Der 22-Jährige lebt selbst in Miedelsbach, einem 2100-Einwohner-Stadtteil von Schorndorf, auch seine Wohnung ist zerstört. Und selbst den elterlichen Baggerbetrieb hat es massiv getroffen, vieles ist kaputt. Doch statt sich erst einmal um die eigenen vier Wände zu kümmern, hilft Bäder seit Tagen im Ort. Die zentrale Bushaltestelle in Miedelsbach ist zu einer Art lokalem kleinen Müllplatz geworden. Der 22-Jährige, den viele hier nur „Benni“ nennen, sitzt routiniert im Fahrerhäuschen seines Baggers und schaufelt den Müll in einen der Container, der bereitsteht. Am Freitagmittag ist das aber nur einer der Orte, an denen er im Einsatz ist. Er fährt hier von einem Haus zum anderen. Überall stapeln sich Möbel, Haushaltsgegenstände und andere Habseligkeiten, die der Schlamm in Müll und Schrott verwandelt hat. Der Schock sitzt tief und auch die Trauer um die beiden Menschen, die hier ums Leben kamen, bewegt viele.
Rettung mit dem Bagger
„Mit dem Bagger und den Lkws haben wir in der Nacht auf Montag Leute aus ihren Häusern geholt“, erzählt Bäder. Als es mit Autos längst kein Durchkommen mehr gegeben habe, da sei er und sein Vater mit schwerem Gerät vorgefahren, um Menschen über ihre Fenster aus den Häusern zu holen. „Ich hätte nie gedacht, dass das Wasser so schnell ansteigt“, sagt der 22-Jährige. Hochwasser habe es auch schon vor Jahren gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. In letzter Minute hätten er und sein Vater die Lkws und Bagger des Unternehmens auf einen Supermarktparkplatz auf einer Anhöhe im Dorf bringen und retten können.
„Er ist unser Held“, sagt ein 47-jähriger Mann, der im Ort aufgewachsen ist, und nun das elterliche Haus aufräumen muss. „Es ist einfach nicht selbstverständlich, dass man selbst so ein Elend erfährt und trotzdem anderen hilft“. Die große Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, habe den Mann in den vergangenen Tagen mehrfach zu Tränen gerührt. Ohne Benni Bäder wären hier nach der Flut nicht einmal die Rettungskräfte durchgekommen, sagt er mit Blick auf die Zerstörung in seiner Straße.
Während der Baggerfahrer die Straßen räumte, halfen andere Menschen, in der Wohnung des 47-Jährigen. „Ohne Benni Bäder würde es hier noch immer sehr viel schlimmer aussehen“, sagt der 47-Jährige. Auf der Straße hat er einen Tisch aufgebaut, Hefezopf und Bananen liegen für die Helferinnen und Helfer im Ort bereit. Überall im Dorf rattern Stromaggregate, Häuser werden ausgeräumt und der Schaden dokumentiert. Einige warten noch immer auf Strom. Auch nach Tagen ist vielen noch nicht klar, wie groß der finanzielle Schaden ist.
Wie soll es weitergehen?
Für Benni Bäder ist es nicht der erste Einsatz nach einem Hochwasser. Auch nach der Jahrhundert-Katastrophe 2021 im Ahrtal in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war er mit seinem Vater für andere im Einsatz. Deshalb sei es auch jetzt selbstverständlich, mit anzupacken – trotz Müdigkeit, die ihm ersichtlich zusetzt.
„Gestern waren wir bis um halb Eins am Morgen unterwegs. Langsam habe ich auch keine Energie mehr“, erzählt er. Tagsüber sei oft kein Durchkommen, der Verkehr macht dem Ort zu schaffen. „Viele Menschen sind inzwischen auch gereizt, aber ich weiß, dass die meisten sehr dankbar über die Hilfe sind.“ Wie er nun weitermachen will? „Naja, bis der Müll eben weg ist“, sagt Benni Bäder, der Held mit dem Bagger aus Miedelsbach.