Mit Stuttgart 21 wird auch eine S-Bahn für den Kreis Göppingen möglich, hat es vor der Volksabstimmung geheißen. Jetzt stellt sich heraus, dass es ganz so einfach doch nicht ist.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Sollte jemals eine S-Bahn in den Kreis Göppingen fahren, wird sie wohl nicht über die Stadt Göppingen hinauskommen. Das ist die Konsequenz eines Gutachtens, das die DB-Netz im Auftrag des Verbands Region Stuttgart (VRS) und des Landratsamtes erstellt hat.

 

Zwar sei mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und der Schnellbahntrasse grundsätzlich eine Linie bis Süßen oder Geislingen möglich, heißt es in dem Papier, das bisher nur in einem Entwurf vorliegt. Doch für den Verkehrsplaner des Kreises, Jörg-Michael Wienecke, scheiden diese Varianten aus. „Wir wollen ein System aufbauen, das den Pendlern ein attraktives Modell bietet“, sagte Wienecke vor dem Verkehrsausschuss des Kreistages. Dies sei aber nach den Ergebnissen der Studie nur bei einem Endpunkt in Göppingen der Fall. Alternativ müsste die S-Bahn in Plochingen aus betrieblichen Gründen acht Minuten stehen. „Das akzeptieren wir nicht.“

Eine Lösung mit Haken

Allerdings hat auch die verkürzte Variante bis Göppingen einen Haken. In diesem Fall kann die S 1, die während des Berufsverkehrs häufig als Langzug unterwegs ist, nicht verkürzt werden. Damit niemand beim Aussteigen ins Schotterbett fällt, müssten die Bahnsteige in Reichenbach, Ebersbach, Uhingen und Faurndau von 190 auf 210 Meter verlängert werden.

Auch der ursprünglich angestrebte und im übrigen S-Bahn-Netz übliche Halb-Stunden-Takt ist offenbar endgültig vom Tisch. Dafür werden dem von Wienecke bereits ins Spiel gebrachten Kombimodell auch in der DB-Studie Realisierungschancen eingeräumt. Es sieht vor, dass sich die S-Bahn mit einer Regionalbahn (RB) im 30-Minuten-Rhythmus abwechselt.

Die schnelle S-Bahn als Königsweg

Dieser Nahverkehrszug, dessen Triebwägen wie eine S-Bahn aussehen, würde von Ulm kommend alle Haltestellen im Filstal bedienen und dann nur noch in Plochingen, Esslingen und Bad Cannstatt halten. In Stuttgart würde er nicht in den S-Bahn-Tunnel, sondern in den neuen Tiefbahnhof einfahren. Diese „Schnell-S-Bahn“ (Wienecke) führe für den Kreis zum Nulltarif, weil sie in der Angebotskonzeption des Landes enthalten sei.

Kostenschätzungen für den neuen S-Bahn-Verkehr fehlen zum Ärger der Kreisräte aber nach wie vor. „Wir stehen immer noch in einem dunklen Tunnel“, sagte der CDU-Fraktionschef Wolfgang Rapp und kritisierte dabei vor allem die Bahn. „Wir werden seit fünf Jahren hingehalten, obwohl sich an den Fakten nichts geändert hat.“ Auch die Grünen-Chefin Martina Zeller-Mühleis zeigte sich enttäuscht. Vor der Volksabstimmung habe es geheißen, mit S 21 sei eine Verlängerung der S-Bahn in den Kreis kein Problem. Doch nun sei die Situation weiterhin äußerst mühsam.

Unmut über die Region

Unmut hatte auch die Diskussion im Verkehrsausschuss der Region erzeugt, dem die Studie in der vergangenen Woche vorgestellt worden war . Dabei war moniert worden, die Kreispolitik engagiere sich zu wenig für die S-Bahn. Dieser Vorwurf sei ungerecht. „Wir werden doch an der Nase herumgeführt“, sagte Martin Joos (Freie Wähler). Der Ball liege gar nicht im Spielfeld des Kreises, schimpfte Rapp. Der SPD-Verkehrsexperte Arnulf Wein forderte derweil ein klares Bekenntnis zu dem Projekt. Momentan genieße man bei der Regionalpolitik gegenüber den anderen Ausbauprojekten noch Priorität. „Wir sollten das nutzen.“