Freizeitpark ja bitte – Hohenstaufen nein danke. Immer weniger Schulausflüge haben zuletzt auf den Gipfel der Staufer geführt. Das soll sich jetzt wieder ändern – mit einem Bergerlebnis.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Früher hat es kein Entrinnen gegeben. Mindestens ein Klassenausflug in der Schullaufbahn führte jeden Göppinger Schüler auf den Hohenstaufen. So war das schon bei Helmut Bäurle. „In der ersten oder zweiten Klasse sind wir hier rauf“, sagt der 86-jährige Elektrikermeister. Vielleicht hat sich damals ja die Liebe zum Göppinger Hausberg entwickelt. Regelmäßig kommt er hierher. Jetzt ist er mit den Jahrgangskollegen seiner Frau heraufgestiegen zu einem kleinen Klassentreffen des Jebenhausener Jahrgangs 1935/36.

 

Ob Paul, Lilli, Arne und die anderen Kinder aus der Grundschule im Göppinger Stauferpark in 70 Jahren auch einmal als Stammkunden auf dem Hohenstaufen kommen? Das zumindest ist die langfristige Strategie von Andreas Schweickert. „Jahrzehntelang gab es diese Tradition des Schulausflugs hierher. In den vergangenen Jahren ging es immer mehr zurück. Jetzt wollen wir das wieder aufleben lassen“, sagt der Burgherr.

Spielerisch in die Geschichte eintauchen

Diesen Ehrentitel trägt Schweickert, seit seine Agentur Saltico die Bewirtschaftung der neu gebauten Berggaststätte übernommen hat. Dabei geht es ihm keineswegs nur darum, genügend Schnitzel zu verkaufen. Da wäre die Zielgruppe der Grundschüler wohl auch uninteressant, schließlich haben sie die Wurst, die sie am Ende über das offene Feuer halten, selbst mitgebracht. Schweickert will den Kaiserberg insgesamt beleben und hat dafür einen Freundeskreis ins Leben gerufen. Zusammen mit seiner Kollegin Alexandra Kröner hat er jetzt ein Bergquiz erdacht, das den Grundschülern an 15 Stationen die Geschichte des Berges, der Staufer und der Landschaft näher bringen soll.

Die Grundschüler aus dem Stauferpark haben es am Donnerstag in einem Pilotprojekt getestet – und für „gut“ befunden. Mit dem Ausflug des vergangenen Jahres, der die Kinder in die Wilhelma führte, könne der Tripp auf den Hohenstaufen jedenfalls mithalten, finden die Drittklässler. „Das macht hier mehr Spaß, als in der Schule rumzusitzen“, sagt Paul. Schon der zweistündige Fußmarsch von der Schule hinauf auf den 685 Meter hohen Gipfel sei schön gewesen. Und dann hätten sie auch einiges gelernt.

Ein unpassender Schwimmbadname

Das hört ihre Lehrerin Carola Locherer natürlich gerne. „Ja, was habt ihr denn gelernt?“, fragt sie und nutzt die Chance zur Ergebnissicherung. Zum Beispiel, dass hier alles früher ein Meer gewesen sei – das Jurameer –, dass die Schwäbische Alb aus dem Dreck vom Meer entstanden ist und dass deshalb hier überall Versteinerungen zu finden sind. Solche Fossilien haben die Kinder in die Hand nehmen dürfen. Und beim Stelzenlaufen über einen imaginären Fluss haben sie erfahren, dass Kaiser Friedrich Barbarossa im Fluss ertrunken ist. Wobei das manche schon merkwürdig finden: „Wieso heißt das Schwimmbad dann Barbarossa-Therme?“

Beeindruckt hat die Kinder natürlich auch die Geschichte von Königin Irene, die auf dem Hohenstaufen im Kindbett gestorben ist. Woher sie stammte? „Aus Istanbul“, sagt Osman selbstbewusst. „Da habe ich einen Cousin.“

Während sich der Jahrgang 35/36 zu Kaffee und Kuchen begibt, geht es für die Kinder zu Fuß zurück in den Stauferpark. Schweickert hofft derweil auf weitere junge Ausflugsgäste. Der Einzugsbereich sei klar: „Überall, wo man den Berg sieht.“