tragen

Zwar haben Bund und Länder zu Gunsten dieser Art der Forschungsförderung eigens Artikel 91b des Grundgesetzes verändert, der es dem Bund erlaubt, in Fällen von überregionaler Bedeutung dauerhaft Hochschulen finanziell zu unterstützen. Gleichwohl bleibt es bei dem im deutschen Föderalismus typischen Muster der Gießkannen-Förderung. Mit 385 Millionen Euro soll der Löwenanteil der künftigen Exzellenzinitiative künftig auf 45 bis 50 Forschungsverbünde (sogenannte Exzellenzcluster) entfallen; 148 Millionen Euro im Jahr sollen auf acht bis elf Exzellenzuniversitäten verteilt werden. Nimmt man beide Fördersäulen zusammen, kann als sicher gelten, dass Hochschulen aus allen sechzehn Bundesländern Fördermittel aus diesem Programm bekommen werden.

Als wesentlichen Fortschritt lobte Johanna Wanka, dass die neue Ausrichtung der Exzellenzinitiative den Hochschulen Planungssicherheit verschaffe. „Die Geförderten können damit langfristige Ziele verfolgen, müssen sich jedoch alle sieben Jahre einer Evaluierung stellen“, erklärte sie. Nur wenn sie ihr Spitzenniveau in der Forschung hielten, werde die Förderung verlängert. Im umgekehrten Falle kämen Konkurrenten zum Zug.

Gemischte Reaktionen von Hochschulen im Südwesten

Die Reaktionen auf die Entscheidung fielen gemischt aus. Hans-Jochen Schiewer, der Rektor der Universität Freiburg sieht in dem neuen Förderprogramm eine historische Entscheidung. „Am Ende dieser Exzellenzinitiative wird eine Spitzengruppe deutscher Universitäten stehen, die sich uneinholbar vom Rest der deutschen Universitäten absetzen wird“, sagte Schiewer dieser Zeitung.

Freiburg war in der ersten Runde Eliteuniversität und musste den Titel in der zweiten wieder abgeben. Neben Heidelberg ist Freiburg jedoch im Moment die einzige Universität, die zwei Forschungscluster gewonnen hat, das ist künftig die Voraussetzung für die Bewerbung als Exzellenzuniversität. „Das zeigt, wir können die Kriterien erfüllen“, gibt sich Schiewer für seine Universität zuversichtlich. Allerdings weiß auch er, „es gibt keine Privilegien, alle müssen sich mit Neuanträgen bewerben“. Der Freiburger Rektor hätte sich in dem neuen Programm eine deutlichere Wende weg vom Konzept- hin zum Leistungswettbewerb gewünscht. „Nach zehn Jahren hätte die Leistungsprämie stärker im Vordergrund stehen sollen“. Aber immerhin erhalte nun „die bereits erbrachte Leistung der Universitäten ein stärkeres Gewicht als früher“. Die Rektoren bewerten die Gewichtung als eine politische Entscheidung. Je weniger Zukunftskonzepte eine Rolle spielten, desto stärker würde das Gestaltungselement der Politik eingeschränkt, sagt Schiewer. Die möglichen Verbundlösungen sind für den Freiburger Rektor „schwer vorstellbar“. „Eine extrem schwierige Aufgabe“ nennt er die Anforderung, ein gemeinsames Governance-Konzept für mehrere Universitäten in einem Verbund aufzustellen.

Skeptisch sieht man das neue Exzellenzprogramm in Konstanz. Die Universität ist mit 11 600 Studierenden relativ klein, hat sich aber in den beiden ersten Runden jeweils als Exzellenzuniversität behauptet. Den Titel möchte man auch in der dritten Runde verteidigen. Aber: „Wir sehen uns benachteiligt, große Universitäten haben es einfacher“, bemängelt Julia Wandt, die Sprecherin der Universität Konstanz. Wenn es gilt, zwei Cluster zu gewinnen, sieht sie größere Einrichtungen im Vorteil, schlicht, weil diese mehr Lehrstühle hätten. Doch Konstanz geht auch in den neuen Wettbewerb mit Selbstbewusstsein. „Wir haben das Potenzial für zwei Cluster“, sagt Wandt. Auch in Konstanz hätte man „eine Bewertung anhand bisheriger Erfolge sehr begrüßt“.