Der Stuttgarter Osten hat sich am Wochenende in ein Paradies für Schnäppchenjäger verwandelt.

S-Ost - Es wurde kräftig gefeilscht bei den Hofflohmärkten im Stadtbezirk. Mehr als hundert Anwohner haben am Samstag ihre Höfe und Gärten für Besucher geöffnet und an Flohmarktständen zum Stöbern eingeladen. Feilgeboten wurden neben Spielsachen, Kunst und Kleidung auch echte Raritäten, alte Schätze und allerlei Trödel aus dem Speicher oder Keller. Zur Stärkung boten viele Verkäufer Kaffee, Kuchen und Waffeln an.

 

Natalie ist eine leidenschaftliche Flohmarktgängerin, hat selbst aber noch nie etwas verkauft. Um Platz für Neues zu schaffen, hat die 40-Jährige für den Hofflohmarkt ihren Kleiderschrank ausgemistet. Die Jacken, Kleider, Hüte, Taschen und Schuhe waren einst Lieblingsteile. Zu jedem der Stücke hat sie eine Geschichte zu erzählen. Vieles aus der Garderobe stammt von Reisen in ferne Länder. „Vielleicht findet sich ein neuer Liebhaber für die Sachen“, sagt sie.

Es geht weniger ums Geld

Zum ersten Mal dabei ist auch Monika Schaufler. „Ich war erst skeptisch, ob die Leute kommen“, sagt sie. Sie ließ sich von den Nachbarn überzeugen. Weihnachtsdekoration, Spielzeugautos, Schmuck, CDs und sogar ein Hirschgeweih wechselten schnell den Besitzer. Auch beim Ehepaar Manfred und Simone Scheeff nebenan läuft es gut. Dabei geht es weniger ums Geld. „In erster Linie machen wir mit, um mit den Nachbarn und Besuchern ins Gespräch zu kommen“, sagt Simone Scheeff. Das findet auch Astrid Morgenstern, die bereits zum zweiten Mal bei den Hofflohmärkten teilnimmt. „Die Märkte sind eine echte Bereicherung für den Stadtteil“, sagt sie.

Das Konzept stammt ursprünglich aus München und hat sich in Stuttgart zu einer beliebten Reihe entwickelt. Verkäufer und Schnäppchenjäger übten aber auch Kritik. Es sei zu wenig Werbung gemacht worden. Viele hätten sich zum Beispiel markante Schilder gewünscht, um auf die im ganzen Stadtteil verstreuten Stände aufmerksam zu machen. „Ich habe nur durch Zufall von den Hofflohmärkten hier erfahren und bin spontan vorbeigekommen“, sagt Elke Seidel aus Feuerbach. Der Besuch habe sich aber gelohnt, auch wenn sie nichts gekauft habe. „Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und einen Einblick in die bezaubernden Innenhöfe bekommen, die einem sonst verborgen bleiben.“

Unverkäufliches Unikat

Am Stand von Natalie feilschen indes Frauen um die begehrte Ware. „Was willst du für die Tasche haben?“, fragt eine junge Mutter die Verkäuferin. Natalie grübelt lange. „Das ist ein Unikat“, sagt sie und streicht liebevoll über das Leder. Mindestens 80 Euro stellt sie sich vor. „Ich gebe dir 50“, antwortet die Interessentin. Sie hängt sich die Tasche um und betrachtet sich im Spiegel. „Tut mir leid, ich verkaufe sie nicht. Mein Herz hängt zu sehr daran“, sagt sie schließlich entschuldigend.

Die Kundin zieht weiter. Im nächsten Innenhof hat sie vielleicht mehr Glück.