Schneeschmelze und anhaltender Regen lassen am Sonntag den Pegel von Rems, Murr und den Seitenbächen ansteigen. Einzelne Gehwege und Straßen werden gesperrt, an der Rems werden zwei Rückhaltebecken geflutet.

Schorndorf/Waiblingen - Für Hans-Peter Sieg war es eine kurze Nacht. Nur zwei Stunden hat der technische Geschäftsführer des Wasserverbands Rems von Sonntag auf Montag geschlafen, dann war er schon wieder unterwegs, um die Pegelstände und Wasserrückhaltebecken entlang der Rems zu kontrollieren. Der Fluss sieht am Montagmorgen übervoll aus, bleibt aber dennoch bis auf ganz wenige Ausnahmen zwischen den Deichen. Insgesamt hat das Remstal ein glimpfliches Hochwasser erlebt: in Schorndorf und Waiblingen mussten ein paar wenige Gehwege und Straßenabschnitte vorsichtshalber gesperrt werden – so wie zum Beispiel die Verbindungsstraße zwischen Hegnach und Hohenacker.

 

Die Baustelle für’s Hochwasserrückhaltebecken ist überflutet

Am schlimmsten erwischt hat es ausgerechnet das neue Hochwasser-Rückhaltebecken zwischen Plüderhausen und Urbach. „Baustelle und Baugrube sind abgesoffen. Eigentlich wollten wir diese Woche wieder loslegen mit Erdarbeiten, aber jetzt müssen wir erst mal die Grube leerpumpen und den Schlamm wegschaffen“, sagt Sieg, der sonst von keinen größeren Überflutungen weiß.

Der Backnanger Hobby-Meteorologe Yannick Garbe hat sich das Hochwasser in Backnang angesehen:

Gleich mehrere Faktoren haben am Sonntagabend dafür gesorgt, dass entlang der Rems nicht nur der Wasserstand, sondern auch die Nervosität gestiegen war, sich Feuerwehren, Bauhöfe und Bürgermeister zu Krisenbesprechungen trafen. Zur Schneeschmelze aufgrund des Tauwetters kam anhaltender Niederschlag und immer wieder auch noch Starkregen. „Die Böden waren vollgesogen wie ein Schwamm, die haben nichts mehr aufgenommen“, berichtet Heribert Schuck, der zuständige Fachbereichsleiter in Schorndorf.

An der Murr war der Pegel am Sonntagabend schon stabil

Letztendlich haben sich die Pegel der Rems bis auf die Höhe eines HQ10 hochgearbeitet, also dem Stand eines Hochwassers, wie es etwa alle zehn Jahre vorkommt: „Das ist im Grunde noch gut zu handhaben“, sagt Hans-Peter Sieg. Ähnliches wird auch aus dem Murrtal gemeldet: „In Oppenweiler stieg die Murr auf knapp unter drei Meter, das entspricht einem fünf- bis zehnjährlichen Hochwasserereignis“, sagt Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. Dort habe man die Lage beobachtet und am Sonntagnachmittag erste Vorbereitungen getroffen. „Allerdings waren die Pegel am Sonntagabend schon stabil“, sagt Mößner.

Die frischen Deiche in Winterbach wurden geschützt

Um an der Rems für Entlastung zu sorgen, sei um 22 Uhr zunächst das Rückhaltbecken bei Waldhausen geflutet worden, wie Hans-Peter Sieg berichtet. Um zwei Uhr sei dann noch das Becken in Winterbach hinzugenommen worden: „Das haben wir deswegen geflutet, weil die Deiche der renaturierten Rems bei Winterbach noch nicht bewachsen sind und wir nicht wollten, dass diese überströmt werden“, erläutert Sieg diese Maßnahme. Zwischen Winterbach und Remshalden haben die Wassermassen die aufgeweitete Rems umgestaltet, sie haben eine der bestehenden Inseln abgetragen und dafür eine neue geschaffen. „Aber so ist es ja auch gewollt“, sagt Hans-Peter Sieg.

Spuren hat das Hochwasser auch in Weinstadt und Schorndorf hinterlassen, wo zwei Abschnitte der Rems renaturiert werden. Während es in Weinstadt nur kleinere Schäden durch Abschwemmungen gibt, hat die Wasserkraft in Schorndorf vermutlich größere Schäden verursacht, ein Baum ist entwurzelt, die Böschung abgetragen. „Das Ausmaß wird man erst richtig sehen, wenn das Wasser sink“, sagt Schuck.