Wenn Wolfgang Kimmig-Liebe in der Stadt ist, können Advent und Weihnachten nicht mehr weit sein. Regelmäßig um diese Zeit verwandelt er sich in keinen Geringeren als in den Nikolaus.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Der Mann ist nicht zu übersehen. Und das nicht nur wegen seiner stattlichen Größe, es ist vor allem sein Äußeres, das heraussticht. Sein Name ist Wolfgang Kimmig-Liebe, sein wahrer Name aber ist Nikolaus. Als solcher fühlt er sich – und kleidet sich entsprechend. In rotem Nikolausgewand, die Mitra auf dem weißen Haupt, den Bischofsstab in der Hand – so sitzt er für Fotoaufnahmen auf einem nachgebauten Stuhl von Papstes Benedikt XVI im Haus der Geschichte, wo er, wenn er nicht Nikolaus ist, gelegentlich als Aufsicht arbeitet.

 

Wolfgang Kimmig-Liebe ist irgendwie anders. Früher arbeitete er bei VW in Böblingen, jetzt arbeitet er für den lieben Gott. Genauer gesagt seit 38 Jahren. So lange schon verwandelt sich immer zur Adventszeit in einen anderen Menschen oder vielmehr in den Nikolaus, der auszieht, Menschen zu beglücken und zu beschenken – mit Lebkuchen seines Aachener Sponsors, vor allem aber mit seiner Anwesenheit und seinen guten Wünschen.

Für Wolfgang Kimmig-Liebe gibt es noch viel Gutes zu tun

Auf dieser Mission ist der 67-Jährige weit rumgekommen. Von Patara in der Türkei, dem Geburtsort des historischen Bischof Nikolaus, bis nach Bethlehem im Heiligen Land. Zwischendurch ist er immer wieder auch in Myra, dem heutigen Demre, wo der echte Nikolaus bis zu seinem Tod am 6. Dezember 343 n. Chr wirkte und begraben ist. In Myra will dereinst auch Wolfgang Kimmig-Liebe bestattet werden.

Immerhin ist er dort Ehrenbürger in Anerkennung seiner sozialen Verdienste. Bis dahin aber gibt es noch unendlich viel Gutes zu tun. Bis zum 24. Dezember besucht er Krankenhäuser und Hospize in der Region Stuttgart und im Raum Aachen, begleitet von einem ehemaligen Arbeitskollegen und seiner Frau. Auch ein Abstecher nach Bethlehem ist wieder geplant.

Neun von zehn Autofahrern winken zurück

In Stuttgart sorgte der Nikolaus diese Woche nicht nur bei seinen Besuchen im Haus der Geschichte und beim Radiosenders Antenne 1 für Aufsehen, sondern auch an der B 14 gegenüber dem Landtag, wo er mit großer Ausdauer Autofahrern zuwinkte, die sich dort durch die Baustelle zwängten. Und das Bemerkenswerte daran: aus mürrisch dreinblickenden Autofahrern wurden fröhliche Zeitgenossen. Neun von zehn Autofahrern, so ergab eine kleine Stichprobe, winkten zurück, lachten, kurbelten das Fenster für einen Handschlag runter – und bestätigten Wolfgang Kimmig-Liebe wieder einmal darin, das Richtige zu tun.