In der Ausstellung „Hohenasperg – ein deutsches Museum“ sind 24 neue Exponate zu sehen – darunter ist auch das Zellenkontrollbuch des 1977 bis 1978 im Justizvollzugskrankenhaus inhaftierten RAF-Terroristen Günter Sonnenberg.
Asperg - Licht an, Licht aus. So muss man sich das wohl vorstellen. Im Abstand von höchstens 15 Minuten kontrollierten die Justizvollzugsbeamten im Jahr 1977 die Zelle des RAF-Terroristen Günter Sonnenberg. Der 23-Jährige war zu diesem Zeitpunkt im Justizvollzugskrankenhaus auf dem Hohenasperg untergebracht. Bei seiner Verhaftung im Mai war er durch einen Kopfschuss verletzt worden. Es war die Zeit nach den Selbstmorden von Stammheim. Die Angst war offenbar groß, ein weiterer Häftling könne seinem Leben ein Ende setzten. Und die Angst hat ganz genau Buch geführt.
In einem Zellenkontrollbuch notierten die Diensthabenden auf die Minute genau, wann sie die Zelle betraten. Manchmal schrieben sie noch dazu, dass es Frühstück gab oder Medikamente. Oder dass sie einen Fernseher in die Zelle oder wieder aus ihr heraus transportierten. Bei der Kontrolle um Mitternacht vom 23. auf den 24. Dezember 1977 hat einer der Beamten handschriftlich „Frohe Weihnachten“ im engzeilig beschriebenen Heft notiert. Genau an dieser Stelle hat die Kuratorin Franziska Dunkel die DIN-A4-Seiten aufgeschlagen.
Die Namen der Bediensteten sind geschwärzt
Das Heft ist eines der 24 neuen Exponate, die in der als Dauerausstellung konzipierten Schau „Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis“ jetzt zu sehen sind. Der Brief des zuständigen Richters des Oberlandesgerichts Stuttgart, in dem er erklärt, welche Zeitungen Günter Sonnenberg bekommen darf, ist ebenfalls unter den Ausstellungsstücken. Die Namen des Richters und der Justizvollzugsbediensteten sind geschwärzt. „So will es der Datenschutz“, sagt Dunkel. Günter Sonnenberg hingegen hat der Veröffentlichung der Daten seiner Überwachung zugestimmt.
Die beiden genannten Schriftstücke entstammen dem Staatsarchiv Ludwigsburg und sind eine Leihgabe. Sie stehen schon seit einiger Zeit auf der Wunschliste Franziska Dunkels. Teile davon kann sie immer dann abarbeiten, wenn die Ausstellung wieder ein klein wenig ihr Gesicht ändert, um lebendig zu bleiben.