Die schweren Unwetter in diesem Jahr haben einige Kommunen im Südwesen völlig unvorbereitet getroffen und teils schwere Schäden angerichtet. Die Hochwasservorhersagezentrale will solche Lagen besser einschätzen können. Doch das ist gar nicht so leicht.

Karlsruhe - Karlsruhe (dpa/lsw) - Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg will in den kommenden Jahren in der Lage sein, wesentlich präziser vor schweren lokalen Unwettern warnen zu können. Dafür sei sie dringend auf bessere Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) angewiesen, sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Freitag in Karlsruhe. „Wir brauchen schnellere und kleinräumigere Prognosen, die dann von der HVZ verarbeitet werden können.“ Beim Bund habe er sich dafür eingesetzt, dass dafür entsprechende Mittel für den DWD bereitgestellt würden.

 

Die Daten könnten dann in ein regionales Frühwarnsystem einfließen, betonte er mit Blick auf die verheerenden Niederschläge im Mai und Juni, wie sie beispielsweise über Braunsbach (Kreis Schwäbisch-Hall) niedergegangen waren. Bei den heftigen Unwettern waren landesweit vier Menschen ums Leben gekommen.

Die Mittel für die HVZ seien seit seinem Amtsantritt 2011 von 900 000 auf zuletzt 2,3 Millionen Euro im Jahr aufgestockt worden. „Leider müssen wir wegen des Klimawandels damit rechnen, dass Unwetter mit Starkregen künftig häufiger auftreten werden.“

Auf den Punkt vorhersehbar könnten solche Wetterlagen aber auch in Zukunft nicht werden, ergänzte HVZ-Hochwasserexperte Manfred Bremicker. „Uns würde es aber sehr helfen, wenn etwa die Intensität von Gewittern besser vorhergesagt würde“ - also nicht nur die räumliche Veränderung einer Gewitterzelle, sondern auch ihre Entwicklung. Daran arbeite der Wetterdienst bereits.

Mit entsprechenden Daten könnten Hochwasser-Frühwarnsysteme regional verfeinert und beispielsweise jede Stunde und nicht nur alle drei Stunden aktualisiert werden. Bei den Pegelständen wird eine Aktualisierung alle 15 Minuten angestrebt.

Plötzlicher Starkregen hatte allein in Braunsbach Schäden von mehr als 100 Millionen Euro angerichtet und zahlreiche Häuser und Straßen in dem kleinen Ort zerstört. „Gegen solche kurzzeitigen Wetterlagen müssen wir uns besser wappnen“, sagte Untersteller.

Der Minister sprach anlässlich des 25-jährigen Bestehens der HVZ. Sie wurde 1991 in Karlsruhe an der heutigen Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) ins Leben gerufen. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählen Informationen über Hoch- und Niedrigwasser. Mindestens viermal täglich werden die Abfluss- und Wasserstandswerte an rund 300 Pegeln abgerufen. Insgesamt werden täglich rund 500 Millionen Mess- und Modellwerte verarbeitet.