Die Lehrpläne wandeln sich, doch die Schulbauten bleiben. Jetzt ist schon wieder eine Göppinger Schule unter Denkmalschutz gestellt worden: Das Hohenstaufen-Gymnasium von Günter Behnisch.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Was für das Hotel Apostel bislang offenbar nicht in Frage kommt, hat das Hohenstaufen-Gymnasium jetzt geschafft: Das Gebäude ist vom Landesdenkmalamt in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen worden. Es sei ein „qualitätvolles und baulich sehr gut überliefertes Beispiel der Schularchitektur der 1950er Jahre“, heißt es in der Begründung der Landesbehörde.

 

Die Denkmalschützer ehren damit auch den im Jahr 2010 verstorbenen Stuttgarter Architekten Günter Behnisch. Für den späteren Schöpfer des berühmten und ebenfalls längst denkmalgeschützten Münchner Olympiastadions war das Hohenstaufen-Gymnasium eines seiner Frühwerke. Er hatte sich mit seinem noch jungen Büro auf den damals boomenden Schulbau konzentriert. Das Hogy war sein neuntes Werk und markiert den Übergang von der handwerklichen Bauweise zur Vollmontage industriell gefertigter Baumaterialien. Für diese Technik wurde Behnischs Büro im Laufe der 60er Jahre zum Vorreiter.

Beispiel für „demokratische Baugesinnung“

Mit seiner „klaren Baugestalt“, der „konstruktiven Ehrlichkeit“ und den „sparsam eingesetzten Gestaltungsmitteln“ sei das Schulgebäude zur „funktionalistischen Strömung der Nachkriegsmoderne“ zu zählen. Behnisch, der das Gebäude zusammen mit seinem Kollegen Bruno Lambart plante, beim damaligen Architektenwettbewerb zunächst aber nur den zweiten Preis erzielte, habe auf eine zurückhaltende Gestaltung gesetzt und auf „überkommene Würdeformeln“ verzichtet, so das Denkmalamt. Das Gebäude stehe somit für eine „demokratische Baugesinnung“.

Der Baubürgermeister Helmut Renftle reagierte gespalten auf die Auszeichnung. „Einerseits ist das ganz toll, andererseits wird jetzt natürlich alles diffiziler.“ Gegenwärtig werden die Pläne für eine umfassende Sanierung des 1959 bezogenen Gebäudes ausgearbeitet. Dazu steht die Bauverwaltung in engem Kontakt mit dem Büro des Architektensohns Stefan Behnisch. Nun müssten eben auch die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden, wobei die Stadt immerhin auf Fördergelder hoffen könne, sagte Renftle. Vor Beginn der Sanierung habe er die Frage der Denkmalwürdigkeit aber klären wollen, um später kostspielige Umplanungen zu vermeiden.

Viele Schulen stehen unter Schutz

Das Hogy ist nicht die erste Göppinger Schule, die unter Denkmalschutz steht. Auch die Uhlandschule, das Freihof-Gymnasium, das Mörike-Gymnasium und die Schiller-Schule führt das Landesdenkmalamt auf seiner Liste. Dennoch ist die Schulleiterin Martina Wetzel natürlich stolz. Der Bau sei etwas Besonderes und „in seiner Strukturierung nach wie vor gut nutzbar“, sagt die Oberstudiendirektorin. Einzig das Fehlen von Besprechungsräumen bedeute für den heutigen Schulbetrieb ein Manko. Bedauerlich sei auch, dass es keine große Aula gebe, wobei daran wohl nicht der Architekt die Schuld trägt. Diese war von den Verantwortlichen damals aus dem Raumprogramm entfernt worden. Dafür spendierte Behnisch zwei Innenhöfe, von denen einer mit umlaufenden Treppen als Atrium ausgebildet ist.

Und wie gefällt den gut 700 Schülern ihre Schule? Im Sommer gibt es immer wieder Klagen über zu hohe Temperaturen in dem Stahlbetonglasbau. Doch das lässt die Schulleiterin nicht gelten. Man müsse eben rechtzeitig die Jalousien herunterlassen. „Dann lässt es sich hier ganz gut arbeiten“, sagt sie – auch jetzt, während der Abizeit.

Fast 200 Denkmalbauten in der Stadt

Göppingen - Das Hogy besteht aus einem 100 Meter langen, viergeschossigen Klassentrakt. Durch ihn schiebt sich asymmetrisch ein zweigeschossiger Vierflügelbau. Er besteht aus zwei parallel zum Hauptbau verlaufenden Gebäudetrakten für Fachräume, die durch Glasgänge durch den Haupttrakt hindurch miteinander verbunden sind.

Insgesamt gibt es in Göppingen 182 Bau- und Kunstdenkmale. Das ist kreisweiter Rekord. In Geislingen sind es 160, in Eislingen nur 23 Denkmäler. Dennoch sind die Göppinger Zahlen eher bescheiden. In Esslingen zum Beispiel hat das Denkmalamt des Landes 595 Bauten auf seiner Liste.