Um die Folgen von Starkregen zu mindern, haben sich mehrere Kommunen zusammengeschlossen. Aber jede Stadt ist zudem für sich gefordert

Strohgäu - Die Folgen des Hochwassers sind immens gewesen: Die Glems trat über die Ufer, die Kanalisation kapitulierte, die Sachschäden gingen im Jahr 2009 in Korntal-Münchingen und im Jahr darauf unter anderem in Ditzingen und Gerlingen in die Millionen. Damit die Kommunen im Strohgäu bei einem neuerlichen Starkregen glimpflicher davon kommen, haben Gerlingen und die Glemsanrainer ein Maßnahmenpaket geschnürt. Die acht Kommunen ließen von dem Heidelberger Unternehmen Geomer den Ablauf des Oberflächenwassers auf ihren Gemarkungen simulieren. Zudem riefen sie die Bürger auf, sich interaktiv einzubringen. Parallel dazu optimierten die Kommunen jeweils auf ihrer Gemarkung den Schutz. So wurden Pläne zum Schutz einzelner Gebäude wie das Schulzentrum in der Ditzinger Glemsaue erstellt.

 

In der Großen Kreisstadt wurden zudem die Pläne für die Entwässerung der Autobahn zwischen den Anschlussstellen Zuffenhausen und Feuerbach vorangetrieben. Schon lange vor dem Starkregen hatten die Ditzinger auf die Notwendigkeit dazu hingewiesen. Denn wenn es regnet, fließt regelmäßig eine schwarze Brühe aus Schmutz, Gummiabrieb und Bremsstaub von der Böschung hinab über einen landwirtschaftlichen Weg in die Äcker. Diese liegen zudem ausgerechnet in einem Wasserschutzgebiet. Zudem fließt das Wasser aber nicht nur in die Äcker, sondern schießt zudem in die Lache. Die Lache, vereinigt mit dem Beutenbach, fließt in der Kernstadt in die Glems. Diese wird bei Hochwasser zur Gefahr – wie die Ditzinger eben zuletzt 2010 erfahren mussten.

Seit bald neun Jahren wird über den Bau des zwei Kilometer langen Sammelkanals entlang der A 81 diskutiert. Dieser soll in ein Regenrückhalte- und Klärbecken münden. Die Pläne sind gemacht, die Finanzierung steht. Bauherr ist der Bund. In dessen Auftrag stellten Vertreter des Regierungspräsidiums kurz vor der Sommerpause den Stadträten die Baupläne vor.

Da die Grundstückseigentürmer nicht freiwillig verkaufen wollten, will der Bund laut dem Baubürgermeister Ulrich Bahmer nun mittels eines Planfeststellungsverfahrens zu seinem Baurecht kommen. „Der Bund investiert mehrere Millionen Euro“, sagte Bahmer. Auch deshalb gehe er davon aus, „dass es funktioniert“. Gleichwohl schloss sich die Verwaltung dem Wunsch des Technischen Ausschusses an, ein größeres Volumen als geplant prüfen zu lassen. Es ist auf einen Regen ausgelegt, wie er statistisch alle zehn Jahre vorkommt. Allerdings haben sich die Ditzinger bei ihren Neubaugebieten selbst einen höheren Schutz zur Auflage gemacht.

Überschwemmungsgefahr in der Ortsmitte von Korntal

Unglück
: Besonders die Ortsmitte von Korntal war heftig betroffen von einem Unwetter Anfang Juli 2009. Rund 160 Einsätze zählte die Feuerwehr in allen Stadtteilen von Korntal-Münchingen – und verlor bei einem von ihnen einen Kameraden, der einen Stromschlag beim Auspumpen eines Kellers nicht überlebte. Hunderte von Gebäuden wurden geflutet, der Schaden auf 23 Millionen Euro beziffert.

Pläne:
Im Zuge des Baus eines Wohn- und Geschäftshauses sowie von drei Stadtvillen in einem zweiten Bauabschnitt erhält die Neue Stadtmitte Korntal einen verbesserten Schutz vor Überschwemmungen. Am tiefsten Punkt des Ortes wird ein Retentionsbecken entstehen. Dessen unterirdische Rigolen (Pufferspeicher) können bei einem Starkregen 1000 Kubikmeter Wasser zwischenspeichern, bevor es in die Kanalisation fließt. Das Speichervolumen des neuen Hochwasserschutzes wird sich so verdoppeln.