Eltern in Bietigheim akzeptieren knappe Kassen, doch Bildung darf kein Sparmodell sein. Sie warnen vor Folgen für Kinder – und für die Zukunft der Wirtschaft.
Die zweitgrößte Stadt des Landkreises Ludwigsburg steht vor einer entscheidenden Weichenstellung: Die Gebührenordnung für Kindertageseinrichtungen läuft aus, und viele Eltern in Bietigheim-Bissingen bangen vor einer möglichen Erhöhung. Noch gibt es keine offiziellen Zahlen oder Beschlüsse, doch die Entwicklungen in Nachbarstädten im Landkreis Ludwigsburg lassen nichts Gutes erahnen. Dort steht eine Erhöhung der Kita-Gebühren für unter Dreijährige auf um 25 Prozent zur Debatte. Droht nun auch in Bietigheim-Bissingen eine Belastungswelle für junge Familien?
Der Gesamtelternbeirat der Stadt verfolgt die Debatte mit großer Sorge und hat sich – ähnlich wie die Eltern in Ludwigsburg – per Pressemitteilung an Bürgermeister und Stadträte gewandt. „Die Signale sind deutlich: Es wird über höhere Beiträge gesprochen. Was wir aber brauchen, ist das genaue Gegenteil, ein Aufbruch in eine familienfreundlichere Zukunft“, so die Eltern. Tatsächlich wird „das ‚System Kind“‚ für viele schlicht unbezahlbar“. Neben steigenden Kita-Kosten belasten auch Ausgaben für Musikschulen, Vereinsgebühren und Essensgeld das Budget vieler Familien.
Kann man sich Kind noch leisten?
Die Frage, ob man sich ein weiteres Kind leisten kann, sollte in einem wohlhabenden Land wie Deutschland nicht gestellt werden müssen – und doch ist sie längst Realität. Während in den vergangenen Jahren große Fortschritte in der frühkindlichen Bildung erzielt wurden, etwa durch mehr Betreuungsplätze, höhere Standards und zusätzliches Personal, droht nun eine Rolle rückwärts. Die Bietigheimer Eltern warnen: Wenn Bildungseinrichtungen nur noch für die oberen Einkommensgruppen bezahlbar sind, sind Chancengleichheit und gesellschaftlicher Zusammenhalt gefährdet.
Laut der Pressemitteilung des Elternbeirats betreffen die Auswirkungen nicht nur die Familien selbst, sondern auch die Wirtschaft. Bereits jetzt sinkt die Geburtenrate, und viele Mütter möchten mehr arbeiten, können es aber nicht – weil Betreuungszeiten nicht ausreichen, Plätze fehlen oder Gebühren zu hoch sind. „Dabei heißt es doch ständig, wir müssten alle mehr arbeiten. Die Realität ist: Viele wollen – sie dürfen nur nicht“, heißt es aus der Elternvertretung.
Kinder sind kein Kostenfaktor
Der Gesamtelternbeirat fordert daher eine bezahlbare frühkindliche Bildung und Planungssicherheit für Familien. „Wir haben Verständnis für knappe Haushalte, aber nicht, wenn an der Zukunft unserer Kinder gespart wird“, betont das Gremium. Der Appell geht an Kommunen und das Land: Es brauche gemeinsame Verantwortung und eine klare politische Antwort auf die drängenden Fragen von Eltern.
Jetzt sei der Zeitpunkt, laut zu werden, bevor Entscheidungen getroffen werden, die später nicht mehr zurückgedreht werden können. Denn eines ist laut Eltern klar: „Kinder sind kein Kostenfaktor – sie sind die Zukunft.“