Der Regio-Krimi-Autor Jürgen Seibold aus dem Remstal hat seine Komödie „Bloß keine Maultaschen“ selbst eingelesen und als Hörbuch veröffentlicht.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Was sollte ein Schriftsteller am besten essen und trinken, wenn er sich in der heißen Schreibphase befindet? Zumindest die Verlage werden da sicherlich keine Vorgaben machen. Anders sieht es aus, wenn es darum geht, ein literarisches Werk einzusprechen, damit es als Hörbuch rauskommen kann. Dann gilt etwa: keinen Kaffee mit Milch trinken, denn Milch verklebt die Stimmbänder. Und nichts Scharfes essen, da dies ebenfalls die Stimmbänder beansprucht. Stattdessen gibt es Tee (ungesüßt) und reichlich Wasser.

 

Die Stuttgarter Unterwelt

Jürgen Seibold, Autor zahlreicher Bücher, unter anderem von Regio-Krimis aus dem Remstal und Umgebung, hat sich dieser Prozedur unterworfen: drei Tage lang, vom frühen Vormittag bis in den späten Nachmittag. Und jetzt gibt es „Bloß keine Maultaschen“ von Jürgen Seibold als Hörbuch, vom Autor selbst eingesprochen. Das ist ausnahmsweise mal kein Krimi, sondern eine Komödie von ihm, die in Stuttgart spielt. Da geht es um den Frauenheld und Immobilienhändler Ronald D. Wimmer, der einer schwäbelnden Märchenerzählerin das Leben schwer macht. So trifft ihn ein kurioser Fluch: Ohne Auto, Barschaft und feste Bleibe muss er sich durch Stuttgart schlagen.

Da erlebt die Roman-Hauptfigur nächtliche Fahrten mit der U 15, er lernt neue Freunde kennen, die schon immer fast ohne Geld auskommen mussten, und er erlebt wieder eine heiße Liebe. Sein bisheriges Leben und sein sorgfältig gepflegtes Image als eiskalter Egoist geraten so ordentlich durcheinander. Und der Leser erlebt ein mitunter kurioses Stuttgart, bevölkert von seltsamen Menschen, die kuriose Dinge tun. Auch historische Figuren leben da wieder auf wie der letzte württembergische König mit seinen Hunden. Oder der Schauspieler Ben Becker, der in der Entstehungszeit des Buches mit seinem Bibel-Projekt unterwegs war.

Viel Mühe beim Einlesen

Seibold ist ja nun ein Autor, der viel und gerne vor Publikum liest, der dazu auch mal einen Geräuschemacher oder einen Musiker mitbringt, der auch bei Dinner-Veranstaltungen mitmacht. Je nachdem sind das mal vor allem Literaturabende, aber auch mal Abende mit viel drum und dran. Seibold hat auch schon Kurzhörspiele erarbeitet, doch mit einer Hördauer von etwa neun Stunden hat er nun erstmals ein audiophiles Schwergewicht realisiert. Und auf diese Weise hat er das 2010 erschienene Buch nochmals auf ganz gründliche Weise kennengelernt: „Nun habe ich es wieder gelesen unter dem Aspekt einer lesegerechten Aufbereitung, dann habe ich natürlich die einzelnen Aufnahmeschnitte genau angehört, die Abfolge im Ganzen und schließlich das Endprodukt – und das Ganze bei einem Werk, das ich ja selbst geschrieben habe“, erklärt Seibold. Besser auswendig lernen ist wohl kaum noch möglich.

Hiesiger Zungenschlag

Aber das ist natürlich Klagen auf einem hohen Niveau, denn damit stößt Seibold ja in die Riege jener Literaten vor, deren Werk es nicht nur in kurzer Version, sondern in der Langfassung auf dem Markt gibt. Und in Coronazeiten war das ja auch aller Mühen wert, die Zeit dazu hat er eh gehabt.

Und dieses Hörbuch hat die Qualität, dass es auch außerhalb des mittleren Neckarraums gekauft werden kann. An der Sprache scheitert es jedenfalls nicht. Seibold hat zwar unverkennbar den hiesigen Zungenschlag, doch das hat er nicht ausgebaut, es dient eben als Herkunftsreferenz. Wobei er keineswegs nur runterliest: „Figuren mit ausführlichen Sprechpassagen gebe ich schon einen eigenen Ton“, so Seibold. So weit wie der Reutlinger Dodokay geht er aber nicht, der Filmklassiker und TV-Reportagen mit eigenen schwäbischen Texten neu synchronisiert und dabei wahre Stimmwunder vollbringt. Da hat Seybold eher den Schauspieler Ruphus Beck als Vorbild, der ja schon zahlreiche Romane als Hörbuch gesprochen hat.

Inzwischen hat sich Seibold von den Strapazen des Einlesens erholt, ist offen für neue derartige Angebote, arbeitet aber auch an seinen schon begonnenen Projekten weiter. Unter anderem schreibt er gerade ein Drehbuch. Denn das fehlt ja noch: die Verfilmung eines seiner Bücher.