In dem Außenseiter Friedrich Hölderlin erkennt die Nachwelt den Märtyrer einer verfrühten Moderne, dessen verstörend schöne Sprache keiner versteht.

Tübingen - Reich Gottes!“ lautete das Losungswort, das sich die Freunde Hölderlin, Hegel und Schelling 1793 beim Abschied aus dem Tübinger Stift gaben. Doch die drei Studenten der Theologie wollten dem Reich Gottes nicht als Pfarrer der evangelischen Kirche dienen. Die Zeit war mächtiger geworden als diese Institution. Wer die Ideen der europäischen Aufklärung und der Französischen Revolution ernst nahm, musste seinen Lebensplan ändern. Hegel und Schelling wurden zu Professoren der Philosophie berufen, Hölderlin wurde Dichter ohne Beruf. Sie hatten sich, wie Hölderlin dann bekannte, entschlossen, nicht länger „an der Galeere der Theologie zu seufzen“.