Vom kultigen Hochzeitsauto über individuelle Eheringe bis zum Bräutigam-Outfit im Stil der 1920er-Jahre: In der Alten Kelter Fellbach präsentieren Aussteller am Sonntag ihre Ideen für Trauwillige.
Ihren taubenblauen, 51 Jahre alten VW Bulli hat Michaela Ruof dann doch lieber zu Hause in der Garage stehen lassen. Liebevoll restaurierte Oldtimer mögen kein Streusalz – und eben das liegt an diesem feucht-frostigen Sonntagvormittag reichlich auf den Straßen. An Michaela Ruofs Stand auf der Hochzeitsmesse in der Alten Kelter Fellbach zeigt nun stattdessen ein Bus im Miniaturformat, was Hochzeitspaare hier buchen können: ein fahrendes Schmuckstück als Hochzeitsauto.
Mit dem VW Bulli T1 habe sie sich einen Traum erfüllt, sagt Michaela Ruof, die das Auto mit den runden Kulleraugen-Scheinwerfern unter dem Namen „Bullimomente“ auch für Fotoshootings, Picknicks und Geburtstagsfahrten anbietet. Am Steuer sitzt dabei ausschließlich sie selbst – das betagte Fahrzeug habe nämlich so seine Eigenheiten, berichtet die Frau, die hauptberuflich das Kultur- und Sportamt in Bietigheim-Bissingen leitet. Das Hochzeitsauto gehöre ihrer Erfahrung nach zu den letzten Dingen, um die sich Trauwillige kümmern, sagt Michaela Ruof.
Zweiteiler und Bundfalten sind zurück
Um die passende Garderobe für die Trauung kümmern sich die meisten Hochzeiter hingegen schon viele Monate vor dem großen Tag. Am Messestand des Waiblinger Herrenausstatters Stilberg dominieren Erdtöne, Schwarz ist hingegen Mangelware. Unter 100 verkauften Anzügen seien derzeit nur noch zwei bis drei Schwarz oder Weiß, berichtet Sehmus Dag. Voll im Trend liege momentan der englische Stil, was wohl auch mit beliebten Sendungen wie „Peaky Blinders“ zusammenhänge – einer Serie, die im England der 1920er-Jahre spielt.
„Der Zweiteiler ist zurück“, sagt Sehmus Dag, und ergänzt, der modische Mann trage derzeit wieder Bundfalten und Hosenträger. Dag schaut an seinem dunkelblauen Sakko hinunter und sagt: „Das gleiche Sakko hätte man vor 100 Jahren tragen können, allerdings waren damals noch große Schulterpolster in Mode.“
Spaghettiträger und reichlich Glitzer
Die Damenwelt, das zeigt sich beim Gang durch die Alte Kelter, setzt hingegen überwiegend auf das klassische Weiß, gerne mit Spaghettiträgern und einigem Glitzer. Auch Erika aus Schorndorf wünscht sich eine Hochzeit in Weiß, selbst wenn die Trauung ausschließlich auf dem Standesamt stattfinden soll. „Das war schon immer mein Traum“, sagt die 24-Jährige zum Thema weiße Hochzeitsrobe. Den Termin der Heirat haben die Schorndorferin und ihr 26-jähriger Freund Irfan für das Jahr 2026 eingeplant, feiern wollen sie mit gut 100 Gästen. Nun schlendern sie an den Ständen vorbei, um Ideen zu sammeln. „Dabei sieht man so manches, woran man noch nicht gedacht hat“, stellt Irfan fest.
Hochzeitsplaner, DJs, Sänger, Caterer und Anbieter von Plätzen zum Feiern sind auf der Messe ebenso zu finden wie Fotografen, Filmemacher und Floristen. Monika Raiser hat sich hingegen zur Freien Rednerin mit IHK-Zertifikat weitergebildet. Nun sorgt sie beispielsweise bei freien oder interkulturellen Trauungen für die persönlichen Worte. Nachdem ihr das bisherige Arbeitsleben vor einigen Jahren „um die Ohren geflogen“ sei, erzählt die Waiblingerin, „habe ich mich entschieden das zu tun, was ich schon immer machen wollte“ – schreiben und reden. Ihr Anspruch sei, ganz individuelle Reden zu verfassen, speziell für den einen Tag und die jeweiligen Menschen. Mehrere Vorab-Gespräche, bei denen Monika Raiser das Paar kennen lernt, sind da wichtig. Leben kann Monika Raiser von ihrer Tätigkeit als Freie Rednerin nicht, weshalb sie auch bei der Buchhandlung Taube in Waiblingen arbeitet: „Da verkaufe ich dann Geschichten, die andere geschrieben haben.“
Paare reisen aus Berlin nach Schorndorf
Am Stand von Illja und Linus Löffel glitzert und funkelt es prächtig. Die Brüder, einer Grafiker, der andere Steinbildhauer, betreiben in Schorndorf ein Fachgeschäft für Trau- und Verlobungsringe, das sogar Kundschaft aus Berlin anlockt. „Jeder Ring wird für jedes Paar im gewünschten Material gefertigt“, erklärt Linus Löffel. Wichtig sei, dass Material, Form und Feeling des Rings zum Träger passten, auf dass dieser ihn auch gerne trage. Das tun immer mehr Menschen an der linken statt der rechten Hand wie hierzulande üblich: „International trägt man Eheringe links, denn das ist näher am Herzen.“