Wie sich Verbraucher gegen hohe Heizkosten wappnen, und warum die Nachfrage nach Wärmflaschen, Decken und Thermounterwäsche steigt.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Die Heizung etwas runterdrehen und Energie sparen, beim Fernsehen oder im Bett aber doch nicht frieren – offenbar machen sich viele Menschen solche Gedanken und rüsten sich mit Wärmflaschen und Decken für die kalte Jahreszeit. In Geschäften waren Wärmflaschen sogar zeitweise ausverkauft, wie mancherorts zu hören ist.

 

Europas größter Wärmflaschenhersteller, die Fashy GmbH in Korntal-Münchingen, verzeichnet eine deutlich höhere Nachfrage. „Nachdem wir in Deutschland auf ein Energieversorgungsproblem zusteuern, hat sich die Nachfrage nach Wärmflaschen und Wärmekissen gesteigert“, sagt Wolfgang Kraus, als Geschäftsführer für die Produktion und den Vertrieb verantwortlich. Zu den Wärmekissen zählen unter anderem Kirschkernkissen.

Höhere Nachfrage bei Fashy und Hugo Frosch

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben frühzeitig auf den gestiegenen Bedarf seiner Handelspartner reagiert und die Produktionskapazitäten ausgebaut. So könne man jetzt kurzfristig auf die gestiegene Nachfrage reagieren. In Einzelfällen könnte es aber sein, dass man nicht allen kurzfristigen Bedarfsanfragen noch bis vor Weihnachten nach kommen könne.

Zahlen nennt Fashy nicht. Das Unternehmen beliefert Apotheken, Sanitätsgeschäfte, Drogeriemärkte, Lebensmittelhändler und exportiert auch ins Ausland, wo ebenfalls eine höhere Nachfrage zu spüren sei, wie Kraus sagt. Fashy hat mehr als 60 verschiedene Modelle im Programm – mit und ohne Stoffbezug. Zunehmend beliebt seien auch kleinere Wärmflaschen zum Gebrauch für unterwegs, etwa im Büro.

Auch der bayerische Hersteller von Wärmflaschen, Hugo Frosch aus Aletshausen, spürt die gestiegene Nachfrage. „Dieses Jahr brauche man keine Werbung für Wärmflaschen zu machen“, sagt eine Sprecherin, die verkauften sich quasi von allein.

Mehr Wolldecken, Wärmflaschen und Heizkissen

Auch Versandhändler Baur spürt ein verändertes Nachfrageverhalten. Um in den eigenen vier Wänden nicht frieren zu müssen, sorgten viele Menschen vor, heißt es bei dem Unternehmen. Im September bestellten die mehr als zwei Millionen Baur-Kunden 68 Prozent mehr Wolldecken als im Vorjahr, bei Thermounterwäsche fiel das Plus noch höher aus. Laut Unternehmensangaben erhöhten sich die Bestellungen um 558 Prozent. Neben Textilien würden auch gasfreie Wärmequellen wie Kaminöfen und Heizgeräte beliebter. Bei den Klassikern Wärmflasche und Heizdecken lagen die Bestellungen um 165 beziehungsweise 220 Prozent höher als im Vorjahr.

„Wir verzeichnen aktuell eine deutliche Steigerung der Nachfrage“, bestätigt auch Beurer in Ulm. Das Familienunternehmen stellt unter anderem Heizkissen, Wärmezudecken, Fußwärmer und Wärmeunterbetten her. Den Trend gebe es bereits seit einigen Wochen – vor allem bereits während der eher für Wärmeprodukte untypischen Sommermonate, sagt eine Sprecherin.

So wollen die Menschen Energie sparen

Auch Produkte, mit denen sich zu Hause Energie sparen lässt, sind gefragt, wie der „Energie Report 2022“ von Ebay Ads zeigt. Für die Studie wurden die Verkäufe bei dem Online-Marktplatz Ebay im August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ausgewertet. Mit einer Steigerung von 600 Prozent wurden besonders häufig sogenannte Smart-Home-Lichter gekauft, mit denen sich Energie sparen lässt. Um 100 beziehungsweise 70 Prozent stieg die Nachfrage nach einfachen Lösungen, um die Wohnung vor kalter Außenluft zu schützen, also Fensterdichtungen und Zugluftstopper. Bei der Studie wurde auch eine um 120 Prozent höhere Nachfrage nach Wärmedecken verzeichnet, Wärmflaschen wurden 25 Prozent mehr auf der Online-Plattform gekauft.

Trotz des hohen Stromverbrauchs war das Interesse an elektronischen Lösungen wie Elektroheizungen, Heizlüftern und Heizgeräten im August ebenfalls höher als im Vorjahreszeitraum. Aber auch Geräte, die den Stromverbrauch im Blick haben, wie etwa Wattmeter oder Leistungsmesser, waren sehr gefragt.