Der Hochwasserschutz geht weiter: Das Bächlein aus Warmbronn bekommt einen natürlichen, kurvenreichen Verlauf.

Renningen - Alfred Kauffmann kann es sich kaum vorstellen. „Das ist doch nur ein Rinnsal“, fragt sich der Freie-Wähler-Stadtrat am Montagabend in der Gemeinderatssitzung. „Wie soll man das renaturieren?“ Denn genau das sehen die Pläne der Stadtverwaltung für den weiteren Hochwasserschutz vor. Der Maisgraben im Bereich Wilhelmstraße soll wieder ein natürliches Bachbett bekommen.

 

Im Westen von Warmbronn entspringt das Bächlein namens „Maisgraben“ und fließt dann nach Renningen, wo es nach sechs Kilometern in den Rankbach mündet. Viel Wasser ist das nicht, aber bei einem Hochwasser, wie es durchschnittlich alle 100 Jahre vorkommt, ist das ganz anders. Hartmut Marx, der Stadtbaumeister, präsentiert den Gemeinderäten eine blau eingefärbte Karte. Das komplette Gebiet zwischen Rankbach und Maisgraben steht demnach dann unter Wasser.

„Wir wollen den Maisgraben wieder renaturieren und an die tiefste Stelle des Tals verlegen, wo er früher geflossen ist“, erklärt Marx. Wenn der Bach dann wieder seinen natürlichen, kurvenreichen Verlauf hat, entwickelt er bei Hochwasser nicht so schnell eine hohe Flutwelle. Möglich als Hochwasserschutz wären zwar auch kleine Dämme. Die werden aber nicht so hoch bezuschusst – sind unterm Strich für die Stadt also teurer.

Stadt muss von den Landwirten erst die Flächen abkaufen

Einziger Haken sind jetzt noch die Grundstücke. Die Stadt muss von den Landwirten die Flächen abkaufen, auf denen später einmal der Bach mäandern soll. Mehrere Verhandlungsrunden habe es dazu schon gegeben. „Es ist leider nicht ganz einfach, jeden zu überzeugen, dass Hochwasserschutz für jeden vorteilhaft ist“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler). Er gibt sich aber optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass wir es hinbekommen, die Grundstücke anzukaufen.“

Mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Amt für Landwirtschaft und Naturschutz hat die Stadtverwaltung die Pläne auch schon umgearbeitet, sodass jetzt weniger landwirtschaftliche Flächen benötigt werden als ursprünglich angenommen. „In Absprache mit den Behörden können wir die Koppeln dort auch wieder herstellen“, berichtet Hartmut Marx. Dann könnten die Pferde sich auch in diesem renaturierten Bereich aufhalten.

„Wenn wir dort Hochwasserschutz machen, dann jedenfalls nur mit dieser Renaturierung“, fordert der Stadtrat Wolfgang Steudle (CDU). „Selbst der schlauste Bauer muss doch einsehen, dass es gut ist, wenn seine Pferde nicht im Wasser stehen.“ Diesem Ansinnen folgen seine Ratskollegen schließlich einstimmig und beschließen – falls der Grunderwerb klappt – die Renaturierung des 300 Meter langen Maisgraben-Stücks. 636 000 Euro kostet das, das Land fördert die Renaturierung allerdings mit 85 Prozent.

Hochwasserschutzmaßnahmen für 2,3 Millionen Euro

Insgesamt beschließt der Gemeinderat in diesem Zuge Hochwasserschutzmaßnahmen in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Das Gebiet zwischen der Leonberger Straße und der Bahnhofstraße soll durch Erdwälle und Dämme gesichert werden. Auch die Stelle, wo der Maisgraben und der Rankbach zusammenfließen, will die Stadt umgestalten. Ein Blocksatz mit Granitblöcken wird zur Sessler-Mühle führen. Stellenweise wird auch der Rankbach selbst aufgeweitet und von Büschen und Bäumen befreit, die die Strömung behindern können. An verschiedenen Stellen haben Privatleute in der Vergangenheit bereits eigene Ufermauern angelegt, diese sollen im Zuge des Projekts passend ausgebaut werden.

Seit Jahren schon ist die Stadtverwaltung damit beschäftigt, Renningen vor dem Hochwasser sicher zu machen. Das Ingenieurbüro „Wald und Corbe“ aus Hügelsheim (Kreis Rastatt) hat dazu die Pläne erstellt, die nach und nach umgesetzt werden. Zu besichtigen ist der Hochwasserschutz zum Beispiel schon beim Sportpark. Eine etwa 1,20 Meter hohe und mehr als 400 Meter lange Blocksatzmauer ist dort südlich des Geländes schon vor zwei Jahren fertig geworden. Die Blocksatzmauer führt von der S-Bahn-Brücke am Rankbach entlang, vorbei am Dirtpark bis zum Stadion und noch ein kleines Stück weiter.