Bei der „Fest Versprochen“-Messe im Wizemann-Areal treffen sich an diesem Wochenende Menschen, die alternativ heiraten wollen. Dort werden ungewöhnliche Locations vorgestellt, Ringe selbst geschmiedet – oder man holt sich ein Angebot ein für einen Burlesque-Aufritt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Von der Decke hängen Traumfänger, auf umgedrehten Weinkisten sind rosafarbene Kissen platziert und überall gibt es Sekt, Törtchen und Blumen. Man könnte meinen, man stehe in einer Traumwelt, die man sonst nur von der Internetplattform Instagram. Aber nein, es ist schlicht die „Fest Versprochen“-Messe im Wizemann-Areal. Am Wochenende haben sich dort Menschen getroffen, die nicht unbedingt in einem weißen Kleid in der Kirche heiraten wollen. Sie interessieren sich für alternative Locations, die perfekte Bartfrisur am großen Tag oder Trauringe, die sie selbst schmieden können.

 

„Auf der ‚Fest Versprochen’ ist alles etwas kleiner und persönlicher als auf herkömmlichen Hochzeitsmessen“, sagt die Ausstellerin Sandy Liebehenschel, die sich vor einiger Zeit als Moderatorin und Hochzeitsrednerin selbstständig gemacht hat. „Auch zwischen den Ausstellern gibt es weniger Konkurrenz.“ Den großen Andrang bei der „Fest Versprochen“ erklärt sie sich mit dem wachsenden Wunsch nach Individualität: „Immer mehr Paare wollen mehr als eine standesamtliche Trauung, aber nicht in der Kirche heiraten. Wer sonst so gut wie nie in die Kirche geht oder verschiedenen Konfessionen angehört, wünscht sich eine persönlichere Hochzeit.“

Burlesque-Auftritt an der Hochzeit?

Liebehenschel hat in den vergangenen Jahren bei unterschiedlichsten Trauungen gesprochen: auf einer Waldlichtung, im Garten der Großmutter, bei einer Trauung im Mittelalterstil oder einer Gothic-Hochzeit. „Kürzlich war ich auf einer Star-Wars-Hochzeit. Da sind die Ringe auf einer Drohne zur Titelmusik von Star Wars eingeflogen“, berichtet sie und lacht.

Wer solche außergewöhnlichen Wünsche für seine Hochzeit hat, will oft nicht in einem weißen Märchenkleid heiraten: „Wir bieten Einzelstücke und Hochzeitskleider aus den vergangenen 100 Jahren an“, sagt Doris Nettnagel, die den Brautkleiderladen All about Dreams im Stuttgarter Osten führt. Bei ihr kann man auch Kleider mieten – wie etwa jenes, das sie selbst bei ihrer Hochzeit getragen hat.

Wer es richtig bunt mag, kann sich von Johanna Hellmich inspirieren lassen. Sie verkauft in ihrem Laden Schmachtfetzen am Wilhelmsplatz neben einigen weißen Stücken auch allerhand farbenfrohe Kleider. „Mir ist es wichtig, dass die Kurven der Frauen gut zur Geltung kommen“, sagt sie. Außerdem kann man sie buchen, denn nebenberuflich ist Hellmich Burlesque-Tänzerin. „Als Raunchy Rita trete ich bei Hochzeiten auf oder gebe Workshops auf Junggesellinnenabschieden.“

„Entspannte, gelassene Stimmung“

Auch wenn sie alternativ heiraten, wollen die wenigsten Paare auf eine Torte verzichten. An dieser Stelle kommt Aleksandra Matijasevic ins Spiel. An ihrem Stand türmen sich riesige Torten, die mit allerhand Blüten dekoriert sind. Sie ist Kuchendesignerin und schätzt die lockere Atmosphäre im Wizemann-Areal: „Früher war ich auch auf den großen Hochzeitsmessen, das mache ich nicht mehr. Die meisten Paare buchen eh über das Internet. Aber bei der ‚Fest Versprochen’ mag ich die gelassene Stimmung und dass es nicht so voll ist.“

Das sagt auch Laura Sackmann. Die 21-Jährige heiratet im Mai ihren Freund und das Grundgerüst für die Trauung steht bereits. „Mir fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, wie die Tischdekoration oder eine gute Fotobox“, sagt sie. Um sich dafür Inspiration zu holen, ist die 21-Jährige mit zwei Freundinnen aus Nagold mit dem Zug nach Stuttgart angereist. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Stil auf der ‚Fest Versprochen’ entspricht mir viel mehr als bei den Großveranstaltungen auf dem Stuttgarter Messegelände“, sagt sie.