Nach einem lauten Knall stürzt mitten am Tag ein Wohnhaus in Brandenburg teilweise zusammen. Eine Tote wird geborgen, es gibt verletzte Bewohner, Evakuierungen und Fassungslosigkeit.

Hohen Neuendorf - Ein Mann hält die Hände vor sein Gesicht und kämpft mit den Tränen. Gerade kommt er von der Arbeit nach Hause und will in seine Wohnung. Nun steht er im brandenburgischen Hohen Neuendorf vor den Trümmern seines Wohnhauses. Immer wieder fragt er, was passiert sei und schaut dabei fassungslos auf das Mehrfamilienhaus. Rettungskräfte nehmen ihn behutsam am Arm mit in das städtische Feuerwehrhaus. Dort ist eine Anlaufstation für Betroffene eingerichtet.

 

Das Mehrfamilienhaus stürzte am Samstagmittag nach einem Knall teilweise zusammen. Eine 60-jährige Frau kam ums Leben. Vier weitere Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Ein weiterer Mensch wurde den Angaben zufolge zunächst noch vermisst. Die Polizei vermutete ihn unter den Trümmern. Das Technische Hilfswerk suchte mit einer Drohne mit Wärmebildkamera nach ihm. Anfangs hatte die Polizei von zwei vermissten Personen gesprochen. In dem mehrstöckigen Wohnhaus in der Ortsmitte wohnten insgesamt sieben Menschen, nach Aussage eines Anwohners überwiegend ältere Bewohner.

Die Ursache für das Unglück war zunächst unklar. Ein weiterer Anwohner berichtete einem dpa-Reporter vor Ort von einem „fürchterlichen Knall“. Er habe danach einen lauten Rutsch gehört, der sich anhörte, als würden Betonteile zusammenfallen, sagte der Mann.

Zwei benachbarte Häuser evakuiert

Die Polizei vermutet eine Explosion. Es sei möglich, dass es im Keller des Hauses eine Detonation gegeben habe, sagte ein Sprecher. Nach Einschätzung von Baufachberater Matthias Benn vom Technischen Hilfswerk (THW) ist das Haus nicht mehr sicher. Geplant sei, das Gebäude in der Nacht von oben abzutragen. Derzeit werde versucht, schweres Gerät an das Haus zu bringen, so Benn. Aus Sicherheitsgründen wurden zwei benachbarte Häuser evakuiert.

Das Haus sieht aus, als hätte es jemand an der Seite durchtrennt. Das Treppenhaus des dreistöckigen Gebäudes ist sichtbar, zerborstenes Holz und kaputte Fenster hängen an den Seiten herunter. Risse ziehen sich durch die gesamte Fassade. Eine komplette Stirnseite des Gebäudes liegt in Trümmern.

Zu der Frage, ob Hilfe für die Bewohner angedacht sei, konnte eine Sprecherin des Landkreises vor Ort noch keine konkreten Angaben machen. „Aber wir lassen die Bewohner nicht im Regen stehen.“

Hohen Neuendorf ist nach Angaben der Stadtverwaltung die drittgrößte Stadt des Landkreises Oberhavel, nah an Berlin und nicht weit weg von der Landeshauptstadt Potsdam. Im Stadtgebiet wohnen der Verwaltung zufolge rund 26 000 Menschen.