Zumindest in Deutschland läuft es für die Autobauer prima. Besonders, weil Käufer SUV und Geländewagen mögen. Und einige auch Elektroautos. Keine Krise also für Deutschlands wichtigste Industriebranche?

Berlin - Grau und schwarz - Autokäufer in Deutschland mögen düstere Farben. Die Industrie aber kann auf dem Heimatmarkt eine rosige Bilanz ziehen: 2019 hat sie in Deutschland so viele Autos verkauft wie seit zehn Jahren nicht. 3,6 Millionen Neuzulassungen gab es, fünf Prozent mehr als im Vorjahr und nur etwa 200 000 weniger als im Ausnahmejahr der Abwrackprämie 2009. Doch der Erfolg in Deutschland ist für die Autobauer nur zum Teil einer. Und er täuscht nicht über die Probleme hinweg, die der Weltmarkt birgt.

 

Denn daheim setzen die deutschen Hersteller nur noch etwa jedes sechste Auto ab. International gehen die Verkäufe zurück. Chinesen und US-Amerikaner kauften weniger Autos, auch in der EU werde der Absatz sinken, prophezeite der Verband der Automobilindustrie (VDA) kürzlich. Der frühere VDA-Präsident Bernhard Mattes warnte: „Der Weg wird also steil, steinig, beschwerlich.“

Große Autos weiter beliebt

Trotz der Debatten um mehr Klimaschutz sind bei den Deutschen große Autos immer beliebter. Die im Durchschnitt etwas durstigeren SUV und Geländewagen legten bei den Zulassungen am stärksten zu. Bis Ende November fiel knapp jeder dritte Neuwagen in eine dieser beiden Kategorien, wobei nicht jedes SUV ein Schwergewicht ist.

Schon jeder elfte Neuwagen hat einen alternativen Antrieb. Die meisten sind Hybride. Das heißt, es arbeitet neben dem Elektromotor auch ein Verbrenner unter der Haube. Reine Elektroautos kommen auf einen Marktanteil von 1,8 Prozent. 63 281 wurden verkauft, drei Viertel mehr als im Vorjahr.

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Für mehr Klimaschutz will die Bundesregierung deutlich mehr Stromautos auf die Straßen bringen. Die deutschen Hersteller sehen sich in einer Angebotsoffensive. Bis 2023 werde sich ihre Palette auf mehr als 150 Modelle verdreifachen, versprechen sie. Allein Volkswagen hat vor, in dem Jahr eine Million E-Autos zu bauen. Der US-Hersteller Tesla plant bei Berlin eine Fabrik für bis zu 500 000 E-Autos pro Jahr.

Politik und Autoindustrie haben vereinbart, dass bis 2022 in Deutschland 50 000 neue Ladestationen entstehen sollen. Aktuell gibt es nach Versorgerangaben rund 24 000 öffentlich zugängliche Ladepunkte.

Produktion geht zurück

Die Produktion in den deutschen Autofabriken geht weiter zurück. Knapp 4,7 Millionen Autos liefen 2019 vom Band, das waren zum zweiten Mal in Folge gut neun Prozent weniger als im Vorjahr. Der Branchenverband führte das darauf zurück, dass die Nachfrage weltweit zurückgehe. Dabei bleibt die Auslandsproduktion der deutschen Konzerne nach Verbandsangaben stabil bei jährlich gut 11 Millionen.

Das hat Folgen für die mehr als 830 000 Beschäftigten in Deutschland. Werke sind weniger ausgelastet, befristete Arbeitsverträge werden seltener verlängert, Kurzarbeit eingesetzt. Der Verband rechnet mit kleineren Stammbelegschaften in diesem Jahr.

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Zumal auch der deutsche Markt nachlassen könnte. „2020 kommt es nach dieser Rekordjagd zu einer Normalisierung“, heißt es bei den Importeuren im Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller. Er rechnet für 2020 mit rund 3,35 Millionen Neuzulassungen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe sieht die Kunden wirtschaftlich verunsichert und rechnet sogar nur mit 3,26 Millionen. Das entspräche einem Minus von beinahe zehn Prozent.

Im vergangenen Jahr wurden auch deshalb deutlich mehr Autos zugelassen, weil die Hersteller 2018 einen Teil ihrer Neuwagen nur schwer vom Hof bekommen hatten. Es fehlte die Zulassung nach dem neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP, viele Autos ließen sich erst Monate später verkaufen.

Gestoppt scheint der Abwärtstrend beim Diesel. 32 Prozent der Neuwagen fuhren 2019 mit Selbstzünder vom Hof, der Anteil blieb damit in etwa stabil. Bei der Farbwahl sind die Käufer in Deutschland zurückhaltend: 30 Prozent der Neuwagen waren grau, 25 Prozent schwarz und knapp 21 weiß.