Die Spritpreise sind in den letzten Monaten stark gestiegen – auch an den Stuttgarter Tankstellen. Wir haben mit Autofahrern über diese Entwicklung gesprochen.

Digital Desk: Philip Kearney (kea)

Kaum woanders sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den eigenen Geldbeutel stärker zu spüren als an den Zapfsäulen der Tankstellen des Landes. Lag der Durchschnittspreis pro Liter Superbenzin laut dem Statistischen Bundesamt sowie dem Mineralöl-Wirtschaftsverband Fuels und Energie 2021 noch bei rund 1,58 Euro, liegt er nach den ersten vier Monaten im Jahr 2022 bei knapp 1,89 Euro. Höher war der durchschnittliche Literpreis in Deutschland in den letzten 50 Jahren nie.

 

Ein Blick auf die größten Öllieferanten der Welt reicht um zu verstehen, warum der durchschnittliche Literpreis im ersten Drittel von 2022 fast 20 Prozent höher war als im Vorjahr. So ist Russland mit großem Abstand der wichtigste Öllieferant Deutschlands. Laut Fuels and Energie bezog Deutschland im vergangenen Jahr rund 28 Millionen Tonnen Rohöl aus Russland. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten deutschen Rohölimportvolumens.

Autofahrer sind auf Auto angewiesen

Sollte die Europäische Union und damit auch Deutschland ausgerechnet gegen seinen wichtigsten Öllieferanten ein Embargo verhängen, droht ein weiterer Preisanstieg für Benzin und Diesel. Ein Szenario, auf das die meisten Autofahrer wohl nur all zu gern verzichten würden. Werden doch schon die derzeitige Preise kritisch gesehen. Das ist das Ergebnis einer von unserer Zeitung durchgeführten Umfrage an einer Stuttgarter Tankstelle. Beispielsweise empfindet der Autofahrer Ulrich Koch die Spritpreise als „deutlich zu hoch.“ Ein weiterer Autofahrer, Armin Dobmeier, hält die derzeitigen Literpreise für „nicht mehr tragbar.“ Und die Autofahrerin Sabina von Oertzen stellt resigniert fest: „Man kann nichts dagegen machen, man muss es akzeptieren.“

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Von Oertzen erzählt, auf ihr Auto angewiesen zu sein, um Einkaufen oder auf den Friedhof zu gehen. Daher fahre sie trotz der derzeitigen Spritpreise nicht weniger Auto. Das gilt auch für Ulrich Koch und Armin Dobmeier, für die ihr Auto wiederum aus beruflichen Gründen unverzichtbar ist. Keiner den Befragten gab an, wegen den gestiegenen Preisen vermehrt den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. So ist auch Wolfgang Breuer weiterhin genauso oft mit dem Auto unterwegs. „Das liegt daran, dass ich sowieso sehr wenig Auto fahre“, begründet er. Weil er wenig Sprit benötige, sei er notfalls daher auch bereit, 2,50 Euro für den Liter Superbenzin zu bezahlen.

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Spritpreise verleiten zu Umstieg auf E-Auto

Armin Dobmeier hingegen, will sich mit Blick auf die Preisentwicklung in den vergangenen Monaten nicht festlegen, wie viel er im Falle der Fälle bereit wäre, für den Liter Sprit zu bezahlen. „Vor einem Jahr hätte ich keine zwei Euro gesagt“, so der Stuttgarter, der wie Wolfgang Breuer und Sabina von Oertzen die tagesaktuelle Preisentwicklung an den Tankstellen genaustens beobachtet. Von Oertzen erklärt: „Ich schaue immer wie viel der Liter kostet und wenn ich sehe, dass er weniger kostet als normalerweise, dann tanke ich – selbst wenn mein Tank noch halb voll ist.“

Ulrich Koch bleibt der tägliche Preischeck beim Passieren der Tankstellen zumindest außerhalb seiner Arbeit erspart. Denn Koch besitzt ein Elektroauto. Dagegen fährt Armin Dobmeier weiter ein Auto mit Verbrennermotor. „Für meinen Wohnwagen gibt es da leider noch nichts“, erklärt er. Wolfgang Breuer ist dagegen auf der Suche nach einem E-Auto fündig geworden. Allerdings muss er sich noch einige Monate gedulden, bis dieses bei ihm eintrifft. Angesichts des geplanten Ölembargos der EU gegen Russland kann dieses für Breuer wohl nicht früh genug geliefert bekommen.

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