Für Yingjie Wu bedeutet die Coronakrise eine Katastrophe. Der Hohenheimer Masterstudent und seine Kommilitonen haben ihre Minijobs verloren und wissen nicht, wie sie die 1500 Euro Studiengebühr zahlen sollen – und wie es überhaupt weitergeht. Nun setzen sie auf die Politik.

Stuttgart - Für Yingjie Wu bedeutet die Corona-Krise eine Katastrophe. Der Hohenheimer Masterstudent der Agrarwissenschaften und seine Kommilitonen haben ihre Minijobs verloren und wissen nicht, wie sie die 1500 Euro Studiengebühr zahlen sollen, die die Landesregierung seit 2017 von Nicht-EU-Ausländern erhebt. Wie soll es nun weitergehen? Wie stark wird sich ihr Studium durch Corona verzögern? Und wie sollen sie sich finanzieren? Nun setzen sie auf die Politik.

 

Yingjie Wu hat gemeinsam mit anderen internationalen Studenten einen offenen Brief an den Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert geschrieben und eine Online-Petition an Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gestartet. Darin fordern sie, die Studiengebühren fürs Sommersemester auszusetzen.

Mehr als 2400 Unterstützer haben sich am Sonntag bereits eingetragen. Nicht nur Yingjie Wu sieht die Studiengebühren als Benachteiligung gegenüber seinen EU-Kommilitonen, die keine bezahlen müssen. „Ich habe nicht gedacht, dass sich die Krise auch in Deutschland so schnell ausbreiten wird“, sagt der Student aus China. „Wegen der Krise haben wir unsere Jobs verloren, und unsere Familien haben Schwierigkeiten, uns Geld zu senden, weil sie ihre Jobs verloren haben oder weniger Geld verdienen können.“ Sorgen macht sich der Student auch wegen seines Wohnheimzimmers, denn es sei wegen der Mietbefristung auf vier Semester „unklar, ob wir länger bleiben dürfen, wenn das Studium länger geht“. Ein Zimmer zu finden sei schwer. Und, so Yingjie Wu: „Ich weiß von manchen, dass sie kaum mehr Geld mehr haben, um Essen zu kaufen.“

Verzögerung der Prüfungsabschlüsse würde internationale Studenten finanziell belasten

In einem offenen Brief fordern die internationalen Studierenden zudem Unirektor Dabbert auf, sich für eine Lösung einzusetzen, da die Verzögerung mehrerer Prüfungsabschlüsse ins nächste Semester oder gar ins nächste Jahr für viele Studenten zu „unhaltbaren finanziellen Belastungen“ führen werde. Für Andreas Pyka, Prorektor Internationalisierung der Uni Hohenheim, sind diese Sorgen gut nachvollziehbar. Aber die Studiengebühren seien landesweit gesetzlich geregelt. Die Landesunis hätten sich wegen Corona zu einer Taskforce zusammengeschlossen, die jede Woche mit Vertretern des Wissenschaftsministeriums und der Politik tage. Dort bringe man die Forderungen der Studenten in die Verhandlungen ein.