Am Hölderlin-Gymnasium wird der Jenny-Heymann-Preis für Arbeiten zum Gedenken an den Holocaust vergeben.

S-Nord - Matthias Wasel hat Kopien von Zeitungen aus den 1920er Jahren vor sich liegen und Postkarten von Jenny Heymann. Der Schulleiter des Hölderlin-Gymnasiums will die Frau kennenlernen, in deren Namen am kommenden Dienstag, 13. März, an seiner Schule der Preis der Gesellschaft für Christlich-Jüdiche Zusammenarbeit vergeben wird. Beworben für den Jenny-Heymann Preis haben sich Schüler aus dem Südwesten. Vom Hölderlin-Gymnasiums selbst war aus Termingründen aber niemand dabei.

 

Seine Spurensuche wird Wasel dadurch erleichtert, dass die Jüdin Jenny Heymann von 1950 bis 1953 am Hölderlin-Gymnasium, damals Mädchenschule, unterrichtet hat. „Wir haben Briefe und Postarten von ihr sowie Zeitschriften, an denen sie mitgearbeitet hat“, sagt Wasel. Für ihn das Überraschende an der Kollegin, die 1996 im Alter von 105 Jahren verstarb: „Sie ist 1939 nach England emigriert. Kaum war der Krieg aus, ist sie zurück nach Deutschland gekehrt.“ Warum sie ihrer Heimat nicht verbittert für immer den Rücken gekehrt hat, darüber kann Wasel nur spekulieren. „Vielleicht hatte sie eine einfache Vision: die, nahtlos dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hat. Und: Ihr war die Bildung von Mädchen und Frauen wichtig.“

Aus der Emigration zurück nach Deutschland

Bei dem Versuch, Jenny Heymann näher kennenzulernen, stößt Wasel auf eine Frau, die sich ihrer Zeit nicht angepasst hat und deren Lebenslauf doch typisch ist für den gebildeter Frauen um die Wende zum vergangenen Jahrhundert: „Aus einer Bankiersfamilie stammend, hat sie sich nicht wie üblich für ein Leben als Ehefrau entschieden, sondern für eine Ausbildung zur Lehrerin – obwohl die damals nicht heiraten durften.“ Unterrichtet hat Jenny Heymann in Ludwigsburg und nach der Machtergreifung Hitlers in einem privaten Schullandheim bei Ulm. „Erst dort hat sie sich wohl mit ihrem Glauben auseinander gesetzt.“ Nach ihrer Rückkehr aus der Emigration zog sie wieder in ihre alte Wohnung in der Ameisenbergstraße in Stuttgart. Eine Freundin, ebenfalls Lehrerin in Ludwigsburg, hatte die Wohnung in der Zeit ihrer Abwesenheit behalten. Auch nach ihrer Pensionierung hielt Jenny Heymann weiterhin Kontakt zum Hölderlin- Gymnasium.

Schulleiter Wasels Wunsch an seine Schülerinnen und Schüler ist es, dass sie sich im kommenden Jahr auch an der Ausschreibung beteiligen – vielleicht mit einer Arbeit über das Leben Jenny Heymanns.