Der Nationalverteidiger Holger Badstuber spricht über die Balance zwischen Abwehr und Angriff, seine Vorliebe für ein 1:0 – und über seine neuen Muskeln.

Danzig - Bei der WM 2010 ist Holger Badstuber als linker Verteidiger ins Turnier gegangen – und war nach zwei Spielen draußen. Jetzt startet er als unumstrittener Innenverteidiger in die EM. „Anscheinend gefällt dem Trainer meine Art, Fußball zu spielen“, sagt der 23-Jährige.
Herr Badstuber, mit Verlaub: Kann es sein, dass Sie zugelegt haben?
Das stimmt, aber das war so gewünscht. Bei der WM habe ich noch 78 Kilo gewogen, jetzt sind es 84. Als Innenverteidiger muss man körperlich etwas ausstrahlen.

Macht es Spaß, sich mit Hanteln zu quälen?
Wenn man das Ergebnis sieht, dann schon.

Warum ist es wichtig für einen Abwehrspieler, dass man kräftig ist?
Man fühlt sich einfach wesentlich stabiler, man kann einen Gegner auch einfach mal zur Seite drücken. Das gibt Selbstbewusstsein und Sicherheit in den Zweikämpfen.

Ihr Kollege Mats Hummels hat zu Beginn der Vorbereitung gesagt, Sie seien gesetzt. Ist das so?
Anscheinend gefällt dem Bundestrainer meine Art, Fußball zu spielen, und auch die Weise, wie ich mich in der Gruppe verhalte. Ich spüre, er fühlt sich mit mir auf dieser Position in der Innenverteidigung wohl. Das fühlt sich auch für mich gut an.

Sehen Sie sich als Chef der Abwehr?
Abwehrchef – ich mag dieses Wort nicht. So etwas gab es vielleicht früher mal, als noch der Libero existierte. Heute ist das anders. Heute sind die beiden Innenverteidiger gleichberechtigt, haben ihre klaren Aufgaben und ergänzen sich gegenseitig. Natürlich versuche auch ich, von hinten heraus die Kommandos zu geben. Das gilt aber genauso für meinen Nebenmann.

Wie schwierig ist es, ständig mit anderen Nebenmännern spielen zu müssen?
Gerade in der Innenverteidigung ist es von Vorteil, einen festen Partner zu haben, mit dem man eingespielt ist und dem man vertraut. Nicht ohne Grund wechseln Trainer auf dieser Position nicht allzu gerne. Das Zentrum muss sehr gut besetzt sein.

Was ist für Sie der Unterschied, wenn Sie mit Per Mertesacker zusammenspielen oder mit Mats Hummels?
Das sind zwei unterschiedliche Spielertypen. Per ist natürlich ein erfahrener Spieler, der weiß, wie es geht, auch aufgrund seiner Turniererfahrung. Mats ist noch ein junger Spieler, der aber auch schon bewiesen hat, dass er auf diesem Niveau spielen kann. Ich habe mit beiden ein gutes Gefühl und kann ihnen vertrauen, dass sie mir im Spiel helfen, wenn das mal nötig ist.

Per Mertesacker hat aber seit vier Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten.
Ich kann nicht beurteilen, wie gut er sich fühlt, wie viel Sicherheit und Vertrauen in sich er schon wieder hat. Er war lange verletzt, das darf man nicht unterschätzen. Per hat jetzt zwar zwei Länderspiele gemacht – aber Portugal ist ein anderer Gegner als die Schweiz oder Israel.