Mitte August sorgte ein starkes Unwetter für Überschwemmungen und große Schäden in Gondelsheim (Kreis Karlsruhe). Helmut Käss aus Steinheim war vor Ort und berichtet von Zusammenhalt und Dankbarkeit.

Ludwigsburg: Nicole Töppke (top)

Welche Schäden Starkregen und Hochwasser anrichten kann, hat sich in den letzten Monaten auch im Kreis Ludwigsburg gezeigt. Helfende Hände und Menschen die anpacken sind ins solchen Situationen für Betroffene goldwert. Helmut Käss aus Steinheim ist ein solcher Mensch – und hat sich vergangenes Wochenende auf den Weg nach Gondelsheim im Kreis Karlsruhe gemacht, um vor Ort seine Hilfe anzubieten.

 

Beim Hochwasser sind Orte im Unwetter-Chaos versunken. Foto: dpa//Rene Priebe

In der Nacht vom 13. auf den 14. August sorgte ein Unwetter für Überschwemmungen in der Gemeinde im Kraichgau und lies viele Bewohner mit vollgelaufenen Kellern, Schlamm und Verwüstungen zurück. „Ich habe einen Bericht in der Landesschau über das Hochwasser gesehen“, so der 64-Jährige. Dort habe man darauf aufmerksam gemacht, dass noch Helfer gesucht werden: „Also habe ich bei der Gemeinde angerufen und meine Hilfe angeboten. Es hieß, jemand ruft mich bald zurück.“ Als der Rückruf ausblieb, habe sich der Rentner am Samstag kurzerhand entschieden einfach loszufahren. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.

Die Stadthalle wurde zum Krisenzentrum

Durch die massiven Niederschläge hatten Schlammmassen von umliegenden Feldern den Ort überflutet. Es habe demolierte Autos gegeben und die Straßen seien voll mit Sperrmüll wie kaputten Waschmaschinen und Trocknern gewesen. Die Stadthalle in Gondelsheim fungiert seit dem Hochwasser als Krisenzentrum. Von dort werden die Arbeitseinsätze koordiniert. Außerdem stehen dort Verpflegung, Waschmöglichkeiten und Feldbetten für die Bürger bereit. Auf die Frage der Mitarbeiterin, ob er denn auch Gummistiefel dabei hätte, kann der Rentner nur schmunzeln: „Selbstverständlich. Ohne Gummistiefel und Handschuhe kommt man hier nicht weit.“

Keller der Wohnhäuser waren voller Schlamm

In der Bruchsaler Straße habe er mit anderen Helfern Schlamm aus einem Keller geschaufelt. Etwa 20 Zentimeter hoch sei der Dreck in den Kellern gelegen. „Beim ersten Keller konnten wir die Eimer voller Schlamm einfach aus dem Fenster nach draußen geben“, sagt Käss. Beim zweiten Einsatzort seien die Kellerfenster jedoch zu klein gewesen. „Wir haben die Eimer durchs Treppenhaus getragen, und da kein Transportmittel zur Verfügung stand, den Schlamm erst mal auf einen Haufen im Hof geworfen.“ Es habe nicht lange gedauert bis ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung anordnete: „Der Schlamm muss da weg. Es ist Regen angesagt.“ Man habe einen Landwirt organisieren können, der mit einem Anhänger den Schlamm abtransportierte. „Wir mussten also wieder den Dreck in die Eimer schaufeln und mit einer Menschenkette in den Anhänger befördern“, berichtet Käss.

Der Schlamm lag Zentimeterhoch in den Kellerräumen. Foto: privat

Bei der Arbeit und in den Pausen kam er mit anderen Helfern ins Gespräch. „Es gab ein enormes Zusammengehörigkeitsgefühl“, erzählt er. Auch die Bewohner seien sehr dankbar für die Hilfe gewesen. „Die Hausherrin hat sich bei uns allen bedankt und hatte dabei Tränen in den Augen.“ Es sei erstaunlich gewesen, von wo die Menschen kamen: „Auch zwei Leute aus Ingersheim waren dabei, eine Frau kam aus Steinweiler in der Pfalz.“ Eine weitere Helferin sei extra aus Berlin angereist. „Unglaublich, welche Solidarität und Unterstützung wir erfahren durften. Hunderte von freiwilligen Helfern haben selbst Hand angelegt beim Beseitigen der Hochwasser-Schäden. Ihnen allen gilt unser großer Dank“, schreibt Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp auf Facebook.