Franco Ferrante kann getrost als Weltenbummler bezeichnet werden. Aus den argentinischen Anden stammend zog es ihn zunächst nach Spanien und Italien, mittlerweile ist er in Stuttgart gelandet. Der Grund für seine Reisefreudigkeit: seine große Leidenschaft, das Hockey. „Ich liebe es zu reisen, und dank des Sports konnte ich schon viele Orte auf der Welt besuchen“, sagt der 31-Jährige, der seit Juli 2024 für den VfB Stuttgart zum Schläger greift. Mit dem Außenstürmer hat der Verbandsligist einen Spieler von internationalem Format im Kader. Mit der argentinischen Nationalmannschaft gewann er vor vier Jahren den ersten Hallen-Panamerika-Titel in der Geschichte des Landes, heuerte bereits beim großen FC Barcelona an und holte in Italien gleich dreimal die Meisterschaft. Die Krönung seiner illustren Karriere könnte im kommenden Monat erfolgen: Ferrante reist mit seinen Argentiniern zur Hallen-Weltmeisterschaft in Kroatien.
Geboren und aufgewachsen ist Ferrante im Anden-Städtchen San Martin de los Andes, tief im südamerikanischen Süden. In einem fußballverrückten Land, das die Ikonen Maradona und Messi zu Nationalheiligen verklärt, entschloss sich Ferrante früh, andere sportliche Wege einzuschlagen. Zuerst griff er zum Tennisschläger, merkte aber bald: „Ich brauche das Spiel im Team“ – das fand er beim Hockey. Im Alter von 13 Jahren schleppten ihn seine Freunde in die Halle, Ferrante war sofort begeistert.
Seine große Leidenschaft beschreibt er heute so: „Hockey ist ein wunderschöner Sport, der schwer zu spielen ist. Du musst rennen und gleichzeitig den Schläger benutzen, es ist sehr technisch und taktisch geprägt.“ Wegen des Sports verließ Ferrante sein Heimatland, mittlerweile hat er seinen Hauptwohnsitz in Italien, pendelt für den VfB nach Stuttgart. An den Wochenenden arbeitet er häufig in Restaurant-Küchen, mal in Verona oder Bologna in Italien, aber auch in der argentinischen Heimat – Ferrante führt ein internationales Leben. „Ich liebe es, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen. Ich versuche, all diese Momente zu genießen.“
Vom FC Barcelona zum VfB Stuttgart
Mit der hiesigen Küche muss er sich noch anfreunden, wohl fühlt er sich in Deutschland aber allemal: „Ich mag das deutsche Leben, ich mag die Partys und dass hier so viel Bier getrunken wird“, meint er lachend. Sein Engagement beim VfB soll nicht nur ein kurzes Zwischenspiel werden, er hat Pläne mit dem Verbandsligisten: „Das Ziel ist, eine Liga aufzusteigen.“ Das Potenzial dazu sei da, Ferrante glaubt an sein Team. „Wir wollen die letzten vier Spiele gewinnen, und wenn wir es diese Saison nicht schaffen, dann nächstes Jahr.“
Mit dem FC Barcelona, der genauso wie im Fußball auch im internationalen Hockey eine echte Größe ist, spielte er bereits im regionalen Katalonien-Cup als auch in der landesweiten Copa del Rey. Seinen ersten europäischen Meistertitel feierte er mit dem FC Bologna in Italien; bei den Clubs von Ferrara und Bondeno ließ er zwei weitere folgen. Das bisherige Highlight seiner Karriere war der erwähnte Triumph bei der Panamerika-Meisterschaft – in der Indoor-Variante. Schon seit seiner Jugendzeit gilt Ferrante als Hallen-Spezialist. Der Grund: wegen des wechselhaften Anden-Klimas wird im Süden Argentiniens in erster Linie indoor gespielt. „Ich spiele auch gern auf dem Feld, aber indoor bin ich besser, habe mehr Erfahrung.“ Trotz der teils schwierigen Bedingungen sei Hockey ein beliebter Sport in seiner Heimat: „In Argentinien spielen viele Leute Hockey, aber wirklich professionelle Strukturen für den Sport gibt es nur in Buenos Aires.“ Außerhalb der Hauptstadt fehle es schlichtweg am Geld. Anders in Deutschland: „Hier sind auch kleinere Vereine finanziell gut aufgestellt, deshalb gibt es auch auf dem Land gute Teams.“
Von der Verbandsliga zur WM – als Teil eines 14-köpfigen Aufgebots reist Ferrante nach Poreč, Kroatien, wo die Weltelite um den Indoor-Titel spielt (3. bis 9. Februar). Wer im finalen Kader, bestehend aus elf Spielern, steht, wird erst kurz vor Beginn der Gruppenphase gegen den Iran entschieden. Die anderen Gruppengegner: Malaysia und Ferrantes diesjähriges Winterdomizil, Deutschland. „Unser Ziel ist das Viertelfinale, darüber hinaus wird man sehen“, sagt er. Als unangefochtenen WM-Favoriten schätzt er die Österreicher ein, die um den dritten Titel in Serie kämpfen.
Nach der sportlichen Karriere will Ferrante seiner zweiten großen Leidenschaft nachgehen: „Es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern, aber dann möchte ich Koch werden.“ Erfahrungen in Küchen rund um den Globus hat er ja bereits gesammelt.