Der Landkreis Böblingen wird auch in 2024 und 2025 die erwarteten Verluste des Klinikverbund Südwest auffangen. Für 2024 wird mit einem Minus von 54 Millionen Euro gerechnet. Würde der Kreis nicht einschreiten, wären die Kliniken insolvent.
Der Landkreis Böblingen wird aus seiner Haushaltskasse auch in den Jahren 2024 und 2025 die Defizite tragen, die der Klinikverbund Südwest schreiben wird. Das beschloss der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Kreistags am Dienstagnachmittag. Damit ist der Betrieb der Kliniken in den Kreisen Böblingen und Calw auch in diesen beiden Jahren gesichert.
Für das Wirtschaftsjahr 2023 rechnet der Klinikverbund mit einem Verlust von rund 57,4 Millionen Euro. Auf die Kreiskliniken Böblingen fällt ein Minus von rund 42,3 Millionen Euro. Der eigentliche Verlust hier liegt mit 49 Millionen Euro eigentlich höher, kann durch einmalige Finanzhilfen aber abgemildert werden.
Obwohl der Klinikverbund durch ein neues Ergebnisverbesserungsprogramm zuletzt jährlich rund zwölf Millionen Euro einsparen konnte, fällt die Kalkulation für 2024 schlecht aus: Aktuell wird ein Verlust von rund 54,2 Millionen Euro prognostiziert.
„Für Banken ist wichtig zu sehen, dass wir als Träger für die Defizite aufkommen. Würden wir eine solche positive Fortführungsprognose nicht abgegeben, würden die Kliniken insolvent werden“, erklärte Landrat Roland Bernhard (parteilos). Erste Einsparungsmaßnahmen, die der Klinikverbund eingeleitet hat, hätten trotz des hohen Niveaus des Verlusts aber bereits „gefruchtet“, so Bernhard.
Die Kreisräte bezeichneten die Garantieleistung des Kreises für den Erhalt der Krankenhäuser in Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Leonberg als alternativlos. Thomas Sprißler (Freie Wähler) sagte: „Wir stehen zu unserem Wort, dass wir weiter helfen. Trotzdem sorgen wir uns alle.“ Thomas Riesch (CDU) unterstrich: „Wir haben keine andere Wahl. Wir können ein solches Millionendefizit aber auch nicht auf Dauer ausgleichen.“ Florian Glock (FDP) betonte: „Wir sind in der glücklichen Lage, solche Summen noch tragen zu können.“ In Koblenz, so Glock, habe erst kürzlich ein Verbund, der in Größe dem Klinikverbund entspricht, pleite gemacht. Die Kliniken mussten schließen.
Neben dem Ergebnisverbesserungsprogramm und der nun vollzogenen Fusionierung der ehemaligen Kreiskliniken Böblingen mit den Kreiskliniken Calw soll vor allem das Medizinkonzept mit einer Konzentrierung medizinischer Angebote im neuen Flugfeldklinikum in Böblingen langfristig für eine wirtschaftliche Erholung sorgen.
