Hochwasserfolgen in Schorndorf Die Stadt müht sich nach der Flut um Zuversicht

Der Sommerempfang schafft eine kurze Auszeit von den Flutsorgen. Foto: Sascha Schmierer

Beim Sommerempfang der Stadt ist die Hochwasserkatastrophe das alles bestimmende Thema – und wird es wohl auch auf Jahre bleiben. Der OB kündigt Kürzungen für Sport, Kultur und Vereine an.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Den Schock über die katastrophalen Überschwemmungen haben die Schorndorfer noch längst nicht verdaut. Zwei Menschen haben in der Nacht zum 3. Juni im Hochwasser ihr Leben verloren, die vom Starkregen ausgelöste Flut hinterließ in der Stadt einen Schaden im dreistelligen Millionenbereich. Dennoch hat sich der Schorndorfer Oberbürgermeister Bernd Hornikel beim Sommerempfang der Stadt im Ziegeleisee-Bad bemüht, trotz aller Sorgen nach der Flut auch wieder ein wenig Aufbruchsstimmung zu verbreiten.

 

„Gemeinsam werden wir es schaffen“, verspricht der Rathauschef

„Gemeinsam werden wir es schaffen“, versprach der Rathauschef den gut 500 Gästen aus Wirtschaft, Lokalpolitik und Stadtgesellschaft – und wählte ein Goethe-Zitat, um bei den Bürgern um Zuversicht und Zusammenhalt zu werben: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lässt sich etwas Schönes bauen“, tat Hornikel vor der Traumkulisse des von den Fluten verschonten Seebads kund.

Dass sich Schorndorf mit Blick auf die Ereignisse überhaupt einen Sommerempfang gönnt, war im Rathaus durchaus diskutiert worden. Die Sorge, die von der Bigband der Jugendmusikschule unter der Leitung von Johannes Groß umrahmte Feier könnte von den Bürgern als wenig angemessen verstanden werden, stand zumindest im Raum. Doch letztlich überwog, so der OB in seiner Rede, der Wunsch, vom Ausnahmezustand wieder zur Normalität zurückzukehren. „Wann, wenn nicht jetzt, sollen wir den Feuerwehrleuten, den Rettungsschwimmern oder auch dem Technischen Hilfswerk unseren Dank für ihren Einsatz abstatten?“, fragte Hornikel. Bauhof und Stadtwerke hätten von der Müllentsorgung bis zur Reparatur der Verteilerkästen nach der Flut eine „grandiose Leistung“ gezeigt, die Versorgung vom Strom bis zum Trinkwasser habe dank der Sonderschichten funktioniert. „Wir müssen uns bewusst machen, wie verwundbar unsere Städte und Gemeinden sind“, sagte der Oberbürgermeister dennoch. Auf gut 120 Millionen Euro werden die Kosten für Aufräumarbeiten in Schorndorf inzwischen geschätzt, die Stadt beklagt zudem einen Schaden von gut 35 Millionen Euro an ihrer Infrastruktur. Das Problem: Solange vom Land keine nennenswerte Unterstützung kommt, steht die hoch verschuldete Stadt vor der Frage, ob sie die für die nächsten Jahre geplanten Projekte auf die lange Bank schiebt oder ganz fallen lässt.

Das Hochwasser hat die Schorndorfer Finanznot dramatisch verschärft

Der Rathauschef jedenfalls hat beim Sommerempfang vorsorglich schon angekündigt, dass über die Zukunft der Innenstadt und die Gestaltung der großen Plätze noch einmal mit breiter Beteiligung diskutiert werden wird. Hintergrund ist, dass sich an der Frage, wie viele Parkplätze es im historischen Stadtkern für den Einzelhandel braucht, in Schorndorf noch immer die Geister scheiden. Für Vereine, Sport und Kultur kündigen sich wegen der vom Hochwasser noch verstärkten Finanznot schlechte Zeiten an: „Ich muss Sie“, sagte Hornikel in seiner Rede, „auf weitere Einschnitte, auf Kürzungen und Einsparungen vorbereiten.“

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