Selbst eine raue Stimme, die etwas naiv klingt, kann die preisgekrönte Verlegerin Christina Walz aus Uhingen begeistern. Mit ihrem Hörbuchverlag ist sie jetzt nach Winterbach gezogen.

Uhingen/Winterbach - Es sind große Namen, die zum „Personal“ der Verlegerin Christina Walz gehören. Die Schauspieler Oliver Korittke und Kai Wiesinger sind ebenso dabei wie der im Jahr 2013 gestorbene Synchronsprecher Jörg Pleva, der schon dem Hollywood-Star Jack Nicholson seine Stimme geliehen hat. 2008 hat Walz ihren Diwan-Hörbuchverlag gegründet – und daraus eine Vorzeigeadresse gemacht.

 

Auf Platz eins der Bestenliste

Im vergangenen Jahr ist das Uhinger Ein-Frau-Unternehmen vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit dem Landespreis für literarisch ambitionierte kleinere Verlage (mit einem Gesamtumsatz von weniger als einer Million Euro jährlich) ausgezeichnet worden. In diesem Monat steht der Diwan-Hörbuchverlag mit „Sissinghurst – Porträt eines Gartens“ in der Bestenliste des Radiosenders HR2 auf Platz eins. „Das ist wirklich eine Ehre, die vom Stellenwert her gleich nach dem Deutschen Hörbuchpreis angesiedelt ist“, freut sich Christina Walz.

Dass es ihrem kleinen Verlag, mit dem sie inzwischen „aus räumlichen Gründen“ in den Rems-Murr-Kreis nach Winterbach umgesiedelt ist, gelungen ist, prominente Sprecher zu gewinnen, hängt aus Sicht der Verlegerin vor allem mit den „verlockenden Angeboten“ zusammen, die sie ihren Partnern macht. Für die Sprecher seien vor allem die vorgeschlagenen Bücher von Interesse. Bereits beim Lesen stelle sie sich dabei eine Stimme vor, die zu dem Text passen könnte, erklärt die 48-Jährige.

Eine raue Stimme, die etwas naiv klingt

So sei beispielsweise die Stimme von Oliver Korittke wie gemacht für das Hörbuch „Meine wichtigsten Körperfunktionen“. In diesem beschreibt Jochen Schmidt in 32 Texten die Möglichkeiten, wie jemand trotz schlechten Gewissens wegen des Geburtsschmerzes, den er bei der Mutter ausgelöst hat, doch noch glücklich werden könne. „Oliver Korittke hat eine raue Stimme, die aber gleichzeitig nicht hart, sondern eher freundlich, fast schon etwas naiv klingt“, findet Walz.

Die Stimme der Schauspielerin Constanze Weinig habe dagegen etwas Erfrischendes und Energisches. Dies passe zum Hörbuch „Kleines Wörterbuch für Liebende“ der Autorin Xiaolu Guo, in dem es um den ersten Kulturschock einer junge Chinesin im Westen geht. „Ich habe den Anspruch, durch die Sprecherinnen und Sprecher sowie den ausgesuchten literarischen Stoff ein eigenständiges Werk zu schaffen, das trotz der für sich und in sich neuen Interpretation den Geist des Werkes auf den Punkt bringt“, betont die Verlegerin. Ihrer Meinung nach sind es vor allem „die Kreation, die Tiefe eines Textes, die Überraschung, die oft hinter einfach erscheinenden Texten steht“, die den Diwan-Verlag auszeichne. Dies erschließe sich manchmal erst durch mehrfaches Hören, so Walz.

Mit Stephen Kings Obsessionen im Hinterkopf

Dass es beim Diwan-Hörbuchverlag nicht immer um große Auflagen und hohe Absatzzahlen, sondern um die Texte und die individuelle Gestaltung geht, wird bei Titeln wie „Was du heute kannst besorgen, . . .“   deutlich. Darin liest Jörg Pleva rund 40 Minuten lang immer wieder diesen einen Satz vor. „Nach zehn Minuten möchte man den CD-Spieler an die Wand werfen. Aber irgendwann erkennt man die Nuancen, die man vorher nicht gehört hat“, erklärt Walz die Wirkung des Werkes. Auch das passende Buch gibt es dazu. Hintergrund ist der Roman „Shining“ von Stephen King, der im Jahr 1980 von Stanley Kubrick verfilmt wurde. In dem Film schreibt der Hauptdarsteller seitenweise diesen Satz auf seiner Schreibmaschine in einem verlassenen Hotel, wo er als Hausmeister mit Frau und Kind alleine ist, dem Wahnsinn anheimfällt und seine Familie zu töten versucht.

Sie habe ein Herz für die Kunst, sagt die Verlegerin, die auch als Gesangslehrerin arbeitet und einst den Beruf der Buchfachverkäuferin gelernt hat. Es sei die Leidenschaft für die Literatur, die sie antreibe. Es gehe ihr darum, die Geschichten hinaus in die Welt zu tragen. Die Bücher, die zu Hörbüchern werden kommen zu ihr über Kontakte zu Verlagen, die sie mit Literatur versorgten.

Ständig auf der Suche nach Stimmen

Gleichzeitig wolle und müsse sie natürlich auch Geld verdienen, was aber immer schwieriger werde. Der Aufwand zur Herstellung von Hörbüchern sei nicht geringer geworden. Die Texte werden zunächst bearbeitet, teils in Rücksprache mit den Autoren überarbeitet und anschließend aufgenommen. Ein eigenes Studio hat der Diwan-Verlag für seine Aufnahmen allerdings nicht. Die Verlegerin Christina Walz ist also ständig auf der Suche – nicht nur nach Stimmen.