Der Dekan Friedrich Zimmermann aus Ditzingen hat die Visitation der Matthäusgemeinde abgeschlossen. Der Besuch ist für alle Beteiligten eine Chance.

Gerlingen - Eine Visitation ist zwar ein Besuch, hat aber mit nettem Plausch beim Kaffee wenig zu tun. Friedrich Zimmermann, seit 2013 der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Ditzingen, hat jetzt die erste Inspektion einer Gemeinde abgeschlossen – in der Gerlinger Matthäusgemeinde. Weit mehr als zwei Dutzend Besuche, Gespräche und Termine habe er seit Ende Februar auf der Gerlinger Höhe absolviert, sagte der 59-Jährige unserer Zeitung – und einen sehr guten Eindruck gewonnen. Die Gemeinde habe einige Besonderheiten. Den gut besuchten Abschlussgottesdienst am Sonntag gestaltete er zusammen mit seinem Kollegen, dem Ditzinger Schuldekan Andreas Hinz.

 

Männerrunde trifft sich jeden Samstag

„Woher sollen die Kirchenbezirke und die Kirchenleitung wissen, was vor Ort passiert? Es ist ein Verfahren, um zu hören, zu sehen und Themen aufzunehmen.“ So fasst Hinz zusammen, was eine Visitation ausmacht, die etwa alle acht Jahre stattfindet. Zu Beginn der Gespräche kurz nach dem 50-Jahr-Jubiläum stellte sich die Gemeinde dem Dekan vor: Dafür haben die Verantwortlichen viele professionell gestaltete Plakate entworfen. Schon in der Kernarbeit der Gemeinde offenbart sich ein Spezifikum: die Männerrunde, die sich am Samstagvormittag trifft und Gäste zu allen möglichen Themen einlädt. Dann der Krankenpflegeverein, der ältere Menschen regelmäßig zum Essen und zur gemeinsamen Bewegung einlädt. Oder die Kooperation mit der Klinikseelsorge. Es sei gut, alles konzentriert zu sehen, sagt die Matthäus-Pfarrerin Margit Schmid. Allein die Bestandsaufnahme sei sehr gut gewesen. Häufig wisse nicht einmal jeder Teilnehmer einer Gruppe, was sonst in der Gemeinde passiere, sagt Hinz aus eigener Erfahrung. Der Kirchengemeinderat, sagt die Vorsitzende Angelika Schnell-Herb, werde sich nochmals einen ganzen Tag zur Auswertung Zeit nehmen.

„Beim Reflektieren wird einem bewusst, wie viel Positives da geschieht“, ergänzt die Klinikseelsorgerin Anna-Lena Frey, die auch in der Matthäuskirche Gottesdienste hält und die Gemeinde in die Krankenhauskapelle einlädt. Dekan Friedrich Zimmermann hat in den beiden Kliniken auch mit Ärzten und Pflegenden geredet. Es sei „sehr gut angekommen“, so Pfarrerin Frey, „dass die Kirchenleitung sich Zeit nimmt“.

„Ein bisschen wie Mitarbeitergespräche“

Er empfinde Visitation „ein bisschen wie Mitarbeitergespräche in einem Unternehmen“, rekapituliert Zimmermann. Er spüre die Atmosphäre in einer Gemeinde, „besonders dann, wenn ich den Eindruck habe, die Leute sind fröhlich und gerne dabei“. Die Matthäuskirche zeichne „das besondere diakonische Profil“ aus. Wenn etwas nicht so gut laufe, sagt Zimmermann ganz allgemein, „dann kann Visitation auch eine Motivation sein“. Er schaue, „was es gibt in der Gemeinde – oder auch nicht“. Da freue ihn die Erkenntnis, dass „unser Gott ein fehlerfreundlicher Gott ist“.

Beim Kirchcafé haben die Gemeindeglieder reichlich die Gelegenheit genutzt, mit dem Dekan zu reden. Das können andere in Gerlingen demnächst auch: Die nächste Visitation beginnt bereits in anderthalb Wochen. Da werden die Petrus- und die Lukasgemeinde zusammengefasst. Das Gemeindeforum zum Start ist am Freitag, 24. Juni, um 19 Uhr im Lukas-Gemeindehaus. Weiter geht es dann nach den Ferien.